Dieter ist ein Arsch. - Rowohlt Theaterverlag
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Gerhild St<strong>ein</strong>buch<br />
Das kalte Herz<br />
nach Wilhelm Hauff<br />
2D – 5H<br />
Die Zeiten, in denen man sich in Peters<br />
Stadt vor dem HolländerMichel fürchtete,<br />
der <strong>ein</strong>em das Herz herausriss, sind<br />
vorbei. An das Glasmännchen, das <strong>ein</strong>em<br />
Sonntagskind zum Glück verhilft,<br />
glaubt erst recht k<strong>ein</strong>er mehr. Glück, das<br />
wäre für Peters Freunde höchstens, vom<br />
Fernsehen entdeckt zu werden. S<strong>ein</strong>er<br />
Mutter würde es schon reichen, wenn<br />
ihr Sohn k<strong>ein</strong> Versager wäre wie s<strong>ein</strong><br />
Vater Michel, der im Keller wohnt und<br />
vergessen hat, wer er <strong>ist</strong>. Und Mutters<br />
Lebensgefährte Glasmann hofft bloß,<br />
dass Peter endlich auszieht.<br />
Aber Peter hat weder Lust, sich mit<br />
s<strong>ein</strong>en Freunden bei Schlägereien auszutoben,<br />
noch den Weg in die Kl<strong>ein</strong>bür<br />
gerlichkeit anzutreten; für die ewigen<br />
Ratgeberweisheiten des Glasmanns hat<br />
er nichts als Verachtung übrig. Er träumt<br />
vom Anderss<strong>ein</strong> und kann doch nichts<br />
ändern – bis er Lisbeth begegnet und<br />
von ihr lernt, wie man sich <strong>ein</strong> neues<br />
Leben herbeilügt. Plötzlich <strong>ist</strong> die alte<br />
Welt verschwunden, und Peter <strong>ist</strong> <strong>ein</strong><br />
Held, gefeiert und bewundert, mit schöner<br />
Frau, schöner Wohnung und ohne<br />
irgend<strong>ein</strong> Problem. Doch nach und<br />
nach regt sich Widerstand in Peters<br />
zwangsoptimierter Umgebung, <strong>ein</strong><br />
Widerstand, dessen er nicht mehr<br />
Herr werden kann.<br />
«Warum hasst du mich, wenn ich versuch alles richtig zu machen.»<br />
Das kalte Herz, <strong>ein</strong>es der düstersten<br />
Märchen Wilhelm Hauffs, stellt die<br />
Frage nach dem Preis des Glücks<br />
ohne Verstand und der Gier ohne<br />
Mitmenschlichkeit. Auch in Gerhild<br />
St<strong>ein</strong>buchs Neuinterpretation sind<br />
die Menschen weder klüger noch<br />
großherziger geworden. Von den<br />
Märchen sind ihnen bloß die Lügen<br />
geblieben. Die Sehnsucht wird davon<br />
nicht kl<strong>ein</strong>er – aber wie kann<br />
dann am Ende alles gut werden?<br />
Das kalte Herz entstand im Auftrag<br />
des Theaters Chemnitz, wo im November<br />
2011 die Uraufführung s<strong>ein</strong><br />
wird (Regie: Schirin Khodadadian).<br />
«Ja das <strong>ist</strong> das Ortsschild<br />
Ja hier endet die Welt»<br />
Herr mit Sonnenbrille<br />
2D – 2H – 1 weitere/r Darsteller/in<br />
Ein Dorf in den Bergen. Die Landschaft:<br />
dramatisch bis pittoresk. Früher war<br />
hier die Stahlindustrie zu Hause, seit<br />
aber die Fabrik stillgelegt wurde, setzt<br />
das Dorf ganz auf Tourismus. Nur leider<br />
funktioniert das nicht mehr wie gedacht.<br />
Die Tour<strong>ist</strong>en kommen kurz und bleiben<br />
nicht, oder sie kommen gar nicht erst.<br />
Ab und zu stürzt sich <strong>ein</strong> Arbeitsloser<br />
von <strong>ein</strong>em malerischen Felsen, und die<br />
Dorfjugend hat außer Sex auch k<strong>ein</strong>e<br />
sinnvolle Beschäftigung mehr. Dennoch<br />
<strong>ist</strong> man hier stolz auf sich. Der Ort, die<br />
Landschaft, die Gem<strong>ein</strong>schaft, nicht<br />
zu vergessen die Tradition: So etwas<br />
schafft Identität, die <strong>ein</strong>em k<strong>ein</strong>er nehmen<br />
kann. «Wenn du drin b<strong>ist</strong> willst<br />
du immer mal raus klar aber raus wird<br />
allgem<strong>ein</strong> überbewertet.» Ausbruchsversuche<br />
sind zwecklos – wohin sollte<br />
es auch gehen? Trotzdem versuchen Er<br />
und Sie den Aufstand gegen das immer<br />
gleiche Wir und kämpfen letztlich doch<br />
nur gegen sich selbst. Ein Kampf, den sie<br />
nur verlieren können: Sie bleiben und<br />
begegnen sich schließlich selbst, <strong>ein</strong>em<br />
alten, desillusionierten Paar, für das die<br />
Zukunft bloß <strong>ein</strong>e Erinnerung <strong>ist</strong>.<br />
Herr mit Sonnenbrille entstand im Auftrag<br />
des Schauspielhaus Wien und wur<br />
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