Strategische Gesamtbanksteuerung - Sparkassenzeitung
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vertrieb<br />
eingehen. Zudem wird sich die Wirtschafts-<br />
bzw. Branchenstruktur durch diesen Megatrend<br />
mittelfristig deutlich verschieben.<br />
„Clean Tech“-Themenfelder werden danach<br />
deutlich schneller an Bedeutung gewinnen.<br />
Banken und Sparkassen müssen sich frühzeitig<br />
darauf einstellen, Risiken in klassischen<br />
Wirtschaftszweigen zu begrenzen und<br />
Chancen in der Finanzierung und Beratung<br />
von Clean-Tech-Branchen zu nutzen. Die genauen<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
die (internationale) Wirtschaftsstruktur lassen<br />
sich heute noch nicht mit hinreichender<br />
Genauigkeit prognostizieren.<br />
Der „Demografische Wandel“ hat dagegen<br />
sehr gut prognostizierbare Auswirkungen<br />
auf den Mittelstands-, Banken- und<br />
Arbeitsmarkt. Zwei Phänome sind für das<br />
Bankgeschäft vor allem relevant:<br />
> Das unterschiedliche Bevölkerungswachstum<br />
in der einzelnen Regionen der Erde:<br />
Wachstumsstarke Regionen wie Asien<br />
oder Lateinamerika werden dadurch im<br />
internationalen Kontext wirtschaftlich an<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
> Der starke Alterungsprozess der deutschen<br />
Bevölkerung und der damit einhergehende<br />
Rückgang der Erwerbstätigen,<br />
vor allem der jungen, gut ausgebildeten<br />
Nachwuchskräfte: Der Kampf um gut ausgebildete<br />
Nachwuchskräfte wird gerade<br />
für das Firmenkundengeschäft zu einem<br />
entscheidenden Erfolgsfaktor werden.<br />
Der schon heute deutlich spürbare Megatrend<br />
der „Internationalisierung/Globalisierung“<br />
wird sich weiter fortsetzen. Alle<br />
Prognosen gehen davon aus, dass der<br />
Außen- bzw. Welthandel im Vergleich zur<br />
nationalen Wertschöpfung (BIP) überproportional<br />
wachsen wird und damit auch die<br />
grenzüberschreitenden Finanzströme weiter<br />
anschwellen. Eine Internationalisierung<br />
wird dabei zunehmend auch kleinere Mittelständler<br />
erfassen, für die sich durch hohe<br />
Spezialisierung Chancen in internationalen<br />
Wertschöpfungsketten eröffnen. Für die Finanzwirtschaft<br />
wird das Thema „Follow your<br />
Customer“ und das Abdecken internationaler<br />
Finanzbedürfnisse zunehmend zum wichtigen<br />
Differenzierungsfaktor im Wettbewerb.<br />
Zu erwarten ist zudem, dass die Auslandsbanken<br />
– nach der „finanzkrisenbedingten“<br />
Pause – wieder vermehrt auf den deutschen<br />
Markt drängen, um sich dort verstärkt um<br />
den deutschen Mittelstand zu kümmern.<br />
In engem Zusammenhang mit einer<br />
Globalisierung steht der Megatrend „2-<br />
ABBildung 3<br />
trendlandkarte<br />
mittelstandsmarkt Bankenmarkt arbeitsmarkt<br />
Speed-World/volatile Welt“. Gerade die Wirtschaftsleistung<br />
der Schwellenländer wird im<br />
Vergleich zu den etablierten Industrienationen<br />
deutlich stärker wachsen. Die neuen<br />
Gravitationszentren werden daher in Asien<br />
sowie im Mittleren und Nahen Osten liegen.<br />
Gerade in diesen Märkten müssen die Institute<br />
neu entstehende Chancen nutzen. Eine<br />
breite Kundenbasis (Kunden-Franchise),<br />
