Region Itige - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface ...
Region Itige - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface ...
Region Itige - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorwort<br />
statt den Ausgleich zu suchen. Längst geht es heute nicht<br />
mehr um die Beherrschung der Erde, sondern es geht letztlich<br />
um das rechte Mass, um das ausgewogene Verhältnis<br />
zwischen den Ansprüchen der Menschen und den Ansprüchen<br />
der Natur in der Einsicht, dass die Zerstörung der Natur<br />
die Zerstörung der Menschen bedeutet. Derartigen Ängsten<br />
steht die Furcht gegenüber, dass unsere Wirtschaft in der<br />
internationalen Konkurrenz ins Hintertreffen geraten könnte,<br />
wenn ihr die entsprechenden Ressourcen nicht zur Verfügung<br />
stehen. In Abwägung der menschlichen Möglichkeiten<br />
bleibt uns in diesem Dilemma letztendlich nur «die universale<br />
Moral der goldenen Regel» übrig: Was ihr wollt, das<br />
euch die Leute tun, das tuet ihnen auch! Das ist wohl die<br />
Grundbedingung, unter der wir eine ausgewogene sozialökologische<br />
Politik verstehen müssen. Und da Politik ja die<br />
«planvolle» Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />
der Menschen bedeutet, ist es ihr grundlegender<br />
Auftrag, nach den entsprechenden versöhnenden globalen<br />
Lösungen zu suchen. Der Philosoph und Physiker Carl<br />
Friedrich von Weizsäcker bringt dies in seinem Buch «Der<br />
Garten des Menschlichen» auf den Punkt, indem er schreibt:<br />
«Dem Planen zugänglich und darum Pflicht ist das Suchen<br />
und Betreten von Wegen ... »<br />
Die <strong>ETH</strong> Zürich hat sich mit ihrer Fallstudie an dieser<br />
Wegsuche in konstruktiver Weise beteiligt und damit einen<br />
wichtigen wissenschaftlich-analytischen Beitrag zur Erforschung<br />
unserer Lebens- und Entwicklungsgrundlagen in der<br />
<strong>Region</strong> Klettgau geleistet. Es liegt nun an der Politik und an<br />
der Wirtschaft, sich den vielfältigen Gedanken nicht zu<br />
verschliessen, sondern ihnen für den Abwägungsprozess der<br />
politischen Ausgleichsmöglichkeiten den Zutritt zu gestatten.<br />
Norbert W. !!..a,~"c:a,<br />
ing.<br />
Baudirektor, leiter der Bauleilauchringen<br />
des Autobahnbeitri~'bsa""tes<br />
SingenI Ministerium<br />
für Umwelt und Ver<br />
Baden-Wiirttemberg<br />
Der Bericht zur <strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie 1998 liegt vor. Ihr<br />
Thema «Chancen der <strong>Region</strong> Klettgau - Nachhaltige <strong>Region</strong>alentwicklung»<br />
ist Frage und Antwort zugleich.<br />
Die Entwicklung in einer Raumschaft, der Umbruch in<br />
einer <strong>Region</strong> ist gegen das Verständnis der (heutigen) Bevölkerung<br />
nicht zu beeinflussen. Die Bevölkerung vollzieht ja<br />
selbst den Umbruch. Sicherlich ist die Bevölkerungsentwicklung,<br />
ist das Arbeitsplatzangebot nachhaltig zum Beispiel<br />
für den betrachteten Teilaspekt Mobilität in der <strong>Region</strong>,<br />
hüben wie drüben. Und dennoch sind Unterschiede in<br />
beiden Ländern vorh<strong>and</strong>en. Diese zu erkennen, auszuwerten<br />
und zu deuten war Aufgabe der Studentinnen und Studenten,<br />
das Herausarbeiten der zu Anfang der Besiedelungsgeschichte<br />
sicherlich ähnlichen Verhältnisse in der <strong>Region</strong> des<br />
Schweizerischen und des deutschen Klettgaus und ihre heutigen<br />
deutlichen Unterschiedlichkeiten, u.a. geprägt durch<br />
unterschiedliche politische R<strong>and</strong>- und Rahmenbedingungen<br />
mit all ihren Auswirkungen, war Aufgabe der Fallstudie 98<br />
gewesen. Und was hat damit bitteschön ein Baumensch am<br />
Hut? Er wirkt, weil von Hause aus mit regionalplanerischen<br />
Aufgaben am Hochrhein betraut, beratend mit, er liest die zu<br />
Papier gebrachten Erkenntnisse und Gedanken, regt an und<br />
wird selbst zu neuem Denken inspiriert.<br />
Mit dem Begriff «Studie» der <strong>ETH</strong> verbindet der Leser<br />
den Anspruch aufWissenschaftlichkeit. Die Fallstudie sucht<br />
hier ihren eigenen Weg. Einerseits zeigt sie, dass die Bedürfnisse<br />
und Erfordernisse der Bevölkerung und der <strong>Region</strong><br />
sowie das Verhältnis von Ökologie und Ökonomie wissenschaftlich<br />
erarbeitet werden können. Zum <strong>and</strong>eren macht sie<br />
deutlich, dass die innere Einstellung, d.h. das Verhältnis der<br />
Bevölkerung zu ihrer L<strong>and</strong>schaft bzw. zu ihrer <strong>Region</strong> nur<br />
bedingt wissenschaftlich nachweisbar und darstellbar ist.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dieser Studie<br />
erlernen quasi by doing auch die Darstellung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse das selbstkritische Überdenken des eigenen<br />
Ergebnisses. Die Studierenden erleben Methodik,<br />
Didaktik, Kreativität und für mich noch wichtiger das Verkaufen<br />
(Darstellen) ihrer Ideen in einem ungeahnt frühen<br />
Stadium ihres Studiums. Hier wird fast bis zur Perfektion<br />
geübt, was in <strong>and</strong>eren Ausbildungsgängen oftmals völlig<br />
fehlt.<br />
Die Teilnehmer an der Studie geben Denkanstösse und<br />
eröffnen auch neue Aspekte (Aspekt lat.: das Hinsehen). Der<br />
Präsident des L<strong>and</strong>esamtes für Strassenwesen Baden-Württemberg<br />
spricht geme von der «Methode des genauen Hinsehens»,<br />
wenn es darum geht, wie ein Erkenntnisst<strong>and</strong> oft<br />
schneller und auch billiger gewonnen werden kann. Die<br />
Teilnehmer an der Studie stellen in Frage und hinterfragen;<br />
die «alten» Thesen und Erkenntnisse werden nicht einfach<br />
so übernommen. Fortschritt im eigenen Leben, Fortschritt in<br />
der Wissenschaft entwickelt sich nur durch fragen und zweifeln.<br />
So ist es nur logisch, dass nicht das Ergebnis der Studie,<br />
sondern der Weg dorthin das Ziel der Arbeit ist, das Fokussieren<br />
der Einzelbest<strong>and</strong>teile eines Systems, das Zusammentragen<br />
der Daten, deren Auswertung und die Bewertung<br />
des erarbeiteten Materials.<br />
Es stellt sich die Frage, wie und wann die Erkenntnisse der<br />
Fallstudie '98 vom Leser und von den Betroffenen gesehen,<br />
für sich selbst positiv bewertet oder gar umgesetzt werden.<br />
In diesem Sinne wünsche ich dem Fallstudienbüro und<br />
unserer gemeinsamen Regio noch viele solche Studien,<br />
denn es liegt noch ein weiter Weg vor uns.<br />
6 UNS-Fallstudie '98