Strategische Gesamtbanksteuerung - Sparkassenzeitung
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DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />
seit einigen Jahren sehen sich Unternehmen,<br />
Banken und Sparkassen der<br />
Herausforderung der Kunden durch das<br />
Phänomen des sogenannten „Mitmach-<br />
Webs“ ausgesetzt. Die Nutzer tun dabei<br />
nichts, was sie nicht bereits vor der Erfindung<br />
der Begriffe „Web 2.0“ oder „Social<br />
Media“ getan haben: Sie kommunizieren<br />
miteinander, teilen sich die Erfahrungen<br />
mit Produkten und Institutionen mit oder<br />
sprechen sich gegenseitig Empfehlungen<br />
aus. Geändert haben sich die technischen<br />
Rahmenbedingungen. Sie erleichtern den<br />
Austausch und die Verknüpfung solcher<br />
Meinungsäußerungen in Blogs oder Netzwerken<br />
wie Facebook oder Twitter.<br />
Das Wachstum Sozialer Netzwerke im<br />
Internet scheint keine Grenzen zu kennen.<br />
Und neben den großen Playern wie<br />
Facebook oder Google Plus bilden sich<br />
nahezu täglich kleinere, mitunter auf bestimmte<br />
sehr enge Themen fokussierte<br />
Communities. Dabei handelts es sich um<br />
ein Phänomen, dem sich auch Banken und<br />
Sparkassen verstärkt stellen wollen, wie<br />
vor kurzem eine Studie des Beraters Steria<br />
Mummert Consulting herausgefunden hat.<br />
Bis zum Jahr 2014 wollen danach drei von<br />
fünf Instituten wenigstens einen Kanal in<br />
Social Media aktiv nutzen.<br />
Viele Sparkassen, wenn auch immer<br />
noch zu wenige, haben erste (positive) Erfahrungen<br />
in Sachen Social Media machen<br />
können. Proportional mit dem Wachstum<br />
des Interesses an Sozialen Netzwerken<br />
im Internet werden auch immer mehr<br />
Werkzeuge für die Nutzung der Dienste<br />
und die Erfolgsmessung von Aktionen und<br />
Kampagnen angeboten.<br />
Auf diese Weise professionell ausgestattet,<br />
wird dann auch meist gleich losgelegt.<br />
Denn Social Media kann offensichtlich<br />
jeder, schließlich scheinen damit ja auch<br />
Kinder und Jugendliche problemlos zurechtzukommen.<br />
Nun mag es zwar in der<br />
Geschichte der Menschheit durchaus Fälle<br />
gegeben haben, in denen der Sprung in das<br />
kalte Wasser tatsächlich dazu geführt hat,<br />
Schwimmen zu lernen. Solche Experimente<br />
enden üblicherweise aber anders.<br />
Social Media ist und bleibt in erster Linie<br />
Kommunikation. Das Engagement von Banken<br />
und Sparkassen in Sozialen Netzwerken<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
social Media<br />
braucht vor<br />
allem Zeit<br />
eröffnet die Chance, mit (Neu-)Kunden in<br />
den Dialog zu treten. Chancen, die immer<br />
noch viel zu oft ungenutzt bleiben. Das<br />
zeigen schon kleinere Stichproben in den<br />
Suchfunktionen der Netzwerke. Meinungen,<br />
Beschwerden oder Anfragen verhallen<br />
ungehört, obwohl das Institut dort aktiv<br />
vertreten ist. Und das hat nichts mit den<br />
eingesetzten Tools zu tun.<br />
Kommunikation in Social Media bedingt<br />
zweierlei: Anwender müssen wissen, was<br />
sie erzählen wollen, wie die die Aufmerksamkeit<br />
der Nutzer gewinnen, wie sie den<br />
Dialog führen und womit sie die aktive<br />
Beteiligung der Nutzer erreichen wollen.<br />
Optimal, wenn die Strategie dann auch die<br />
lokale Nähe und den geografischen Bezug<br />
des Instituts aufgreift.<br />
Die Entwicklung dieser Strategie und<br />
die Kommunikation selbst setzen zwei<br />
