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Korrespondenz Abwasser · Abfall - COOPERATIVE Infrastruktur und ...

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828 Fachbeiträge<br />

sondere zu nennen die vollständige <strong>und</strong> zu jeder Zeit sichere<br />

Abtrennung der Biomasse vom gereinigten <strong>Abwasser</strong>, wodurch<br />

hohe hygienische Anforderungen erfüllt werden <strong>und</strong> die Biomassekonzentration<br />

erhöht werden kann. Aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />

Ablaufqualität <strong>und</strong> des geringen Platzbedarfs wegen<br />

der höheren Biomassekonzentration werden MBR-Anlagen<br />

vermehrt eingesetzt.<br />

In Industrieanwendungen sind die Gründe für den Einzug<br />

dieser Technologie oftmals wirtschaftlicher Art, da die Kosten<br />

für die <strong>Abwasser</strong>behandlung <strong>und</strong> die Bezugskosten für Trinkwasser<br />

gestiegen sind <strong>und</strong> Wassereinsparungs- bzw. Wasserrückgewinnungsgedanken<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> treten. Mit MBR<br />

lässt sich ein Wasserrecycling im Prozess leichter realisieren, da<br />

das abfließende Wasser feststofffrei ist <strong>und</strong> sich für weitere<br />

Aufbereitungsschritte wie zum Beispiele eine Desinfektion,<br />

Nanofiltration oder Umkehrosmose sehr gut verwenden lässt.<br />

In kommunalen Anwendungen haben sich MBR-Anlagen in<br />

Deutschland kaum durchgesetzt, werden aber weltweit in wasserarmen<br />

Regionen vermehrt eingesetzt, da auch hier der<br />

Zwang zum Wasserrecycling gegeben ist.<br />

Trotz der hohen Akzeptanz <strong>und</strong> steigender Anwendung befinden<br />

sich Teilaspekte des Verfahrens noch in der Weiterentwicklung.<br />

Im Zentrum der Diskussion steht erstens das Foulingverhalten<br />

der Membranen, ausgelöst durch extrapolymere Substanzen<br />

(EPS) (zum Beispiel [1–4]), das heißt die Permeabilitätsabnahme<br />

der Membranen über die Zeit, ausgelöst durch<br />

eine Verschmutzung (Deckschichtbildung) der Membranen. Als<br />

zweites wesentliches Optimierungspotenzial steht der erhöhte<br />

Energiebedarf dieser Technologie im Fokus zahlreicher Publikationen<br />

(zum Beispiel [5–7]).<br />

Um die filtrationsbedingt gebildete Deckschicht wirkungsvoll<br />

zu minimieren <strong>und</strong> somit den Membrandurchsatz aufrecht<br />

zu erhalten, werden derzeit verschiedene, aufeinander aufbauende<br />

Reinigungsstrategien angewendet:<br />

1. Die Membranen werden, induziert durch eine Belüftung<br />

unterhalb der Membranmodule, mit einem Luft/Wasser-<br />

Gemisch (Crossflow) überströmt.<br />

2. Die Membranen werden in regelmäßigen Abständen mit<br />

Permeat rückgespült bzw. je nach Membrantyp wird der<br />

Filtrationsprozess kurzzeitig unterbrochen (Relaxationsphasen).<br />

3. Dann werden die Membranen entgegen der Filtrationsrichtung<br />

mit einem Chemikaliengemisch gespült (Zwischenreinigung).<br />

4. Als letzter Schritt wird bedarfsweise eine Intensivreinigung<br />

durchgeführt, bei der die Membranen in ein Chemikalienbad<br />

über einen längeren Zeitraum (mehrere St<strong>und</strong>en) getaucht<br />

werden.<br />

Die chemischen Reinigungen ziehen einen hohen Chemikalien-<br />

<strong>und</strong> Personalbedarf sowie Außerbetriebnahmezeiten nach sich,<br />

zudem altert die Membran durch den Chemikalienangriff<br />

schneller, <strong>und</strong> die Membranersatzkosten steigen somit an. Zusätzlich<br />

sind damit neben den erhöhten Kosten auch negative<br />

Umweltauswirkungen verb<strong>und</strong>en, zum Beispiel durch Bildung<br />

adsorbierbarer organisch geb<strong>und</strong>ener Halogenverbindungen<br />

(AOX).<br />

Der erhöhte Energiebedarf von Membranbelebungsanlagen<br />

wird hauptsächlich durch die zusätzliche Belüftung zur Erzeugung<br />

eines Crossflows an der Membrane hervorgerufen. Der<br />

Kommunale <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Luftvolumenstrom für die Verminderung der Deckschicht ist<br />

