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Außerdem fällt noch auf, dass das Cello nach der großen Ratter-Stelle (T. 186-218) erst<br />

wieder ganz am Ende (T. 467) mit gepresstem Bogenstrich auftritt. Das macht sich im<br />

Klang bemerkbar, weil der erhöhte Bogendruck auf den Saiten des Cello ein tieferes,<br />

dunkleres Rattern zur Folge hat als der gepresste Bogenstrich bei den höheren<br />

Streichinstrumenten Violine und Bratsche. Nur im I. Streichquartett ist der gepresste<br />

Bogenstrich im Cello ähnlich oft vorhanden wie bei den anderen drei Streichern.<br />

Die Verwendung des gepressten Bogenstrichs und seine Tendenz zur Nicht-<br />

Verlagerung im III. Streichquartett zeigt, dass die Abstufung der Geräusche nicht mehr im<br />

Mittelpunkt dieses Streichquartetts steht. Bei näherer Betrachtung bestätigt das auch die<br />

Art der Handhabung aller insgesamt vorkommenden Spieltechniken: Im III. Streichquartett<br />

gibt es keine Felder „fremder“ Spieltechniken mehr wie im I. und II. Streichquartett (außer<br />

dem einen großen Ratter-Feld), was sich im Gesamtklang des Streichquartetts als<br />

„ordinario“ niederschlägt.<br />

5. Bogenverlagerung und synchrones Spiel<br />

5.1 Gran Torso<br />

Lachenmann hat für sein I. Streichquartett eine etwas andere Notation gewählt als in den<br />

späteren Streichquartetten: In großen Teilen der Partitur fehlt der herkömmliche<br />

Notenschlüssel (und damit auch das Fünfliniensystem), stattdessen kommen Steg- und<br />

Saitenschlüssel zum Einsatz. Die häufige Verwendung des Stegschlüssels macht klar, wie<br />

wichtig die Bogenverlagerung im I. Streichquartett ist.<br />

Es gibt nur sehr wenige Stellen im I. Streichquartett, an denen der Bogen nicht schräg<br />

oder parallel zu den Saiten verlagert wird: Von Takt 101 bis 132 gibt es neben dem<br />

akustischen auch einen optischen Stillstand 37 und in den letzten Takten des Stückes wird<br />

nach einem weiteren Bogenverlagerungs-Stillstand (ab T. 259, vgl. Abb. 70) der Bogen<br />

überhaupt weggelegt (ab T. 270).<br />

Das ganze Stück über werden Zusammenhänge die Bogenverlagerung betreffend<br />

bewusst vermieden; die einzigen wirklich synchronen Stellen – weil hier alle jeweils<br />

Beteiligten dasselbe machen – sind der Takt 206 38 (als Auftakt zur großen Ratter-Passage),<br />

37 In dieser Zeit ist die einzige sichtbare Bewegung der Auf- und Abstrich auf dem Saitenhalter, da auch die<br />

Greif-Hand nicht beschäftigt ist.<br />

38 Hier machen alle vier Instrumentalisten spieltechnisch, dynamisch und optisch dasselbe.<br />

34

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