Wehrpflicht bleibt - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 115 / 31. 01. 2013<br />
»ÖJ-Buchtips«<br />
75<br />
Robert Kriechbaumer und<br />
Franz Schausberger (Hg.)<br />
Die umstrittene Wende<br />
<strong>Österreich</strong> 2000–2006<br />
Wohl kein anderes – vorerst – innenpolitisches<br />
Ereignis hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten <strong>Österreich</strong> dermaßen ins<br />
internationale Rampenlicht gerückt, wie die<br />
Koalitionsvereinbarung, die im Frühjahr<br />
2000 von Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Jörg<br />
Haider (FPÖ) geschlossen wurde. Das Ergebnis<br />
der Nationalratswahl im Oktober 1999<br />
hatte die SPÖ zum Wahlsieger gemacht, sie<br />
konnte aber trotz langwieriger Sondierungsgespräche<br />
dem damals amtierenden Bundespräsidenten<br />
Thomas Klestil keine tragfähige<br />
Regierung vorschlagen. Die drittgereihte<br />
ÖVP jedoch vereinbarte mit der auf Platz 2<br />
gereihten FPÖ eine Koalitionsregierung<br />
unter dem ÖVP-Bundesparteiobmann Wolfgang<br />
Schüssel. Das sorgte nicht nur für<br />
grimmige Kälte bei der Angelobung in der<br />
Hofburg – das Coverfoto des vorliegenden<br />
Buches macht dies besonders deutlich –,<br />
sondern neben regelmäßigen Demonstrationszügen<br />
gegen Schwarz/Blau auch dafür,<br />
daß <strong>Österreich</strong> nicht nur EU-weit geächtet<br />
war, war doch eine „extrem rechte Partei“<br />
von Schüssel „hoffähig“ gemacht worden.<br />
Das führte neben bilateralen Verwerfungen<br />
und Boykottaufrufen sonder Zahl schließlich<br />
sogar dazu, daß eine EU-Troika ins Land<br />
gesandt wurde, um zu überprüfen, ob <strong>Österreich</strong><br />
denn noch als ernstzunehmendes Mitglied<br />
der europäischen Wertegemeinschaft anzusehen<br />
sei. Auch wenn die <strong>Österreich</strong>erInnen<br />
ob der teils heftigen Attacken aus dem<br />
Ausland nach außen stärker zusammenrückten,<br />
so entstand doch im Inland eine Kluft<br />
zwischen „rechts“ und „links“, deren Spuren<br />
bis heute spürbar blieben – für die einen als<br />
positive, für die anderen als abschreckende.<br />
Die beiden Herausgeber ziehen mit eigenen<br />
und mit Beiträgen von Dieter A. Binder,<br />
Peter Bußjäger, Herbert Dachs, Christian<br />
Dirninger, Heinz Fassmann, Michael Gehler,<br />
Ernst Hanisch, Gunther Hauser, Ewald<br />
Hiebl, Marcelo Jenny, Paul Luif, Wolfgang<br />
C. Müller, Michael Neider, Peter Stachel,<br />
Günther Steiner, Engelbert Theurl und<br />
Heinz-Peter Wassermann eine kritische zeithistorische<br />
Bilanz über die auch mit einigem<br />
Abstand noch immer recht umstrittenenen<br />
sechs Jahre der Kabinette Wolfgang Schüssel<br />
I und II.<br />
•<br />
© Böhlau Verlag GmbH & Co.KG<br />
Robert Kriechbaumer<br />
Franz Schausberger (Hg.)<br />
Die umstrittene Wende<br />
<strong>Österreich</strong> 2000-2006<br />
848 Seiten, € 29,50<br />
gebunden, Schutzumschlag<br />
2012, Boehlau Verlag Wien<br />
ISBN 3-205-78745-5<br />
Hans Bürger<br />
Der vergessene Mensch<br />
in der Wirtschaft<br />
Neue Modelle zwischen Gier und Fairness<br />
Wo <strong>bleibt</strong> der Mensch in der Wirtschaft?<br />
Dieser Frage hat sich Hans Bürger gestellt<br />
und in seinem Buch nachgezeichnet. Der<br />
Mensch ist kein Statistikwesen, der Mensch<br />
handelt nicht rational – und schon gar nicht<br />
nach Managementregeln. Und der Mensch<br />
soll nicht reduziert werden auf eine Kostenund<br />
Nutzenrechnung in ungeahntem Ausmaß<br />
und nicht zerrieben werden in einer unkontrollierbaren<br />
Finanzwelt. Ein Mensch<br />
funktioniert anders, und Ökonomen und<br />
Wirtschaftsmenschen hinter kalkulierten Rechentabellen<br />
scheinen dies lange außer acht<br />
gelassen zu haben.<br />
Hans Bürger zieht in seinem Buch die<br />
neuesten Wissensdaten heran, wie solche aus<br />
der Neuro- und Verhaltensökonomie. In seinem<br />
Vorwort schreibt er: „... seit dem 19.<br />
Jahrhundert wird mit dem Bild eines Menschen<br />
gearbeitet, den es in dieser Form nie<br />
gegeben hat.“ Bürger geht diesen 200 Jahren<br />
nach und stößt in unserer Zeit auf wissenschaftliche<br />
Ergebnisse, die er seinen LeserInnen<br />
verständlich präsentiert. Der Homo<br />
oeconomicus wird unter die Lupe genommen<br />
und, Bürger stellt die Frage: gibt es ihn<br />
überhaupt? Die Glücksforscher – im speziellen<br />
die ökonomischen Glücksforscher –<br />
stellten fest, daß das Glück zwei Seiten einer<br />
Medaille ist. Es gibt den glücklichen Zustand,<br />
sich Dinge zu kaufen, ob man sie<br />
braucht oder nicht. Die Kehrseite ist, daß<br />
man Geld dafür braucht. Und hier geraten<br />
Menschen oft in eine Zwangslage und sogar<br />
in eine Streßsituation. Vielleicht schlagen<br />
wir bei diesem komplexen Thema bei Sokrates<br />
nach, der auf die Frage, wie man leben<br />
soll bzw. was ein gutes oder letztlich glückliches<br />
Leben ausmacht, geantwortet hat: tugendhaft.<br />
Hans Bürger transportiert in dem vorliegendem<br />
Buch Inhalte, die teils hochwissenschaftlichen<br />
Hintergrund haben, in verständlicher<br />
Form und stellt – unterstützt von überschaubaren<br />
Tabellen und Statistiken – die<br />
Zusammenhänge für Laien dar. Er wirft viele<br />
Fragen auf, auf die es nicht immer (schlüssige)<br />
Antworten gibt. Auch sind manche davon<br />
für LeserInnen, die sich mit diesem Themenkreis<br />
schon vorher auseinandergesetzt<br />
haben, nicht immer nachvollziehbar. Für<br />
„Einsteiger“ gibt es jedoch einen breiten<br />
Überblick und regt zum „Nachlesen“ an. •<br />
© Wilhelm Braumüller Universitäts- Verlagsbuchhandlung Ges.m.b.H.<br />
Hans Bürger<br />
Der vergessene Mensch in der Wirtschaft<br />
Neue Modelle zwischen Gier und Fairness<br />
279 Seiten, € 21,90<br />
gebunden, Schutzumschlag<br />
2012, Braumüller Verlag Wien<br />
ISBN 3-9910007-4-1<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at