Region Itige - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface ...
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Synopse ------------------------------------------<br />
Die .~.,~....,..""'."".<br />
fine <strong>Region</strong><br />
«Platon hatte in einer kosmologischen Allegorie die Welt<br />
mit einem Schiff verglichen, das von seinem Steuermann<br />
(Gott) davor bewahrt werden soll, in den Ort der «Unähnlichkeit»,<br />
d.h. in den Ort des kosmischen Chaos zu versinken»<br />
(Sturlese & Blumrich, 1993, S. 479).<br />
Nun, das vorliegende Buch beh<strong>and</strong>elt nicht den Kosmos,<br />
sondern die Klettgaurinne, eine kleine grenzübergreifende<br />
<strong>Region</strong> zwischen der deutschen Kreisstadt Waldshut-Tiengen<br />
und dem schweizerischen Schaffhausen. Auch haben<br />
wir uns in der vorliegenden Studie nicht mit den Steuerungskräften<br />
eines Gottes beschäftigt, sondern vielmehr mit<br />
einem zeitgemässen Verständnis von Planung und Entwicklung.<br />
Der Bezug zu Platon rechtfertigt sich dadurch, dass wir die<br />
Klettgaurinne als eine <strong>Region</strong> betrachten und damit gleichermassen<br />
einen Beitrag dazu leisten wollen, dass der<br />
Klettgau sich nicht zu einer regio dissimilitudines, d.h. zu<br />
einem ungeordneten, wirren, aus unähnlichen Teilen bestehendem<br />
Gebilde entwickelt.<br />
Ein Ziel der <strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie lag in der Erhaltung des<br />
<strong>Region</strong>scharakters der Klettgaurinne. Dass dies ein redliches<br />
Anliegen ist, wird - um einen zeitnäheren Philosophen<br />
zu zitieren - von Heinrich Seuse in seinem Buch der Wahrheit<br />
(1907, S. 308) bestätigt. Seuse übersetzt den Terminus<br />
<strong>Region</strong> schlichtweg als «vemünftige(s) l<strong>and</strong>» und ich glaube,<br />
ein Niem<strong>and</strong> hat etwas dagegen, dass der Klettgau ein<br />
solches bleibt.<br />
Was deutet nun auf einen Umbruch der <strong>Region</strong> Klettgaurinne<br />
hin?<br />
Von aussen betrachtet, ist die 33 Kilometer lange Klettgaurinne<br />
eine geomorphologische Einheit, die im Norden<br />
und Süden durch zwei Moränenzüge eingefasst wird und<br />
durch eine politische Grenze geteilt wird. Auf der topographischen<br />
L<strong>and</strong>karte wirkt das leicht S-förmige Tal<br />
bisweilen wie ein kleiner Wal (siehe Abbildung 1.1), was auf<br />
die leichten Verengungen im südwestlichen Teil der Rinne<br />
hinweist.<br />
Aus der Luft, z.B. im Anflug auf den Flughafen Zürich<br />
Kloten, dominieren die Strukturmuster intensiver Bodennutzung.<br />
Die Ackerflächen wirken wie ein Schachbrett und<br />
die Weinberge legen sich wie Jahresringe um die Hügel.<br />
Aus der Sicht der L<strong>and</strong>esregierungen, aus Bem, Bonn,<br />
Berlin oder Stuttgart liegt der Klettgau an den äussersten<br />
Rändern der Regienmgsgebiete, abseits der in Nord-Süd<br />
Richtung verlaufenden Hauptverkehrswege.<br />
Diejenigen, die mit dem Auto die Rinne von Lauchringen<br />
nach Beringen durchqueren (siehe Abildung 1.1), erleben<br />
Abb. 1.1: Die Klettgaurinne ist ein 33 km langes Tal zwischen dem deutschen Waldshut-Tiengen und dem schweizerischen<br />
Schaffhausen. Heute leben in den 10 schweizer Gemeinden ca. 12'000 und im deutschen Klettgau etwa 7'000 Einwohner.<br />
Als Teile des Klettgau werden auch bisweilen Schleitheim und Siblingen und das deutsche Lauchringen betrachtet, so dass<br />
der <strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie eine grenzübergreijende <strong>Region</strong> mit knapp 25'000 Personen zugrunde liegt.<br />
14 UNS-Fallstudie '98