Wehrpflicht bleibt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 115 / 31. 01. 2013<br />
Innenpolitik<br />
6<br />
verständlich akzeptieren wir das. Jetzt<br />
braucht es zwei Dinge: Der Zivildienst soll<br />
gleich der <strong>Wehrpflicht</strong> auf sechs Monate verkürzt<br />
werden. Ebenso muß die direkte Demokratie<br />
jetzt ausgeweitet werden. Denn 50<br />
Prozent Beteiligung sind ein klarer Auftrag<br />
für einen Ausbau.“ Auch für die Grünen ist<br />
der unklare Kurs der SPÖ für das Ergebnis<br />
dieser Volksbefragung verantwortlich.<br />
Team Stronach Klubobmann Robert Lugar<br />
sagte, die Volksbefragung habe gezeigt,<br />
daß das Volk bei wichtigen Entscheidungen<br />
mitreden wolle. „Dem ist ebenso Rechnung<br />
zu tragen, wie den eingeforderten Minderheitenrechten<br />
als Kontrollmöglichkeit für<br />
die Opposition.“ Das von Rot und Schwarz<br />
vorbereitete Demokratiepaket sei für ihn ein<br />
erster Schritt in die richtige Richtung. „Das<br />
Paket soll Verwaltungsreformen und mehr<br />
direkte Demokratie beinhalten – da könnten<br />
wir nach Kenntnis der Details zustimmen“,<br />
kündigt Lugar an, dem die Reformen aber<br />
noch nicht weit genug gehen. „Wir wollen<br />
noch mehr direkte Demokratie, vor allem<br />
was die geplante Neuerung bei den Vorzugsstimmen<br />
betrifft.“<br />
Der Verteidigungsminister <strong>bleibt</strong><br />
Neben prinzipieller Kritik der Opposition<br />
an der „Unfähigkeit“ der Regierung hagelte<br />
es vor allem Vorwürfe gegen Verteidigungsminister<br />
Norbert Darabos (SPÖ), dem man<br />
nicht vergessen wollte, daß er vor nicht allzulanger<br />
Zeit, genauer gesagt im Herbst 2010,<br />
noch zu den eisernen Bewahrern der <strong>Wehrpflicht</strong><br />
gehört hatte. Erst ein nach einer Sitzung<br />
des SPÖ-Parteipräsidiums verkündeter<br />
Meinungsschwenk in Richtung Berufsheer<br />
brachte Darabos in die Schußlinie, schließlich<br />
sah er sich nun damit konfrontiert, seine<br />
eigenen Pro- gegen Kontra-Argumente umzuwandeln<br />
– und dabei glaubwürdig zu bleiben.<br />
Dieses unmögliche Unterfangen war dann<br />
auch von entsprechender Häme begleitet.<br />
Jetzt, nach der Volksbefragung, wird Darabos<br />
nun mit Innenministerin Johanna Mikl-<br />
Leitner gemeinsam federführend eine schon<br />
über Jahre aufgeschobene und dringende<br />
Bundesheerreform zu erarbeiten und dann<br />
als verantwortlicher Minister auch umzusetzen<br />
haben. Vorausgesetzt natürlich, daß es<br />
nach der Nationalratswahl (turnusmäßig im<br />
Herbst diesen Jahres) eine Regierungskonstellation<br />
geben wird, in der die SPÖ den<br />
Verteidigungsminister stellt und daß dieser<br />
dann auch Norbert Darabos heißen wird.<br />
Rücktrittsforderungen kamen vor allem<br />
aus Richtung FPÖ, die Darabos nach dieser<br />
„Niederlage“ als untragbar sah. Dem entgegnete<br />
der Bundeskanzler, Darabos sei ein ausgezeichneter<br />
Minister, und er habe volles<br />
Vertrauen zu ihm. Aus der ÖVP gab es keinen<br />
Wunsch nach einem Wechsel des Ressortchefs,<br />
wenn auch aus einem anderen<br />
Grund: ÖVP-Chef Michael Spindelegger<br />
sagte nämlich, Darabos solle die Suppe auslöffeln,<br />
die er „uns eingebrockt hat“.<br />
Das BZÖ hatte bereits vor der Volksbefragung<br />
nicht allzuviel Vertrauen in Darabos‘<br />
Arbeit gesetzt. Wehrsprecher Kurt List<br />
etwa hatte gesagt, dieser setze „seine Projekte<br />
lediglich als Waffe gegen seinen Koalitionspartner<br />
ein. In Wirklichkeit denkt der<br />
Minister aber nicht daran, in <strong>Österreich</strong> ein<br />
Berufsheer einzuführen.“ Und sah auch darin<br />
einen Rücktritt begründet.<br />
Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen,<br />
konstatierte, die Volkspartei betreibe ein<br />
sicherheitspolitisch falsches Spiel und wolle<br />
bloß den Verteidigungsminister als Schuldigen<br />
hinstellen, wenn nichts weitergehe.<br />
Auch letzteren ließ er nicht ungeschoren,<br />
Darabos habe alle Reformchancen „jämmerlich<br />
verspielt“.<br />
Robert Lugar, Klubobmann des Team<br />
Stronach (seit 1. Dezember 2012 die 6. Partei<br />
im Parlament) erklärte, wenn ein Minister<br />
Reformen anrege und Ideen vorlege,<br />
dürfe er nicht zum Rücktritt gezwungen werden,<br />
weil die Reformen abgelehnt werden.<br />
Nun müsse die Regierung Reformvorschläge<br />
für das Bundesheer vorlegen. „Erst, wenn<br />
Darabos diese nicht umsetzt, muß er gehen.“<br />
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