Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
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810 Berichte<br />
ten Fällen bewegen sich die Unterschiede<br />
zwischen einem Faktor von 2 <strong>und</strong><br />
mehr als 10. Die Regulierung besteht darin,<br />
dass <strong>Abwasser</strong>entsorger oder Energieversorger<br />
dazu verpflichtet werden,<br />
weniger Stickstoff zu emittieren. Sie können<br />
dieser Verpflichtung aber auch dadurch<br />
entsprechen, dass sie Landwirten<br />
Zertifikate abkaufen, die diese durch eigene<br />
(kostengünstigere) Reduktionsmaßnahmen<br />
erwirtschaftet haben. In der<br />
Folge wurde von Cy Jones selbst, vor allem<br />
aber von Kurt Stephenson, Ökonom<br />
an der VirginiaTech University, eine Reihe<br />
von Problemen aufgeführt, die dazu<br />
führen könnten, dass die beabsichtigten<br />
Ziele am Ende doch nicht erreicht werden.<br />
Dazu zählt, dass die Wirksamkeit<br />
des Trading-Mechanismus durch die parallele<br />
Existenz verschiedener Teilmärkte<br />
beeinträchtigt wird. Gleiches gilt aus<br />
Sicht der regulierenden Behörde für die<br />
zu erwartenden Mitnahmeeffekte auf<br />
Seiten der Landwirtschaft. Auch könnten<br />
die Kostenvorteile der Landwirte am Ende<br />
kleiner sein als erwartet. Außerdem<br />
sei es teilweise schon von vorneherein<br />
absehbar, dass die verfügbaren landwirtschaftlichen<br />
Flächen zu klein sind, um<br />
den Reduktionsbedarf in den anderen<br />
Sektoren abzudecken. Schließlich stelle<br />
sich die Frage, warum <strong>Abwasser</strong>ent- <strong>und</strong><br />
Energieversorger Emissionen reduzieren<br />
oder entsprechende Zertifikate vorweisen<br />
müssen, die Landwirtschaft solche<br />
Reduktionen jedoch durchführen kann,<br />
um damit ihre Einnahmen zu erhöhen.<br />
Im Folgenden wurde die Konferenz in<br />
Parallelsessions fortgeführt. Dieser Bericht<br />
kann demzufolge nur die vom Autor<br />
besuchten Sessions darstellen.<br />
Algen-Technologien für ein<br />
Nährstoffmanagement<br />
Die Session begann mit einem Vortrag<br />
von J. R. Benemann von MicroBio Engineering,<br />
der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
mit der Nutzung von Algen für<br />
den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />
von Nährstoffen beschäftigt hat. Er stellte<br />
dar, mit welchen Schwierigkeiten das<br />
Heranziehen von Algen in großen (bis<br />
100 ha), flachen (60 cm) Teichen zu<br />
diesem Zweck verb<strong>und</strong>en ist. Eine besondere<br />
Herausforderung stelle die Ernte<br />
der Algen dar, wofür in der Regel die<br />
Flockung genutzt wird. Die Flockung mit<br />
chemischen Agenzien funktioniere gut,<br />
sei aber teuer. Seiner Arbeitsgruppe<br />
(bzw. der von T. J. L<strong>und</strong>quist) sei es nun<br />
gelungen, die Bio-Flockung zuverlässig<br />
zum Einsatz zu bringen. Damit werden<br />
im Ablauf der Anlage Nährstoffkonzentrationen<br />
von 0,5 mg/L TN <strong>und</strong><br />
0,025 mg/L TP eingehalten. Eine entsprechende<br />
Großanlage wird in Christchurch<br />
in Neuseeland betrieben.<br />
Ein anderer Ansatz, der von A. K. Sahu<br />
von Aquateam vorgestellt wurde, zielt<br />
nicht darauf ab, die Nährstoffemissionen<br />
im Kläranlagenablauf zu reduzieren,<br />
