Dieter ist ein Arsch. - Rowohlt Theaterverlag
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Jack Thorne<br />
Bunny<br />
1D<br />
Deutsch von John Birke<br />
Ein Sommernachmittag. Katie wird von<br />
ihrem Freund Abe von der Orchesterprobe<br />
abgeholt. Abe <strong>ist</strong> etwas älter als<br />
sie, er arbeitet, «er sieht gut aus. Hm.<br />
Und er <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Schwarzer. Nicht, dass<br />
das – ich weiß nur nie, wann ich das<br />
erwähnen soll». Sie gehen <strong>ein</strong> Stück, Abe<br />
holt sich <strong>ein</strong> Eis. Dann geht alles ganz<br />
schnell: Ein Radfahrer streift Abe, das<br />
Eis fällt auf die Straße. Abe tritt gegen<br />
das Fahrrad, <strong>ein</strong>e kurze Prügelei beginnt,<br />
bei der Abe unterliegt. Der Junge fährt<br />
davon, und die Sache wäre erledigt, hätten<br />
nicht zwei Arbeitskollegen von Abe<br />
die Szene beobachtet, Asif, Pak<strong>ist</strong>ani,<br />
und Jake, <strong>ein</strong> Weißer. Sie beschließen,<br />
dem Jungen hinterherzufahren, ihm <strong>ein</strong>e<br />
Lektion zu erteilen. Katie steigt mit Abe<br />
in Asifs Auto. «Und wir sind fertig. Und<br />
es geht los. Und ich hab nichts dagegen.<br />
Erregung. Angst. Errangst.»<br />
Katie, weißes Mittelklassekind aus<br />
linksliberalem Hause, <strong>ist</strong> dabei, als sie<br />
den Jungen stellen und dieser in letzter<br />
Sekunde entkommt, sie wartet mit<br />
den anderen vor s<strong>ein</strong>em Haus und geht<br />
schließlich mit hin<strong>ein</strong>. Wie unter <strong>ein</strong>em<br />
Vergrößerungsglas nimmt sie das subtile<br />
Spiel von Macht, Klassen und Rassenverhältnissen<br />
wahr, beobachtet die<br />
anderen und – vor allem – sich selbst.<br />
Nie bezieht sie Position, nicht <strong>ein</strong>mal,<br />
wenn sie von sich erzählt: davon, wie<br />
sie heimlich den Wagen ihres Vaters zerkratzt<br />
oder wie Asif sie sexuell demütigt,<br />
als beide kurz all<strong>ein</strong> im Auto sind.<br />
Doch dann entdeckt Katie den versteck<br />
«Ich denk<br />
nicht gern<br />
nach. Aber ich<br />
denke. Nach.<br />
Andauernd.»<br />
ten, verängstigten Jungen. Und plötzlich<br />
hängt, was weiter geschieht, von ihr ab.<br />
Bunny wurde im August 2010 beim<br />
Edinburgh Festival uraufgeführt und<br />
dort mit dem Fringe First Award ausgezeichnet.<br />
Die deutschsprachige Erstaufführung<br />
<strong>ist</strong> im Dezember 2011 am<br />
National theater Mannheim (Regie:<br />
Nicole Schneiderbauer). «Jack Thornes<br />
großartiger Monolog versucht nicht,<br />
uns Katies Verstörung zu erklären, hinterlässt<br />
aber <strong>ein</strong>en nachhaltigen Eindruck<br />
ihrer tiefen, unausgesprochenen<br />
Verzweiflung.» (The Scotsman) «Ein<br />
mitreißender Text, der das Publikum<br />
auf <strong>ein</strong>e Reise ins Ungewisse führt.»<br />
(Herald)<br />
Jack Thorne schreibt neben Theaterstücken<br />
und Hörspielen auch Drehbücher,<br />
u. a. für die erfolgreichen Fernsehserien<br />
Skins und This is England. 2009 wurde<br />
er mit dem Best British Newcomer<br />
Award des Londoner Film Festivals ausgezeichnet.<br />
www.rowohlt-theater.de 27