Leseprobe AUTOCAD & Inventor Magazin 2013/04
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mechanik<br />
beitungsvorgänge ausgewählt. Vor dem ersten<br />
Einsatz muss jedes Werkzeug samt Halterung<br />
natürlich definiert und im System hinterlegt<br />
werden. „Das funktioniert ganz einfach“, erläutert<br />
Marco Miersemann, Anwendungstechniker<br />
bei Cimatron. „Sie wählen eine vorgegebene<br />
Grundform und passen deren Größe an die<br />
realen Werkzeuge an oder definieren eine beliebige<br />
Werkzeugform durch 2D-Geometrie, den<br />
Rest erledigt das Programm.“ Hat der Anwender<br />
bereits ein anderes Virtual-Gibbs-Modul im<br />
Einsatz, kann er auf die bereits gespeicherten<br />
Werkzeuge zurückgreifen. Der Programmierer<br />
kombiniert das Werkzeug dann nur noch über<br />
Drag & Drop mit dem Bearbeitungsverfahren<br />
und legt den Bearbeitungsbereich fest. Ebenso<br />
wie die Werkzeuge lassen sich auch Bearbeitungsmuster,<br />
die Spindeldrehzahl, Vorschub,<br />
Kühlung und weitere Parameter enthalten,<br />
speichern und bei Bedarf wiederaufrufen.<br />
Einfache Bearbeitungsgänge wie Drehen<br />
oder Fräsen kann ein erfahrener Programmierer<br />
direkt an der Maschinensteuerung definieren.<br />
Anders sieht es aus, wenn der Teileproduzent<br />
beispielsweise eine Anlage mit B-Achse nutzen<br />
will, um die Verschneidung zweier Bohrungen<br />
im Inneren eines Werkstücks zu entgraten. Zum<br />
Programmieren des dafür nötigen dreiachsigen<br />
Werkzeugwegs ist die CAM-Software unabdingbar.<br />
Virtual Gibbs MTM ist in der Lage, die<br />
B-Achse wie auf der Maschine in jede beliebige<br />
Position zu schwenken und so auch hinterschnittige<br />
Bearbeitungen darzustellen. Auch<br />
bei der Drehkontur- oder der Restmaterialerkennung<br />
ist die Unterstützung durch das Programm<br />
unentbehrlich, ebenso beim Programmieren<br />
des balancierten Drehens und von<br />
Rotationsfräsbewegungen.<br />
Ein weiteres Argument für den Einsatz von<br />
Multi-Task-Bearbeitungszentren ist die mannlose<br />
Produktion. Dafür müssen auch die nicht<br />
Material abtragenden Vorgänge automatisiert<br />
werden. Virtual Gibbs MTM ist dafür ausgelegt;<br />
es kann das Beladen mittels Stangenlader, das<br />
Herausziehen des Teils mittels Gegenspindel<br />
und das Entnehmen der fertigen Teile in das<br />
Steuerprogramm einfügen und in maschinenlesbare<br />
Befehle umwandeln.<br />
Prozessablauf optimieren<br />
Bei MTM-Bearbeitungszentren bewegen sich<br />
mehrere Werkzeugeinheiten gleichzeitig in<br />
einem knapp bemessenen Arbeitsraum. Damit<br />
es nicht zu Kollisionen kommt, müssen Bearbeitungsschritte<br />
und Vorgänge synchronisiert, das<br />
heißt, zu einem zeitlich und organisatorisch<br />
optimierten Gesamtprozess zusammengefügt<br />
werden. Bei zwei Spindeln und zwei Revolvern<br />
ist das noch vergleichsweise übersichtlich, doch<br />
das ändert sich schnell, wenn ein dritter oder<br />
vierter Revolver, eine B-Achse oder weitere Spindeln<br />
hinzukommen. Hier entlastet Virtual Gibbs<br />
MTM den Programmierer mit einem Synchronisationsmanager,<br />
der die Kanäle zeitlich nebeneinander<br />
darstellt. Durch Verschieben der einzelnen<br />
Bearbeitungsvorgänge lassen sich unnötige<br />
Werkzeugwechsel oder Stillstand eines<br />
Revolvers vermeiden und so die Gesamtbearbeitungszeit<br />
verkürzen. Das ist aber nicht so<br />
einfach, wie es klingt. Miersemann beschreibt,<br />
worauf es ankommt: „Wollte man beispielsweise<br />
an der Hauptspindel mit dem unteren Revolver<br />
