Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
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832 Fachbeiträge<br />
Werden die Membranmodule direkt in die Nitrifikationszone<br />
getaucht, ergeben sich jedoch energetische Vorteile. Durch<br />
die Crossflow-Belüftung wird als Nebeneffekt Sauerstoff eingetragen,<br />
dieser wird dann für die biologischen Prozesse genutzt.<br />
Zunächst waren die meisten Membranmodule mit grobblasigen<br />
Belüftern zur Crossflow-Erzeugung ausgerüstet, einige Hersteller<br />
von Membranmodulen statten die Module neuerdings mit<br />
fein- bis mittelblasigen Belüftungselementen aus, um neben<br />
der effizienten Überströmung der Module zusätzlich den Sauerstoffeintrag<br />
zu erhöhen. Mit diesen Belüftungselementen, die<br />
einen spezifischen Sauerstoffeintrag von etwa 10 g/(m³ � m)<br />
aufweisen, können bis zu 90 % des erforderlichen Sauerstoffbedarfs<br />
bei kommunalen Kläranlagen abgedeckt werden. Dies<br />
bedeutet, dass die Prozessbelüftung zur Sauerstoffversorgung<br />
dementsprechend kleiner geplant <strong>und</strong> betrieben werden kann.<br />
Bei einer Anordnung der Membranmodule in separaten Filtrationsbecken<br />
wird der Sauerstoff signifikant weniger genutzt.<br />
Der Sauerstoffgehalt in den Filtrationsbecken, die spezifisch<br />
sehr hoch beaufschlagt werden (in Größenordnungen von 10<br />
bis 20 m³ Luft je m³ Beckenvolumen), ist nahe der Sauerstoff-<br />
Sättigungskonzentration, daher kann nur ein geringer Teil des<br />
Sauerstoffs eingetragen werden. Hier kann lediglich das Volumen<br />
der Filtrationsbecken als biologisch aktiv gerechnet werden.<br />
Die Sauerstoffverschleppung zurück in die Belebungsstufe<br />
ist bei einer Rückführung des Rücklaufschlamms in die Nitrifikationszone<br />
als gering anzusehen (etwa 5 % des erforderlichen<br />
Sauerstoffbedarfs). Allerdings ist zu beachten, dass der<br />
Rezirkulationsstrom aus den Filtrationsbecken zurück in die<br />
Belebungsstufe nicht in die Denitrifikationszone geleitet wird,<br />
da hier die Sauerstoffrückführung aus den sauerstoffgesättigten<br />
Filtrationsbecken zu einer Beeinflussung der Denitrifikation<br />
führen kann [23].<br />
Der energetische Unterschied, resultierend aus der höheren<br />
Sauerstoffausnutzung <strong>und</strong> dem Wegfall der Rezirkulation, bei<br />
der Anordnung im Belebungsbecken beträgt in kommunalen<br />
Anwendungen etwa 0,1 kWh/m³. In Abbildung 2 ist der Energiebedarf<br />
für eine kommunale MBR theoretisch berechnet [5]<br />
– demnach können MBR-Anlagen mit einer Anordnung der<br />
Membranmodule im Belebungsbecken mit einem spezifischen<br />
Energiebedarf von etwa 0,7 kWh/m³ betrieben werden. Für eine<br />
Variante mit der Integration der Membranmodule in separaten<br />
Filtrationsbecken ergibt sich ein theoretischer Energiebedarf<br />
von etwa 0,8 kWh/m³.<br />
3.3 Chemikalienreduktion<br />
durch mechanische Membranreinigung (MCP)<br />
Um den Nachteilen der regelmäßigen chemischen Reinigungen<br />
entgegenzuwirken, wurde ein Verfahren zur mechanischen Reinigung<br />
(Mechanical Cleaning Process � MCP) entwickelt. In<br />
diesem Verfahren werden Kunststoffgranulate dem belebten<br />
Schlamm zugegeben, die im Becken zirkulieren <strong>und</strong> über die<br />
Crossflow-induzierte Aufströmung in den Modulen eine Wirbelschicht<br />
ausbilden [24–26]. Das Granulat tritt zwischen den<br />