deutlich höher als der Luftvolumenstrom für die Sauerstoffversorgung<br />

der biologischen Stufe.<br />

Ziel der Untersuchungen war es, die chemischen Reinigungen<br />

möglichst zu minimieren <strong>und</strong> die Verfügbarkeit der Membranen<br />

deutlich zu erhöhen. Durch die höhere Verfügbarkeit<br />

soll als weiteres Ziel der Energiebedarf optimiert werden. Insgesamt<br />

sollte somit ein ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch verbesserter<br />

Prozess entwickelt werden.<br />

Die nachstehenden Untersuchungsergebnisse wurden auch<br />

mithilfe von Forschungsprojekten ermittelt: Die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Herstellung einer Wirbelschicht mit Partikeln zur mechanischen<br />

Reinigung der Membranen wurden in Rahmen eines Pro-<br />

Inno II-Projekts (B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium) in Kooperation<br />

mit der Fachhochschule Osnabrück durchgeführt. Langzeituntersuchungen<br />

an einer Versuchsanlage wurden durch die<br />

Willy-Hager-Stiftung in Kooperation mit der TU Darmstadt unterstützt.<br />

2 Erkenntnisse aus kommunalen MBR<br />

2.1 Energiebedarf<br />

Kommunale MBR-Anlagen weisen einen etwa doppelt so hohen<br />

Energiebedarf wie konventionelle Belebungsanlagen mit Nachklärung<br />

auf. Laut dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium<br />

[8] beträgt der Energiebedarf von aeroben Stabilisierungsanlagen<br />

etwa 0,44 kWh/m³. Dieser Vergleichswert wird<br />

herangezogen, da die in Deutschland betriebenen kommunalen<br />

MBR-Anlagen auf eine aerobe Stabilisierung bemessen<br />

sind.<br />

Kommunale Membranbelebungsanlagen weisen in der Praxis<br />

einen mittleren spezifischen Energiebedarf von etwa<br />

1 kWh/m³ auf. Beispiele aus der Literatur werden in Tabelle 1<br />

genannt.<br />

Hauptenergieverbraucher ist bei kommunalen MBR-Anlagen<br />

die Erzeugung des Crossflows zur Überströmung der Module.<br />

Krause [5] hat die einzelnen Stufen einer MBR energetisch<br />

untersucht (Vorbehandlung, biologische Stufe, Filtration)<br />

<strong>und</strong> alleine für Crossflow-Belüftung einen theoretischen Bedarf<br />

etwa 0,4–0,5 kWh/m³ ermittelt. In der Praxis werden diese<br />

Werte bestätigt: Auf der MBR Nordkanal werden etwa 70 %<br />

der Gesamtenergie für den Crossflow benötigt [6], das entspricht<br />

etwa 0,7 kWh/m³. Die MBR-Anlage Markranstädt weist<br />

für die Crossflow-Belüftung einen Energiebedarf von etwa 0,4–<br />

0,5 kWh/m³ auf, in Monheim entfallen etwa 0,35 bis<br />

0,6 kWh/m³ auf die Crossflow-Belüftung [13].<br />

Insgesamt ist ersichtlich, dass ein Konzept zur Energieoptimierung<br />

von MBR-Anlagen auf der Optimierung der Crossflow-<br />

Belüftung basieren muss, da hier 50–70 % der Gesamtenergie<br />

erforderlich sind.<br />

Anlage Größe Energiebedarf<br />

[kWh/m3 ]<br />

Literatur<br />

Nordkanal 80 000 EW 0,9–1,0 [6]<br />

BeiXiaoHe 60 000 m3 /d 0,73 [9]<br />

Seelscheid 11 000 EW 0,87–1,74 [10]<br />

Monheim 6000 EW 1,0 [11]<br />

Markranstädt 12 000 EW 0,94 [12]<br />

Tabelle 1: Energiebedarf kommunaler Membranbelebungs anlagen<br />

KA <strong>Korrespondenz</strong> <strong>Abwasser</strong>, <strong>Abfall</strong> <strong>·</strong> 2011 (58) <strong>·</strong> Nr. 9 www.dwa.de/KA

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