Zugang zu Primärliquidität, Risikosteuerung<br />
und Kapitalausstattung werden in der immer<br />
volatileren Welt zudem Kernerfolgsfaktoren.<br />
Der Megatrend „Wissensgesellschaft/<br />
Innovation“ wird für die Zukunftsausrichtung<br />
große Bedeutung haben. Innovationen<br />
werden gerade für die Industrienationen zu<br />
entscheidenden Triebkräften für Wachstum<br />
und Produktivität. Immaterielle Vermögenswerte<br />
und Patente werden als Kreditsicherheiten<br />
für Banken und Sparkassen immer<br />
wertvoller. Technologische Entwicklungen<br />
wie Videotelefonie, permanent verfügbare<br />
Breitbandverbindungen, semantisches Web<br />
2.0 oder Soziale Netzwerke haben entscheidende<br />
Auswirkungen auf das Bankgeschäft.<br />
Die Transparenz von Preisen und Dienstleistungsqualität<br />
wird auch im Firmenkundengeschäft<br />
deutlich ansteigen und es werden<br />
neue Kontaktpunkte zum sowie neue Dienstleistungsangebote<br />
für Kunden entstehen.<br />
Für Mitarbeiter wird das Arbeitsumfeld komplexer,<br />
wodurch lebenslange Weiterbildung<br />
stark an Bedeutung gewinnt.<br />
Neben den hier nur in den Grundzügen<br />
erläuterten Megatrends wird das neue regulatorische<br />
Umfeld – vor allem Basel III – über<br />
die verschärften Kapitalanforderungen und<br />
Liquiditätsnormen die Geschäftsmodelle<br />
im Firmenkundengeschäft verändern. Das<br />
Ankerprodukt Kredit wird noch stärker<br />
als heute mit dem Kernbankanspruch der<br />
kreditgebenden Bank verknüpft werden.<br />
Die höheren EK-Kosten werden den Kredit<br />
zusätzlich verteuern.<br />
Produktbündelungen (zwischen Aktiv-<br />
und Passivgeschäften), strukturierte<br />
Produkte und das Kapitalmarktgeschäft<br />
werden an Bedeutung gewinnen. Zudem<br />
könnten „Buy and Sell“-Ansätze (Verbriefungen<br />
etc.) und das aktive Kreditportfoliomanagement<br />
eine Renaissance erfahren.<br />
Außer Basel III wird auch der Anlegerschutz<br />
im künftigen Firmenkundengeschäft eine<br />
Rolle spielen, da die Informations- und<br />
Dokumentationspflichten voraussichtlich<br />
auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />
gültig sein werden.<br />
Durch die Pflicht zur Erstellung von<br />
„Beipackzetteln“ und Beratungsprotokollen<br />
werden das Adressieren des Anlagepotenzials<br />
auf der Unternehmensseite und das Ausschöpfen<br />
der Privatseite des Unternehmers<br />
tendenziell erschwert.<br />
auswirkungen auf das<br />
Firmenkundengeschäft<br />
Die aus den Rahmenbedingungen und Megatrends<br />
abgeleiteten Vorhersagen haben<br />
Auswirkungen auf drei unterschiedliche Teilmärkte<br />
des Firmenkundengeschäfts:<br />
> Mittelstandsmarkt in Deutschland als<br />
Kundenteil<br />
> Bankenmarkt als Wettbewerbsteil<br />
> Arbeitsmarkt als wesentlicher Ressourcenteil.<br />
Mit diesen drei Teilmärkten lässt sich eine<br />
Trendlandkarte entwickeln, die einen aggregierten<br />
Überblick über Themenfelder der<br />
Zukunft gibt (s. Abb. 3).<br />
handlungsfelder<br />
Aus der Trendlandkarte lässt sich ein ganzes<br />
Bündel von Handlungsfeldern und Maßnahmen<br />
ableiten, mit deren Umsetzung in den<br />
170 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012