Membranplatten mit der filtrationsbedingt ausgebildeten Deckschicht<br />
aus Schlammpartikeln in Wechselwirkung (Abbildung<br />
3). Dabei löst die Impulsenergie der einzelnen Granulatpartikel<br />
Teile der Deckschicht von der Membran ab. Dieser Effekt<br />
verstärkt so nachhaltig die Reinigung aus der Membranüberströmung<br />
durch den Crossflow. Neben der Minimierung des<br />
Membranfoulings wird auf diese Weise zudem der kritische<br />
Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
MCP (Straße#2)<br />
Referenz (Straße#1)<br />
Zwischenreinigung Referenz<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Abb. 4: Versuchsphase I: Parallelbetrieb mit <strong>und</strong> ohne Granulatzugabe<br />
Fluss, also der spezifische Fluss, bei dem die Deckschicht nicht<br />
mehr durch den normalen Crossflow resuspendiert werden<br />
kann, deutlich erhöht. Weiterführende Erläuterungen zur Problematik<br />
des kritischen Flusses sind [28] zu entnehmen. In einem<br />
zweijährigen Pilotversuch wurde untersucht, inwieweit eine<br />
Deckschichtbildung durch die mechanische Reinigung minimiert<br />
werden kann. Das Verfahren wurde in einer Versuchsanlage<br />
der Microdyn-Nadir GmbH erprobt.<br />
Versuchsanlage zur Erprobung der mechanischen Reinigung<br />
Die Versuchsanlage (Belebungsvolumen 3,0 m³) besteht aus<br />
zwei parallel angeordneten Filterkammern (je 0,33 m³), einem<br />
Nitrifikationsbecken <strong>und</strong> einem Denitrifikationsbecken. Die<br />
Versuchsanlage wurde mit getauchten Flachmembranen (PES)<br />
BIO-CEL ® der Firma Microdyn-Nadir mit einer effektiven Fläche<br />
von jeweils 10 m² ausgestattet. Die Trenngrenze der Membran<br />
wird mit nominal 150 kDa angegeben. Dies entspricht in<br />
etwa einem Porendurchmesser von 0,04 μm. Es wurden zwei<br />
Module parallel mit gleichen Zeitzyklen (Filtration 8,5 min, Relaxation/Rückspülen/Relaxation<br />
jeweils 0,5 min) betrieben,<br />
wobei ein Modul ohne <strong>und</strong> ein Modul mit der mechanischen<br />
Reinigung (MCP) betrieben wurde.<br />
Die Untersuchungen wurden über einen Zeitraum von zwei<br />
Jahren mit synthetischem <strong>Abwasser</strong> durchgeführt. Straße 1<br />
<strong>und</strong> 2 wurden mit identischem belebtem Schlamm aus der Belebungsstufe<br />
mit einer TS-Konzentration von ca. 10 g/L <strong>und</strong><br />
mit einem Schlammalter von über 50 Tagen betrieben.<br />
Straße 1 fungierte als Referenzstraße. In die Filtrationskammer<br />
der Straße 2 wurden Granulate mit einer Konzentration<br />
von 4 kg/m³ zugegeben, um die Foulingschicht kontinuierlich<br />
abzulösen. Die Granulate wurden abgesiebt <strong>und</strong> verbleiben<br />
ausschließlich in der Filtrationskammer. Im Ablauf der Straße<br />
2 wurde eine Trübungsmesssonde installiert, um den Membranzustand<br />
kontinuierlich zu überwachen.<br />
Analysen<br />
Während des Versuchszeitraums wurden die Ablaufqualität<br />
(Trübung, CSB), die Betriebsbedingungen (O 2, Temperatur, TS,<br />
pH-Wert) sowie Fluss <strong>und</strong> Transmembrandruck (TMP) messtechnisch<br />
online erfasst <strong>und</strong> registriert. Anhand des TMP <strong>und</strong><br />
des Flusses wurde die Permeabilität berechnet <strong>und</strong> für die Beurteilung<br />
des aktuellen Membranzustands verwendet.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA<br />
Permeabilität [%]<br />
140%<br />
120%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
Betriebstage