Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
812 Berichte<br />
tersuchungen von D. Antakyali von der<br />
Universität Stuttgart, dass zum Beispiel<br />
Nonylphenol <strong>und</strong> in Waschmitteln verwendete<br />
synthetische Duftstoffe durchaus<br />
nachweisbar sind.<br />
Nährstoffrückgewinnung aus dem<br />
Kläranlagenablauf<br />
In Deutschland weist die Nährstoffrückgewinnung<br />
aus dem Kläranlagenablauf<br />
ein geringeres Potenzial auf, da die nach<br />
P-Eliminierung <strong>und</strong> Denitrifikation verbleibenden<br />
Nährstoffmengen relativ gering<br />
sind. In Amerika sind die Voraussetzungen<br />
diesbezüglich etwas günstiger,<br />
weil die Nährstoffeliminierung in Standardkläranlagen<br />
nicht so weit getrieben<br />
wird. Dennoch sind es auch hier eher Adsorptions-<br />
als Kristallisationsprozesse,<br />
die für den Rückhalt <strong>und</strong> die Rückgewinnung<br />
von Phosphat eingesetzt werden.<br />
So stellte J. Fitzpatrick von der Firma<br />
Black & Veatch einen Adsorptionsprozess<br />
für Phosphat vor, der auf einer Kombination<br />
von Metalloxiden <strong>und</strong> Polymeren<br />
mit Ionenaustauschkapazität beruht <strong>und</strong><br />
sehr niedrige Ablaufwerte erziele. Er benötigt<br />
feststofffreies Wasser als Zulauf<br />
<strong>und</strong> sei, was die Kosten angeht, konkurrenzfähig<br />
mit der P-Fällung mittels Aluminiumsalz.<br />
Eine weitere Möglichkeit,<br />
dem <strong>Abwasser</strong> in der Kläranlage Phosphat<br />
zu entziehen, besteht nach Darstellung<br />
von M. Sperandio von der Universität<br />
Toulouse darin, im Zuge der Bio-P-<br />
Eliminierung sogenannten körnigen<br />
Schlamm (granular sludge) zu erzeugen.<br />
In diesen Körnern komme es zum Ausfällen<br />
von Hydroxylapatit (einer Form von<br />
Calciumphosphat), das eng mit dem Prozess<br />
der Bildung von Bio-P verb<strong>und</strong>en sei<br />
<strong>und</strong> von den dafür verantwortlichen Bakterien<br />
unterstützt werde. Andererseits<br />
erhöhe das ausgefällte Hydroxylapatit<br />
die Ausbeute an Phosphat, das mit dem<br />
Nachklärschlamm dem Kläranlagenablauf<br />
entzogen wird. Eine Möglichkeit,<br />
Stickstoff aus dem Ablauf zu entfernen,<br />
besteht B. Beler-Baykal von der TU Istanbul<br />
zufolge in der Nutzung des natürlichen<br />
Zeoliths Clinoptilolit, das eine hohe<br />
Selektivität für Ammonium aufweise.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser Selektivität muss der<br />
Reinigungsgrad des Ablaufs nicht sehr<br />
hoch sein. In den durchgeführten Versuchen<br />
wurden 90 Prozent des Ammoniums<br />
geb<strong>und</strong>en. Da Clinoptilolit auch als<br />
Bodenverbesserer in der Landwirtschaft<br />
verwendet wird, könne es nach der Erschöpfung<br />
seiner Kapazität zur Nutzung<br />
des Stickstoffs direkt – mit Stickstoff beladen<br />
– auf die Äcker aufgebracht werden.<br />
Nährstoffrückhalt mittels<br />
natürlicher Systeme<br />
Den Abschluss der Konferenz bildete<br />
eine Session, die sich noch einmal mit<br />
Nährstoffmanagement „outside the<br />
fence“ beschäftigte. Diskutiert wurden<br />
vom Menschen geschaffene oder beeinflusste<br />
natürliche Systeme, die dazu die-<br />
nen (sollen), hohe Nährstoffbelastungen,<br />
die wegen unzureichender <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
in Gewässer eingeleitet werden<br />
oder dort auftreten, wieder zurückzuführen.<br />
R. Newell von Horn Point Laboratory<br />
stellte in diesem Zusammenhang<br />
Versuche in der stark von Eutrophierung<br />
betroffenen Chesapeake Bucht an der<br />
Ostküste der USA vor, bei denen durch<br />
die Wiederansiedlung von Muscheln versucht<br />
wird, die Konzentration suspendierter<br />
Algen zu senken <strong>und</strong> dadurch die<br />
anoxischen Zonen zu vermeiden, die in<br />
eutrophierten Gewässern die Hauptschadensursache<br />
darstellen. Dieser Ansatz<br />
kann nur lokal begrenzt <strong>und</strong> als einer<br />
von mehreren Ansätzen funktionieren,<br />
da so viele Muscheln gar nicht angesiedelt<br />
werden können, dass damit alle aktuellen<br />
Schäden beseitigt werden könnten.<br />
Im Gegensatz zu diesem Ansatz geht<br />
J. S. Moore von der Vermont Agency of<br />
Natural Resources das Problem der Eutrophierung<br />
eher von der Ursachenseite<br />
an. Da in Vermont, wie in weiten Bereichen<br />
der USA, die diffusen Quellen den<br />
überwiegenden Teil der Nährstoffeinträge<br />
darstellen, versucht sie dem Problem<br />
durch die (in Deutschland lange bewährte)<br />
Einrichtung landwirtschaftlich nicht<br />
bewirtschafteter Gewässerrandstreifen<br />
entlang der Flüsse <strong>und</strong> Seen sowie Retentionsflächen<br />
für den Schlammrückhalt<br />
im Fall von Überschwemmungen<br />
entgegen zu treten. Einen weiteren, vor<br />
allem in Florida zunehmend verbreiteten<br />
Ansatz zur Nährstoffreduktion stellte J.<br />
KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA