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Strategische Gesamtbanksteuerung - Sparkassenzeitung

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oder juristischen Personen oder Personenhandelsgesellschaften.<br />

Zu unterscheiden ist danach zwischen<br />

Kreditnehmereinheiten auf Basis eines<br />

beherrschenden Einflusses (rechtliche<br />

Abhängigkeiten gemäß Satz 1 bis 5) und<br />

Risikoeinheiten auf Basis wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeiten (Satz 6). Ein mittelbar oder<br />

unmittelbar beherrschender Einfluss liegt<br />

vor bei Unternehmen:<br />

> die demselben Konzern angehören,<br />

> zwischen denen ein Gewinnabführungsvertrag<br />

besteht,<br />

> die im Mehrheitsbesitz stehen, zwischen<br />

dem Unternehmen und den an ihnen beteiligten<br />

Unternehmen oder Personen.<br />

Als eine Kreditnehmereinheit gelten auch bei<br />

natürlichen Personen:<br />

> Personenhandelsgesellschaften und ihre<br />

persönlich haftenden Gesellschafter<br />

> Partnerschaften und ihre jeweiligen Partner.<br />

Als Risikoeinheit auf Basis wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit (Satz 6) gelten Unternehmen<br />

und Personen:<br />

> mit einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

(neue § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation)<br />

> mit wechselseitiger wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit (alte § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation).<br />

4<br />

Nach einer früheren Interpretation des<br />

KWG war eine Risikoeinheit nur bei wechselseitiger<br />

wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

zu bilden, 5 während nach neuerer Auslegung<br />

schon bei einseitiger wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit Risikoeinheiten zu bilden<br />

sind. 6<br />

cpV berücksichtigt nur<br />

symmetrische abhängigkeit<br />

Zu berücksichtigen ist die Bildung derartiger<br />

Risikoeinheiten im Rahmen der Messung<br />

und Bewertung von Adressenausfallrisiken.<br />

Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe wird<br />

sie für das Kundenkreditgeschäft mithilfe der<br />

Software CreditPortfolioView (CPV) vorgenommen.<br />

Dabei kann CPV jedoch aufgrund<br />

seiner programmtechnischen Realisierung<br />

lediglich symmetrische Abhängigkeiten berücksichtigen,<br />

wie sie nach dem skizzierten<br />

Verständnis nur bei Risikoeinheiten mit<br />

wechselseitig wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

vorkommen.<br />

In der Regel kann in CPV ein Risikoverbund<br />

nur dergestalt gebildet werden, dass<br />

wenn der eine Kreditnehmer des Verbundes<br />

ausfällt auch automatisch der andere Kreditnehmer<br />

ausfällt. Das muss allerdings für<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

beide oder alle Kreditnehmer des Risikoverbundes<br />

gleichermaßen gelten. Daher ist für<br />

CPV lediglich die Bildung von Risikoverbünden<br />

gemäß der alten Paragraph 19 Abs. 2<br />

KWG-Interpretation zweckmäßig.<br />

Berücksichtigung von<br />

risikoverbünden in cpV<br />

Um Risikoverbünde in CPV zu berücksichtigen,<br />

gibt es zwei prinzipielle Vorgehensweisen:<br />

> Risikoverbünde können manuell angelegt<br />

werden.<br />

> Risikoverbünde können maschinell nach<br />

einem bestimmten Algorithmus erzeugt<br />

werden.<br />

Eine manuelle Verbundbildung erfolgt dabei<br />

vor der Datenbereitstellung durch die Zentrale<br />

Vorverarbeitung Adressenrisiko (ZVAdr)<br />

durch den IT-Dienstleister der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe, die Finanz Informatik, für<br />

CPV. Die maschinelle Risikoverbundbildung<br />

erfolgt im Rahmen der Datenbereitstellung<br />

für CPV durch den so genannten ZVAdr-Lauf.<br />

Um dabei eine mögliche Risikoüberzeichnung<br />

durch die Berücksichtigung identischer<br />

Kreditnehmer in unterschiedlichen<br />

Risikoverbünden zu vermeiden, werden sie<br />

jeweils überprüft und gegebenenfalls neu<br />

geordnet. Mehrfach berücksichtigte Kreditnehmer<br />

werden auf diese Weise exakt dem<br />

Risikoverbund zugeordnet, der das größte<br />

Engagement aufweist.<br />

Durch Aktivierung der Sparkassenregeln<br />

961, 962 und 972 wird im Rahmen der maschinellen<br />

Bildung von Risikoverbünden<br />

gewährleistet, dass durch den ZVAdr-Lauf<br />

lediglich symmetrische Risikoeinheiten mit<br />

wechselseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

gemäß alter KWG Paragraph 19 Abs.<br />

2-Interpretation gebildet werden. Nur diese<br />

Vorgehensweise ist für die Berücksichtigung<br />

von Risikoverbünden durch die Kredit-<br />

Portfoliorisikomessung mit CPV einzig und<br />

allein sinngemäß. Zu beachten ist dabei,<br />

dass die Sparkassenregel 970 deaktiviert<br />

ist, um zu verhindern, dass die gebildeten<br />

Risikoverbünde durch die Einzelkundensicht<br />

unterdrückt werden.<br />

Fazit<br />

Die neugefassten MaRisk vom Dezember<br />

2010 verlangen, dass im Rahmen der Überwachung<br />

von Adressenrisiken auch Risikokonzentrationen<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

Neu ist dabei die Anforderung, sowohl<br />

Inter- als auch Intra-Risikokonzentrationen<br />

Controlling<br />

also Konzentrationen innerhalb und<br />

zwischen verschiedenen Risikoarten zu<br />

berücksichtigen. Gemäß Paragraph 19 Abs.<br />

2 KWG wird bei der Zusammenfassung von<br />

Kreditnehmern zwischen rechtlichen Abhängigkeiten<br />

bei Kreditnehmereinheiten<br />

und wirtschaftlichen Abhängigkeiten bei<br />

Risikoeinheiten unterschieden.<br />

Nur die Bildung von Risikoeinheiten<br />

nach alter Paragraph 19 Abs. 2 KWG-Interpretation<br />

im Rahmen von wechselseitig<br />

wirtschaftlichen Abhängigkeiten ist damit<br />

im Rahmen der Risikomessung der Kreditportfoliorisiken<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

mittels CPV sinnvoll. Diese Art der<br />

Risikoverbundbildung lässt sich durch die<br />

maschinelle Anlieferung von Risikoverbünden<br />

durch die ZVAdr der Finanz Informatik<br />

auf einfache Art und Weise realisieren. ¯<br />

Literatur<br />

1 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(Hrsg.): Rundschreiben 11/2010 (BA) – Mindestanforderungen<br />

an das Risikomanagement<br />

– MaRisk. GZ: BA 54-FR 2210-2010/0003, Bonn<br />

/Frankfurt am Main vom 15.12.2010.<br />

2 Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (Hrsg.):<br />

Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />

nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />

Bonn/Frankfurt am Main vom 24.02.1997.<br />

3 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />

über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz –<br />

KWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom<br />

9. September 1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt<br />

durch Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011<br />

(BGBl. I, S. 1126 geändert worden ist.<br />

4 Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur<br />

Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinie und<br />

der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD<br />

II Umsetzungsgesetz). O.O. 2011.<br />

4 Vgl. Bundesministerium für Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />

über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz – KWG)<br />

in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September<br />

1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt durch<br />

Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011 (BGBl. I,<br />

S. 1126) geändert worden ist, S. 64.<br />

5 Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen<br />

(Hrsg.): Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />

nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />

Bonn/Frankfurt am Main vom 24. Februar 1997, S. 2.<br />

6 Vgl. Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur Umsetzung<br />

der geänderten Bankenrichtlinie und der geänderten<br />

Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD II Umsetzungsgesetz).<br />

O.O. 2011. Gesetzesbegründung<br />

BT-Drucksache 17/1720, zu Nr. 19 (§ 19), zu Buchstabe<br />

b (§ 19 Abs. 2), S. 65.<br />

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