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Ausgabe August 2007 - Martin-Luther-Viertel

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ten wir in unserer Arbeit fürs <strong>Viertel</strong> auch den<br />

zentralen Standpunkt, das Leben Freude ist,<br />

Beruf Spaß machen soll, zur Selbstverwirklichung<br />

auch ungewöhnliche Schritte gegangen<br />

werden und „erlaubt“ sind.<br />

Und das hat unser Eckard Born richtig verstanden.<br />

„Seine“ Apotheke war sein Leben.<br />

Nach reiflicher Überlegung ist er zur Einsicht<br />

gekommen, in seinem noch jungen Leben<br />

noch einmal eine Zäsur und damit einen Neubeginn<br />

zu wagen.<br />

Wir bewundern seinen Mut, wünschen uns<br />

weiterhin regelmäßige Gespräche und Eckard<br />

Born viel Erfüllung auf der künftigen Lebensstrecke.<br />

Man sagt immer, jeder Mensch ist zu<br />

ersetzen. Das ist völliger Quatsch, weil jeder<br />

Mensch ein Individuum mit ganz viel Persönlichkeit<br />

und noch mehr Eigenschaften ist, nicht<br />

geklont werden kann. Eckard ist eine nichtkopierbare<br />

Persönlichkeit, die schlicht und einfach<br />

in unserem <strong>Viertel</strong> ein großes Vakuum<br />

hinterlässt.<br />

Mitsommernachtsalptraum<br />

Ein erwachsener Mensch, eine Beamtin mittleren<br />

Alters, Mutter eines kleinen Mädchens<br />

besucht den „Hamm Summer“ und erzählt<br />

darüber. Sie wohnt nicht in Hamm, arbeitet<br />

aber hier.<br />

„Das ist ja wie in New York, auf einen Besucher<br />

kommt ein Polizist. Mehrfach wurde meine<br />

Handtasche kontrolliert. Absperrgitter erzeugen<br />

in mir Platzangst. Wovor fürchten sich<br />

die Veranstalter? Was für ein Publikum erwarten<br />

sie? Wen haben sie da eingeladen?<br />

Bis 20 Uhr war das Publikum erträglich, dann<br />

kamen immer mehr Angetrunkene, unangenehme<br />

teilweise aggressive Menschen ins<br />

Bild. Ich fühlte mich nicht mehr wohl und habe<br />

das Konzert dann auch ziemlich schnell verlassen.<br />

Auffällig waren auf dem Weg zum<br />

Parkplatz auch wieder zahlreiche Angetrunkene,<br />

die sich an Ort und Stelle entsorgten.<br />

Das war wieder typisch Hamm!<br />

Einem mit mir befreundetem Ehepaar, eigens<br />

aus dem Sauerland angereist, erging es genauso.<br />

Sie verließen den Veranstaltungsort<br />

ziemlich enttäuscht.<br />

Ich frage mich allen Ernstes, wer denn diesen<br />

hohen Sicherheitsaufwand, die medizinischen<br />

Folgen des Konzerts bezahlen muss? Doch<br />

wohl wir Steuerzahler oder nicht?“<br />

Ortswechsel: Samstag morgen auf dem Weg<br />

zur Arbeit. Es ist 7 Uhr. Die Zuwegung zum<br />

Betrieb sieht aus wie eine auseinander gewehte<br />

kleine Müllhalde. 7.30 Uhr, die ersten Kunden<br />

im Geschäft, ein großes Geschimpfe setzt<br />

ein. Man kann ja mit dem Auto gar nicht zu<br />

Ihnen fahren, Bürgersteig und Straße sind mit<br />

Glasscherben übersät.<br />

8.00 Uhr: ein übernächtigter Gewerbetreibende<br />

im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> verlässt seinen Betrieb.,<br />

Er ist die ganze Nacht dageblieben, aus<br />

Angst, Vandalen würden seine Scheiben einwerfen.<br />

8.30 Uhr: zahlreiche Anlieger beginnen, die<br />

Spuren der Nacht zu beseitigen.<br />

Jede Einfahrt, jede Nische, jeder Hauseingang<br />

wurde zum Urinieren genutzt, in Abfahrten zu<br />

Tiefgaragen ergossen sich in der „Hammer<br />

Summer Night“ keine Regenwasserbäche<br />

sondern Urinrinnsale. Selbst fast Neunzigjährige,<br />

nicht mehr ganz gesunde Hausbesitzer<br />

kratzten Erbrochenes und andere Fäkalien von<br />

den Stufen ihres Hauses. Auf dem Parkplatz<br />

zum Nebeneingang des ehemaligen Atriumkinos<br />

wurde in jede Ecke gekotet.<br />

9.00 Uhr: Besuch von aufgebrachten Bewohnern<br />

des <strong>Viertel</strong>s. Mein Auto hat jetzt einen<br />

platten Reifen. Ich muss meinen Hund „beim<br />

Gassigehen“ tragen, alles liegt voller Scherben.<br />

Herr Reumke, Sie kümmern sich doch<br />

immer. Können Sie da nicht was machen?<br />

Ich habe sofort die Polizei Hamm-Mitte angerufen<br />

mit der Bitte, sich um das Problem zu<br />

kümmern. Haben die Beamten wohl auch,<br />

sogar in Konsultation mit der Feuerwehr, leider<br />

aber ohne praktische Ergebnisse.<br />

Und so ging das den ganzen Tag weiter. Es<br />

war in der Tat eine äußerst nachhaltige „Hammer<br />

Summer Night“. In diesem Zusammenhang<br />

kam auch immer wieder die Ringpromenade<br />

in den Berichten vor.<br />

„Ich habe Angst, da in späteren und dunkleren<br />

Stunden mit meinem Hund spazieren zu gehen.<br />

Hier halten sich immer häufiger ganz<br />

unangenehme Menschen auf. Neulich konnte<br />

ich sogar sehen, wie ein junges Mädchen sich<br />

eine Spritze gegeben hat. Sie war danach wie<br />

verwandelt. Mein Hund hat morgens Schlafende<br />

im Gebüsch wachgebellt.“<br />

Eine der Augenzeuginnen berichtete dann<br />

noch über die Schlägerei Samstagmorgen kurz<br />

vor acht vor dem Marienhospital, die einen<br />

etwas größeren Polizeieinsatz erforderlich<br />

machte. Die Spuren dieser Nacht waren auch<br />

Montagvormittag noch nicht ganz beseitigt.<br />

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