Leseprobe AUTOCAD & Inventor Magazin 2013/04
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Architektur & Bauwesen<br />
Modellierung in Architektur und Bauwesen<br />
Durchgängig planen in 3D<br />
Die Verwendung von 3D-CAD-Systemen und dreidimensionalen Produktmodellen ist im<br />
Maschinenbau oder der Anlagentechnik heute schon Standard. Im Bauwesen hat sich die<br />
durchgängige Nutzung von 3D-CAD und somit 3D-Modellen jedoch noch immer nicht<br />
wirklich durchsetzen können. Dieser Artikel zeigt am Beispiel des Neubaus des Kompetenzzentrums<br />
Virtual Engineering Rhein-Neckar (KVE), welche Vorteile durch die durchgängige<br />
Planung in 3D-Systemen entstehen. Von Dipl.-Ing. Daniel Balz und Prof. Dr.-Ing. Bruno Burbaum<br />
Konstruktion und Produktentwicklung<br />
im Maschinenbau, der Luftfahrtindustrie<br />
oder erst recht in der Automobilindustrie<br />
sind heute ohne den Einsatz von<br />
3D-CAD undenkbar. Produktdatenmanagementsysteme<br />
oder Product Life Cycle<br />
Management und 3D-CAD sind in diesen<br />
Bereichen absoluter Standard. Vielmehr<br />
halten hier bereits seit Jahren Verfahren wie<br />
Virtual Prototyping und Virtual Reality<br />
immer stärker Einzug in Produktentwicklungsprozesse<br />
der fertigenden Industrie<br />
und werden vor allem auch bei den großen<br />
Automobilbauern prozessintegriert<br />
genutzt. Auch die Thematik des Rapid Prototyping,<br />
also das Erstellen von physikalischen<br />
Prototypen zum Beispiel mit Hilfe<br />
von 3D-Druckern direkt aus den CAD-Daten,<br />
ist in diesen Branchen schon weit in der<br />
Prozesskette verbreitet.<br />
Ein ganz anderes Bild zeigt sich im Bereich<br />
der Architektur und des Bauwesens: Hier<br />
herrscht die 2D-Planung, teilweise sogar auf<br />
dem Reißbrett ohne Computerunterstützung,<br />
noch immer vor. Dabei nutzt man<br />
gerade in der Architektur rege und schon<br />
Bild 1: Erster Grobentwurf des Gebäudes. <br />
seit langem digitale<br />
(pseudo) 3D-Modelle zu<br />
Präsentationszwecken<br />
von Bauwerken in Broschüren,<br />
auf Bauschildern<br />
oder in (vermeintlich)<br />
virtuellen Städtebaumodellen.<br />
Auch zur<br />
Entwurfsfindung oder<br />
bei Architektur-Wettbewerben<br />
werden 3D-Miniaturmodelle<br />
aus Holz<br />
oder Pappe aufwendig<br />
erstellt und eingesetzt. Diese Modelle,<br />
sowohl digital als auch physikalisch, werden<br />
jedoch in den meisten Fällen nachträglich<br />
oder zusätzlich aus den vorhandenen<br />
2D-Planungsdaten generiert. Hinzu kommt,<br />
dass den meisten der vermeintlichen digitalen<br />
3D-Modelle gar keine echten, vollumfänglichen<br />
3D-Daten zugrunde liegen. Meist<br />
werden hier spezielle, nur für diese oder jene<br />
Abbildung, beziehungsweise den kurzen<br />
Animationsfilm benötigte Perspektiven<br />
erzeugt und in Bildbearbeitungsprogrammen<br />
mit mehr oder weniger Zusatzaufwand<br />
Bild 2: 3D-Druck des ersten Entwurfs, Maßstab 1/200.<br />
(Staab Architekten, Berlin)<br />
(KVE Rhein-Neckar)<br />
vermeintlich dreidimensional erstellt. Soll<br />
nun etwas am Entwurf des Bauwerks oder<br />
nur die Perspektive der vermeintlichen<br />
3D-Abbildung geändert werden, beginnt<br />
die Arbeit mehr oder weniger von vorne. Ein<br />
Holz- oder Pappmodell des Gebäudes müsste<br />
bei einer Entwurfsänderung eventuell<br />
sogar komplett neu gebaut werden.<br />
Architektur ist Kommunikation<br />
An dieser Stelle bietet die durchgängige<br />
Modellierung in einem 3D-CAD-System zahlreiche<br />
Vorteile. Der Architekt hat die Möglichkeit,<br />
flexibel mit seinem Modell zu arbeiten<br />
und es sowohl äußerlich als auch von innen<br />
weiterzuentwickeln. Kommen dann zum<br />
3D-CAD-Modell auch noch Materialien und<br />
Texturen, also digitale Beschreibungen der<br />
Oberfläche (Farbe und Beschaffenheit) der<br />
einzelnen Bauteile hinzu, entsteht ein vollständiges<br />
digitales Gebäudemodell. In diesem<br />
Modell lassen sich neben Veränderungen<br />
der eigentlichen Geometrie (Raumaufteilung,<br />
Fensteranordnung, Dachform usw.) auch zum<br />
Beispiel die Wandfarbe der Fassade leicht von<br />
Weiß auf Gelb oder das Material der Innenwände<br />
von Putz auf zum Beispiel Fliesen<br />
ändern. Einmal begonnen, kann das 3D-Modell<br />
vom groben Gebäudeentwurf bis hin<br />
zum kompletten Bauwerk inklusive Haustechnik<br />
und Möblierung leicht fortgeschrie-<br />
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<strong>AUTOCAD</strong> & <strong>Inventor</strong> <strong>Magazin</strong> 4/13