Ausgabe August 2007 - Martin-Luther-Viertel
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Er nimmt ebenfalls an der Documenta 12 teil<br />
mit dem Projekt "Die Exklusive - Zur Politik des<br />
ausgeschlossenen Vierten" und wirkte weiterhin<br />
in den Aufführungen des Musikprojekts Auf<br />
Einmal und Gleichzeitig mit, zu dem er ebenfalls<br />
beitrug.<br />
Siekmann lebt und arbeitet in Berlin und Buenos<br />
Aires.<br />
Sein Kunstwerk auf der Documenta:<br />
Die Exklusive. Zur Politik des aus-<br />
geschlossenen <strong>Viertel</strong>s<br />
Wir zitieren aus dem Ausstellungskatalog:<br />
„Die Exklusive ist ein Work-in-Progress, dessen<br />
Bestandteile dokumentierend wie fiktionalisierend<br />
Geschichten des Ausschlusses im<br />
Prozess der Globalisierung erzählen. Die einzelnen<br />
Bilder der Serie generiert Andreas<br />
Siekmann durch den virtuosen Missbrauch der<br />
Zeichenfunktion eines populären Textverarbeitungsprogramms<br />
am Computer. Indem die<br />
Serie die herrschende Gewaltenteilung um<br />
eine „ausgeschlossene Vierte“ – die Exklusive,<br />
die Macht, Recht zu missachten – bereichert,<br />
wird sie zu einer Bildtechnik, mit der Siekmann<br />
auf spezifische Situationen reagiert. In den<br />
vergangenen Jahren baute er an verschiedenen<br />
Orten Karussells um bestehende Denkmäler<br />
herum auf, die er auch mit Zeichnungen<br />
bestückte. Das Karussell als Bildträger bewirkt<br />
eine pessimistische Infragestellung öffentlicher<br />
Prozesse wie auch eine bissige Spektualisierung<br />
der Herrscherstatuen, die es umkreist.<br />
Die Bildsprache der Installation verschränkt<br />
Beobachtungen und Medienbilder derart ineinander,<br />
dass diese sich zu komplexen Interpretationen<br />
verdichten.<br />
Auch in Kassel bezieht sich Andreas Siekmann<br />
auf lokale politische Konflikte – hier sind es<br />
virulente Fragen von Ausländerrecht und Abschiebeverfahren.<br />
Beim Karussell um das<br />
Denkmal Friedrich ll. Schafft er drei Bildebenen,<br />
die auf Abschiebepraktiken gegen unerwünschte<br />
MigrantInnen verweisen. Friedrich<br />
wird als Souverän gezeigt, der in seinem Panzerschrank<br />
Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen<br />
wie Geldscheinbündel stapelt. Dante<br />
und Vergil, die in der gesamten Serie schemenlos<br />
die „Höllenkreise“ der globalisierten<br />
Sonderrechtszonen durchschreiten, deuten auf<br />
die Judikative und beobachten eine nächtliche<br />
Abschiebung. Schließlich ein Chefsessel als<br />
Zeichen der „dritten Gewalt“. Er zeigt eine<br />
Büroszenerie mit Monitoren als Ort exekutiven<br />
Praktiken der Ausweisung oder Duldung.“<br />
Stolpersteine zur Erinnerung ins<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong><br />
Manchmal haben zwei Menschen den gleichen<br />
Gedanken. Als jüngst ein Artikel zum Projekt<br />
„Stolpersteine in Heessen“ erschien, kam mir<br />
wieder ein Vorhaben in den Sinn, das ich für<br />
zwingend halte.<br />
Zum <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> gehört auch das<br />
Kunstwerk „Alte Synangoge“. Im <strong>Viertel</strong> selber<br />
haben bis zum Machtantritt des Hitlerfaschismus<br />
dutzende jüdische Familien gelebt. Meist<br />
waren es kleine handwerkliche Unternehmer<br />
oder sonstige Dienstleister.<br />
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