Das elektronische Whisky-Buch
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Distillerymanager, die jeweils<br />
mehr als nur eine Brennerei zu<br />
leiten haben.<br />
An die Stelle des alten Distillerymanagers<br />
ist heute der<br />
Operationsmanager gerückt.<br />
Er trägt die Verantwortung für<br />
den reibungslosen Betrieb der<br />
Brennerei nach vorgegebenen<br />
Arbeitsprozessen. Die Entscheidungen<br />
über die Qualität<br />
und den Prozess der <strong>Whisky</strong>herstellung<br />
selbst wird mittlerweile<br />
von Managern und Wissenschaftlern<br />
in den Zentralen<br />
der Konzerne getroffen.<br />
Was machen die Manager,<br />
wenn sich ihre Karriere dem<br />
Ende zuneigt? Während der<br />
starken Rationalisierungsphase<br />
in den 90ern des letzten Jahrhunderts<br />
wurde so mancher<br />
Manager entlassen bzw. in die<br />
Frühpension geschickt. Ein<br />
mitunter trauriges Los, das<br />
auch im mittleren, deutschen<br />
Management weit verbreitet ist.<br />
Wer geschickt und begabt war,<br />
der konnte dagegen im Konzern<br />
eine zweite Karriere als ‚Chief-<br />
Nose‘ oder ‚Ambassador (Botschafter)‘<br />
machen.<br />
Auf den Inter<strong>Whisky</strong>-Messen<br />
der Jahre 2002 und 2003 in<br />
Frankfurt konnte man manchmal<br />
bis zu 20 Distillerymanager<br />
antreffen. Ich fragte mich<br />
damals scherzhaft, ob während<br />
dieser Zeit die Brennereien in<br />
Schottland vielleicht still ständen<br />
- was natürlich nicht der<br />
Fall war.<br />
Heute werden diese Herren,<br />
die einen starken Hintergrund<br />
im Herstellungs- und Auswahlprozess<br />
haben, gerne für Werbemaßnahmen<br />
weltweit eingesetzt.<br />
Je stärker der schottische<br />
Akzent, um so besser scheint<br />
die Person für diesen Job geeignet.<br />
Rein in den Kilt und raus<br />
zur Kundschaft in alle Welt bis<br />
nach Korea und Japan. Manch<br />
ein alter Distillerymanager hatte<br />
zuvor noch nie einen Kilt an.<br />
Kein Wunder - die schweren,<br />
gewebten Wollstoffe kratzen<br />
auf der Haut und ein Unterrock<br />
gehört nicht zur ‚Uniform‘.<br />
Mittlerweile haben sich auch<br />
die Berufsbezeichnungen dieser<br />
Herren geändert. Sie treffen mit<br />
Aussagen wie Brand Ambassador<br />
die Aufgaben dieser ‚wissenden‘<br />
Herren deutlich besser.<br />
Zum Schluss des Kapitels<br />
möchte ich die Frage aus dem<br />
Titel wieder aufnehmen. Wie<br />
geht ein Distillerymanager in<br />
Rente? In der Regel wie alle anderen<br />
Mitarbeiter auch. Manche<br />
können es aber nicht lassen. Als<br />
Iain Henderson von Laphroaig<br />
seinen Posten wegen der Altersgrenze<br />
räumen musste, heuerte<br />
er bei der kleinen Brennerei<br />
Edradour als Manager an und<br />
fühlte sich gleichzeitig noch als<br />
Mädchen für Alles berufen.<br />
Als ich ihn das letzte Mal<br />
dort besuchte, traf ich ihn beim<br />
Streichen der Decke des neuen<br />
Visitor‘s Center. In diesem Jahr<br />
ist er nun endgültig in Pension<br />
gegangen. Seine Nachfolge bei<br />
Edradour übernimmt die ähnliche<br />
Koryphäe Willy McDougle<br />
von Oban.<br />
Auch bei der größeren Balvenie<br />
Brennerei tut sich Ähnli-<br />
ches. Rob MacPherson wurde<br />
nach mehreren Jahren in der<br />
Pension in die Brennerei zurück<br />
geholt und arbeitet nun wieder<br />
Vollzeit als Brand Manager vor<br />
Ort.<br />
Die Liste der Spätberufenen<br />
ist lang. Einige ehemalige Manager<br />
haben ihr eigenes Unternehmen<br />
gegründet und verkaufen<br />
Single Malt <strong>Whisky</strong>s aus<br />
persönlichen Beständen. Manch<br />
ein alter Manager wurde zu<br />
seiner Hochzeit mit <strong>Whisky</strong>fässern<br />
als Jahresbonus entlohnt.<br />
Dies ging David Robertson von<br />
Macallan genauso wie Frank<br />
McHardy von Springbank und<br />
manchen anderen auch.<br />
Gönnen wir diesen Leuchttürmen<br />
der schottischen <strong>Whisky</strong>industrie<br />
ihren Ruhm und<br />
ihre Beschäftigung im Alter.<br />
Ohne ihre beständige Arbeit<br />
in den vergangenen 40 Jahren<br />
müssten wir heute ohne ihre<br />
Spitzenwhiskys leben. Ein<br />
herzliches Dankeschön an alle<br />
ehemaligen Distillerymanager!<br />
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