sondern die im Klärschlamm enthaltenen<br />
Nährstoffe dazu zu nutzen, Biomasse zu<br />
erzeugen, die mit dem Schlamm (co-)<br />
vergoren <strong>und</strong> damit zur Energieerzeugung<br />
genutzt werden kann. Die Nährstoffe<br />
akkumulieren im System bis zu<br />
einer gewissen Gleichgewichtskonzentration;<br />
die Überschüsse werden mit den<br />
Gärresten ausgeschleust.<br />
In weiteren Vorträgen wurde dargestellt,<br />
wie auch die Abwässer von Aqua-<br />
kulturen (Fischzucht) mittels Algen gereinigt<br />
werden können <strong>und</strong> wie mittels<br />
Algen anstelle von „bloßer“ Biomasse<br />
(zur Co-Vergärung) auch Öl <strong>und</strong> Bio-Diesel<br />
hergestellt werden können. In der<br />
Diskussion stellte sich aber heraus, dass<br />
die Ansätze zur Herstellung von Öl noch<br />
weniger weit entwickelt sind. Für die<br />
Verfahren der Nährstoffreduktion im <strong>Abwasser</strong><br />
<strong>und</strong> Algenproduktion zur Co-Vergärung<br />
ist eine Umsetzung innerhalb der<br />
nächsten fünf bis zehn Jahre zu erwarten.<br />
Es wurde auch erwähnt, dass in der<br />
EU drei große Algenprojekte mit dem<br />
Ziel einer erfolgreichen Umsetzung innerhalb<br />
der nächsten fünf Jahre gefördert<br />
würden.<br />
Ansätze zur Erzielung besonders<br />
niedriger Nährstoffkonzentrationen<br />
im Kläranlagenablauf<br />
Hier handelt es sich um eine Spezialität<br />
der Amerikaner, die in Europa kaum zum<br />
Einsatz kommt. Ziel ist die Wiederherstellung<br />
ökologisch besonders sensibler<br />
Gewässer, die aufgr<strong>und</strong> zu starker Nährstoffbelastung<br />
in der Vergangenheit heute<br />
eine starke Eutrophierung aufweisen.<br />
Mittels einer Denitrifikation auf Biofilm-<br />
Basis, die der in Nordamerika üblichen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung mit Nitrifikation<br />
nachgeschaltet ist, soll die Ablaufkonzentration<br />
von Stickstoff auf Werte von<br />
3 mg/L <strong>und</strong> weniger gesenkt werden. D.<br />
Parker von Brown & Caldwell zeigte hier<br />
anhand statistischer Daten existierender<br />
Anlagen in den letzten drei Jahren, dass<br />
ein solches Ziel mit einer gewissen Restunsicherheit<br />
erreichbar ist. Ein besonderes<br />
Problem ist, wie von J. P. Boltz von<br />
CH2M HILL dargestellt, dass im Zuge der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung dem <strong>Abwasser</strong> so viel<br />
Phosphat entzogen wird, dass die Mikroorganismen<br />
im Biofilm beeinträchtigt<br />
werden <strong>und</strong> so teilweise ihre Aufgabe<br />
nicht erfüllen können. In diesem Fall<br />
muss ein hoher Mess- <strong>und</strong> Regelaufwand<br />
betrieben werden, um die genannten Beeinträchtigungen<br />
zu vermeiden. Das Problem<br />
des Mangels besteht bei nachgeschalteter<br />
Denitrifikation natürlich auch<br />
für Kohlenstoff, weshalb in großem Umfang<br />
Methanol oder Acetat zugeführt<br />
werden müssen. Die nachgeschaltete Denitrifikation<br />
auf Biofilmbasis wird den<br />
Ausführungen von M. Steichen von Black<br />
& Veach zufolge auch zur Reinigung des<br />
Konzentrats von Reverse-Osmose-Anlagen<br />
zur Wasseraufbereitung benutzt, wie<br />
sie beispielsweise in Australien im Ein-<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA