Leseprobe AUTOCAD & Inventor Magazin 2013/04
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mechanik<br />
Gilgen Door Systems: Mechanik und Elektrik im virtuellen Prototyp<br />
Produktentwicklung<br />
ohne Kompromisse<br />
Seit den neunziger Jahren arbeiten die Entwickler und<br />
Konstrukteure in der Gilgen Door Systems AG mit CAD.<br />
Doch für die individuellen Sonderkonstruktionen reichte<br />
die eingesetzte CAD-Lösung bald nicht mehr aus. Die<br />
Integration von Mechanik und Elektrik mit Verkabelung<br />
bereits am digitalen Prototyp wurde schließlich mit der<br />
Autodesk Product Design Suite möglich. Von Dr. Philipp Grieb<br />
Bild 1: Verkabelung eines Motors mit der Steuerung<br />
bei einem deckenhohen Bahnsteig-Türsystem sowie<br />
einem Positionsschalter für die Tür. Rendering<br />
mit Autodesk <strong>Inventor</strong>.<br />
Die Schweizer Gilgen Door Systems AG<br />
entwickelt und baut innovative Tür-, Torund<br />
Wandsysteme. Ihre automatischen Türsysteme<br />
helfen, an stark frequentierten Orten<br />
Wärmeenergie oder Kühlenergie zu sparen<br />
und sind bequem. Sie sind hygienisch, weil<br />
sie ohne Berührungen den Durchgang<br />
ermöglichen. Zusätzlich helfen sie, vor Feuer<br />
und Rauch oder Einbrüchen zu schützen. Der<br />
Gründer Jakob Gilgen baute noch vor 50 Jahren<br />
die ersten automatischen Antriebe für<br />
Tore einzeln in einer Garage. Heute ist das<br />
Unternehmen mit Stammsitz in Schwarzenburg,<br />
20 Kilometer südwestlich von Bern, mit<br />
mehr als 900 Mitarbeitern auf dem ganzen<br />
Globus präsent und erzielt Jahresumsätze<br />
von über 150 Millionen Euro.<br />
Der wachsende öffentliche Verkehr fordert<br />
ständig neue und innovative Lösungen. Vor<br />
allem in Durchgangsbahnhöfen mit hohem<br />
Fahrgastaufkommen und regem Zugverkehr<br />
besteht permanent die Gefahr, dass Personen<br />
von durchfahrenden Zügen erfasst werden.<br />
Um den Komfort der Fahrgäste, ihre Sicherheit<br />
und die Effizienz der Anlagen zu erhöhen,<br />
gehen U-Bahn-Betreiber in vielen Metropolen<br />
der Welt dazu über, die Bahnsteige<br />
durch automatische Türsysteme zu sichern.<br />
Gilgen Door Systems etablierte die Abteilung<br />
Automatic Doors for Public Transport (kurz<br />
ADP) für diesen speziellen Anlagenbereich<br />
und seine besonderen Anforderungen.<br />
Autodesk-Format wird verlangt<br />
Seit den neunziger Jahren arbeiten die Entwickler<br />
und Konstrukteure in der Gilgen Door<br />
Systems AG mit CAD. Im Rahmen eines großen<br />
Projekts verlangte allerdings vor rund<br />
zehn Jahren ein Kunde des ADP-Teams alle<br />
Konstruktionen explizit im AutoCAD-Format.<br />
Deshalb führte die Firma damals im Bereich<br />
ADP die Autodesk-Mechanical-Desktop-<br />
Software ein. Rund fünf Jahre später folgte<br />
dann der Umstieg auf die 3D-Konstruktion<br />
mit Autodesk <strong>Inventor</strong>. AutoCAD blieb weiter<br />
für spezielle 2D-Aufgaben im Einsatz, beispielsweise<br />
für Schemapläne oder für die<br />
2D-Layouts der Bahnsteige. Inzwischen ist<br />
Bild: Gilgen Door Systems AG<br />
die 3D-Konstruktion mit Autodesk <strong>Inventor</strong><br />
in der Konstruktion der Bahnsteig-Türsysteme<br />
selbstverständlich geworden. „Auf die Visualisierung<br />
der digitalen Modelle aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven, die Ermittlung<br />
physikalischer Eigenschaften wie Masse oder<br />
Trägheitsmomente, die parametrische Konstruktion<br />
mit ihren Vorteilen bei Änderungen<br />
und deren automatische Anpassung in Baugruppen<br />
und Zeichnungen wollen wir heute<br />
nicht mehr verzichten“, erklärt Thomas Gross,<br />
Konstrukteur und CAD-Betreuer im ADP-<br />
Bereich der Gilgen Door Systems. Die Baugruppen<br />
der ADP-Entwicklung umfassen<br />
1.000 bis 10.000 Bauteile. Viele davon sind<br />
zwar einfache Profile oder Normteile, aber<br />
die zeitgerechte Abwicklung und der große<br />
Umfang der Projekte wären ohne CAD- und<br />
ERP-Systeme nicht zu bewältigen. Selbst die<br />
Kollegen im Einkauf und in der Verwaltung<br />
haben heute Zugang zu 3D-DWF-Darstellungen,<br />
die neben den Artikeldaten hinterlegt<br />
sind.<br />
Mechanik und Elektrik integriert<br />
Die Bahnsteig-Türsysteme sind in der Regel<br />
individuelle Sonderkonstruktionen, angepasst<br />
an die Bahnhofssituation. Sie werden<br />
in Schwarzenburg entworfen, konstruiert,<br />
gebaut und anschließend an weit entfernten<br />
Orten montiert. Die vollständige Visualisierung<br />
der virtuellen Anlagen ist daher wichtig,<br />
um Konstruktionsfehler zu vermeiden.<br />
Allerdings gab es in der Vergangenheit<br />
schon bei der Vormontage von Baugruppen<br />
immer wieder Probleme bei der Integration<br />
der elektrischen Komponenten in die mechanischen<br />
Baugruppen: Da wurden beispielsweise<br />
Löcher für Kabeldurchführungen vergessen<br />
oder notwendige Biegeradien in<br />
Kabelführungen nicht eingehalten, weil die<br />
elektrischen Komponenten und die Verkabelung<br />
nicht im digitalen Prototyp integriert<br />
waren. Sie existierten nur in der Logik der<br />
Schemapläne. Das führte zu Änderungskonstruktionen,<br />
Nacharbeiten in der Fertigung,<br />
unerwarteten Kosten und zeitlichen Verzögerungen.<br />
Um derartige Probleme grundsätzlich<br />
auszuschließen, suchten die Verantwortlichen<br />
in der Entwicklung bei Gilgen<br />
Door Systems nach einer modernen 3D-CAD-<br />
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<strong>AUTOCAD</strong> & <strong>Inventor</strong> <strong>Magazin</strong> 4/13