Das elektronische Whisky-Buch
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Anders ist es im Oberkiefer.<br />
Ähnlich zu der Nervenvielfalt<br />
der Zähne im Oberkiefer haben<br />
wir auch beim Geruchssinn der<br />
Nase dieses Nervengeflecht zur<br />
Verfügung. Und - das ist wichtig<br />
- es durchdringt die Schädelbasis<br />
durch kleine Knochenkanäle<br />
(Foramina). Diese Knochenkanäle<br />
stellen eine direkte Nervenverbindung<br />
(Fila olfactoria)<br />
zwischen Nasenrezeptoren<br />
und der Schädelhöhle mit dem<br />
Riechkolben (Bulbus olfactorius)<br />
im Frontalhirn her. Mit<br />
diesen vielen Tausend direkten<br />
Verbindungen zwischen Rezeptoren<br />
und Gehirn können wir<br />
über den Geruch das Tausendfache<br />
an Informationen erhalten<br />
als über den Geschmack.<br />
Während die fünf grundlegendenGeschmacksempfindungen<br />
der Zunge angeboren<br />
sind und bereits der Säugling zu<br />
Unterscheidungen fähig ist, ist<br />
das Gehirn des Neugeborenen<br />
braches Land. So wie wir Gutes<br />
und Gefahr mühselig als Kind<br />
erlernen müssen, so ist auch<br />
unser Geruchssinn nahezu ohne<br />
genetische Vorprogrammierung<br />
(sieht man einmal von den Sexualduftstoffen<br />
- den Pheromonen<br />
- einmal ab).<br />
Mit zunehmendem Alter<br />
bilden sich in unserem Gehirn<br />
bevorzugte Denkstrukturen<br />
aus. Die Nervenzellen (Neuronen)<br />
lösen dabei eine Menge<br />
Verbindungen (Synapsen) voneinander<br />
und der Mensch denkt<br />
in eingefahrenen Bahnen. Dies<br />
hilft ihm schnellere und sichere<br />
Entscheidungen zu treffen auch<br />
wenn dabei mögliche andere<br />
Optionen entfallen (Wenn der<br />
Baum fällt, dann rennen wir<br />
weg. Ein Kind muss über so<br />
etwas noch nachdenken).<br />
Ähnlich ergeht es unserem<br />
Geruchssinn. Mit den Jahren<br />
können wir Gerüche bestimmten<br />
Gegenständen und Situationen<br />
zuordnen. Immer wenn<br />
wir etwas riechen, assoziieren<br />
wir damit etwas. So erinnere<br />
ich mich noch deutlich an einen<br />
Besuch als Kind im Raubtierhaus<br />
des Zoos, in dem die Lö-<br />
wenmännchen recht intensive<br />
Duftmarken gesetzt hatten. Bis<br />
heute mag ich wegen dieses<br />
Geruchs gar nicht gerne ins<br />
Raubtierhaus gehen, auch wenn<br />
ich diese Tiere gerne sehe und<br />
auch keine Angst vor Ihnen<br />
habe, solange ein Graben und<br />
Gitterstäbe zwischen ihnen und<br />
mir sind.<br />
Jeder Mensch ist einmalig<br />
und macht damit eine einmalige<br />
Kombination an Geruchserfahrungen<br />
über sein gesamtes Leben.<br />
Natürlich gibt es ähnliche<br />
Erfahrungen in vergleichbaren<br />
Kulturkreisen. So wird fast<br />
jeder von uns hier in Deutschland<br />
etwas mit Sauerkraut oder<br />
Bier anfangen können. Doch<br />
schon beim Sauerkraut gibt es<br />
deutliche Unterschiede. Je nach<br />
Region werden verschiedene<br />
Gewürze zugegeben.<br />
Aber bereits eine Geruchsbeschreibung<br />
mit ‚Weihnachtsgebäck‘<br />
oder ‚Kuchen‘ stürzt uns<br />
in regionale Konflikte. Denn<br />
während für den Einen Weihnachtsgebäck<br />
nach Zimt und<br />
Nelken duftet, so verbindet der<br />
Andere damit Marzipan und<br />
Mürbeteig mit Zuckerguss.<br />
Noch schwieriger mit der<br />
Verständigung auf gemeinsame<br />
Aromen wird es bei der<br />
Übersetzung von englischen<br />
Geschmacksbeschreibungen.<br />
<strong>Das</strong>s es dabei noch gravierende<br />
Unterschiede im Empfinden<br />
von Schotten, Briten, Iren und<br />
Amerikanern gibt, macht die<br />
Sache nicht einfacher.<br />
Richtige Überraschungen<br />
kann man erleben, wenn man<br />
im The <strong>Whisky</strong> Forum den<br />
Geschmacksbeschreibungen<br />
der verschiedenen Mitglieder<br />
folgt. Richtig konträre Einstellungen<br />
lassen sich dort finden.<br />
Ich mag Niemanden mit seinem<br />
Geschmacksempfinden schlecht<br />
reden. Jeder dieser Personen hat<br />
unterschiedliche Aromen über<br />
seine bisherige Lebensspanne<br />
aufgenommen und damit positive<br />
und negative Erfahrungen<br />
abgespeichert.<br />
Wir werden oft gefragt, warum<br />
wir nicht detailliertere Be-<br />
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