eine Drehbearbeitung und gleichzeitig mit<br />
dem oberen eine Fräsbearbeitung ausführen,<br />
gäbe es Bruch, denn beim Fräsen darf sich das<br />
Werkstück nicht drehen.“ Die Software reagiert<br />
auf einen solchen Programmierversuch mit<br />
einer Warnung, die erst verschwindet, wenn<br />
man beide Vorgänge durch eine Wartemarke<br />
trennt und nacheinander ablaufen lässt.<br />
Bevor die (Serien-)Fertigung aufgenommen<br />
werden kann, kommt der spannende<br />
Moment des Probelaufs, der eventuelle Kollisionen<br />
zutage fördert. Den könnte man auf<br />
Sicherheit wird groß geschrieben: Kollisionsdarstellung von zwei Werkzeugeinheiten mittels Warnton, Körperblitz<br />
und Protokoll. <br />
Bild: Cimatron<br />
der Maschine vornehmen, allerdings führen<br />
Programmierfehler hierbei unweigerlich zu<br />
Schäden, die teure Reparaturen und Produktionsausfälle<br />
nach sich ziehen. Erheblich kostengünstiger,<br />
aber ebenso effektiv ist die<br />
Simulation des Gesamtprozesses in Virtual<br />
Gibbs MTM. Der komplette Fertigungsablauf<br />
lässt sich hier nicht nur separat, sondern auch<br />
mit der Maschine im Hintergrund realitätsnah<br />
darstellen – einschließlich solcher Bewegungsabläufe<br />
wie der Werkstückübergabe<br />
von der Haupt- auf die Gegenspindel, bei der<br />
gleichzeitig die Synchronität der C-Achse kontrolliert<br />
wird. Die dafür benötigten Maschinendaten<br />
sind im Programm hinterlegt. Ebenso<br />
wichtig für die spätere präzise Fertigung der<br />
Teile ist die so genannte Bearbeitungsanalyse.<br />
Sie überprüft, ob das simulierte Teil mit dem<br />
Original übereinstimmt oder ob ein Arbeitsschritt<br />
fehlt oder infolge eines negativen Aufmaßes<br />
zu viel Material entfernt wird. Diese eingebaute<br />
Sicherheit kann unnötigen Ärger und<br />
vor allem unnötige Kosten ersparen.<br />
Umsetzung an der Maschine<br />
Damit die Produktion an der Maschine gestartet<br />
werden kann, werden die CAM-Daten mittels<br />
eines maschinenspezifischen Postprozessors in<br />
maschinenlesbare NC-Programme umgewandelt.<br />
Durch die langjährige Erfahrung und Praxis<br />
im MTM-Bereich kann Virtual Gibbs auf derzeit<br />
1.000 programmierte Postprozessoren zurückgreifen.<br />
Dirk Dombert, Geschäftsführer der<br />
Cimatron GmbH, erläutert die Strategie des<br />
Unternehmens: „Wir arbeiten weltweit mit rund<br />
60 Maschinenherstellern zusammen, um für<br />
möglichst alle auf dem Markt erhältlichen<br />
Maschinen den passenden Postprozessor anbieten<br />
zu können.“<br />
Das NC-Programm wird nun zusammen mit<br />
den so genannten Werkzeug- und Bearbeitungs-<br />
Reports, die jeder Anwender seinen Vorstellungen<br />
entsprechend anpassen kann, zur Maschine<br />
gesandt. Im Einrichteblatt findet der Maschinenbediener<br />
Informationen und Abbildungen zum<br />
Teil, die Abmessungen des Rohmaterials, die<br />
Aufmaße hinten und vorn, den Namen des NC-<br />
Programms und anderes mehr. Dem Werkzeugbericht<br />
entnimmt er genaue Angaben zu den<br />
Werkzeugen, mit denen die Maschine zu bestücken<br />
ist. „Übrigens ein Aufwand, der im Gegensatz<br />
zur konventionellen Fertigung auf mehreren<br />
Maschinen auch nur einmal zu betreiben<br />
ist“, merkt Miersemann an. Der Bearbeitungsreport<br />
enthält idetaillierte Angaben zu den Bearbeitungsschritten,<br />
sodass der Mann an der<br />
Maschine zu jeder Zeit in der Lage ist, Soll- und<br />
Ist-Stand zu vergleichen und mögliche Fehlfunktionen<br />
schnell zu erkennen. (anm) <br />
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