wichtige Güter voraus: Zeit und Kreativität.<br />
In vielen Instituten und Unternehmen geht<br />
es beim Thema Social Media zu stark um die<br />
Entwicklung von Richtlinien und Policies. So<br />
wichtig und richtig es auch ist, sich für alle<br />
erdenklichen Fälle vorzubereiten, besteht<br />
die Aufgabe des Managements und seiner<br />
Führungskräfte doch zunächst darin, das<br />
Potential der Ideen im eigenen Institut zu<br />
heben. Denn der größte Teil der Mitarbeiter<br />
ist heute mit Sicherheit ebenfalls Teil<br />
wenigstens eines Sozialen Netzwerks im<br />
Internet. Die dort gemachten Erfahrungen<br />
sind ein regelrechter Schatz an Input für<br />
eigene Strategien.<br />
Auf dem Weg zur passenden Kommunikationsstrategie<br />
und deren konkreten<br />
Maßnahmenplanung können externe<br />
Berater unterstützen, aber viele Ideen für<br />
überzeugende Kampagnen in Sozialen<br />
Netzwerken können aus den Köpfen gerade<br />
der Mitarbeiter erwachsen, die mit dem<br />
Internet aufgewachsen sind.<br />
Social Media unterscheidet sich in vielerlei<br />
Hinsicht von anderen Maßnahmen des<br />
meinung<br />
(Online-)Marketing. Denn Kommunikation<br />
erfordert Zeit und die Bereitschaft zuzuhören.<br />
Doch die Zeit ist in den meisten straff<br />
geführten Organisationen Mangelware.<br />
Natürlich sollen die Mitarbeiter Produkte<br />
verkaufen und Kunden beraten.<br />
Aber anders als im klassischen Marketing,<br />
genügt es nicht, einen Kanal zu bestücken<br />
oder lediglich Nachrichten auf Twitter<br />
vorab zu formulieren. Instrumente wie<br />
der Social Media Publisher, Themenpläne<br />
und Content aus regionalen Verbänden<br />
können einen wichtigen Grundbestand an<br />
Nachrichten und Informationen sicherstellen.<br />
Institute werden zudem in die Lage<br />
versetzt, ein breiteres Themenspektrum<br />
zu bearbeiten.<br />
Soll das Thema Social Media aber<br />
ernstgenommen werden, benötigen die<br />
Mitarbeiter vor allem eins: Zeit. Zeit, um<br />
etwa individuell auf die Anfragen von Kunden<br />
zu antworten, Zeit zuzuhören und die<br />
Zeit, die Kommunikation in Social Media<br />
auf die eigene Region zu beziehen. Die<br />
sprichwörtliche halbe Stunde, die in vielen<br />
Instituten den Mitarbeitern dafür eingeräumt<br />
wird, dürfte in den meisten Fällen<br />
nicht ausreichen.<br />
Das Erreichen von Reichweite, die<br />
Gewinnung von Fans und Followern über<br />
Facebook, Twitter & Co. und ein darüber<br />
geführter Dialog mit Interessenten und<br />
Kunden sind ein wichtiger erster Schritt,<br />
den längst noch nicht alle Institute erfolgreich<br />
gegangen sind.<br />
An dieser Stelle beginnt dann die eigentliche<br />
Arbeit für das Management. Denn<br />
was nutzen die besten Dialoge, die größten<br />
Reichweiten oder die treuesten Fans, wenn<br />
dies alles nicht in wirtschaftlichen Erfolg<br />
umgemünzt werden kann? Social Media<br />
allein aus Imagegründen zu betreiben, wäre<br />
viel zu schade. Die Integration von Social<br />
Media in den Geschäftsprozess des Instituts<br />
ist und bleibt die anspruchsvolle Aufgabe<br />
für das Management.<br />
stephan lamprecht<br />
arbeitet als freier Autor und Berater für Social<br />
Media Marketing in Ahrensburg bei Hamburg.<br />
Davor verantwortete er zuletzt fünf<br />
Jahre lang das Business Development eines<br />
großen deutschen Finanzdienstleisters.<br />
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