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„springender“ gepresster Bogen und gepresster Bogenstrich mit Wechsel zwischen<br />
gedämpftem und ungedämpftem Spiel. Im Vergleich zur großen Ratter-Stelle in Grido (T.<br />
186-218) ist dieses Feld hier in Gran Torso aber homogener, da die wenigen Einsätze, die<br />
nicht mit gepresstem Bogen ausgeführt werden, 54 dem Ratter-Klangraum nichts anhaben<br />
können.<br />
Abbildung 67: Helmut Lachenmann: Gran Torso – Musik für Streichquartett (1971/76/88),<br />
S. 17, T. 177-182<br />
Der große Ratter-Teil im I. Streichquartett beginnt durch die Generalpause davor (T. 208)<br />
relativ plötzlich. Der erste längere gepresste Bogenstrich (I. Violine, T. 209) dieses Ratter-<br />
Feldes stellt optisch den Krebs zur Flautato-Bogenverlagerung der II. Violine in Takt 208<br />
dar; das Ratter-Feld beginnt also mit einem doppelten Kontrast: völlig gegensätzlicher<br />
Bogendruck zum Flautato und Gegenbewegung bei der Bogenverlagerung.<br />
Der Hörer wird aber schon ab Takt 180 (vgl. Abb. 67), wo nach längerer Zeit wieder<br />
der gepresste Bogenstrich verwendet wird, 55 langsam wieder mit der Klangwelt des<br />
gepressten Bogens vertraut gemacht. Dieser erste gepresste Bogenstrich, der einen „arco<br />
balzando“ stoppt (Abb. 67, T. 180), deutet schon an, was in weiterer Folge passiert: die<br />
Welt des springenden Bogens wird zugunsten des gepressten Bogenstrichs verlassen.<br />
Reminiszenzen an den springenden Bogen gibt es nur noch in den Takten 224-226 (Abb.<br />
68), wo der Bogen nun mit gepresstem Bogen geworfen wird. Diese gepressten<br />
springenden Bögen haben aber gleichzeitig eine andere Bedeutung: sie inspirieren das ab<br />
Takt 256 einsetzende Ritardando (Abb. 70).<br />
53 Auch in Zusammenhang mit der eckigen Bogenverlagerung.<br />
54 Pizzicati und normale Bogenstriche (tremolierend nur in T. 251)<br />
55 Nach T. 80/81 gibt es nur einen gepressten Bogenstrich in T. 161.<br />
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