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138 WAS MACHT ... CHRISTOPHE OHREL 2015 1993 «Ich glaube, wir hatten damals mehr Spass» Nach seinem Rücktritt wurde der Charakter-Fussballer Versicherungsagent. Noch heute nimmt Christophe Ohrel kein Blatt vor den Mund. Text: Marc David Foto: Darrin Vanselow CHRISTOPHE OHREL GEBOREN 7. April 1968 in Saint-Dié (Fr). GESTERN Französische Eltern, als Kind in der Schweiz eingebürgert, Spieler in Lausanne (1987–1992), Servette (1992–94), Rennes (1994–95), Saint-Etienne (1995–96), Lausanne (1996–2001), Luzern (2001–02) und Yverdon (2002–03). Rücktritt 2003. Schweizer Meister 1994 (Servette), Cupsieger 1998 und 1999 (Lausanne). 56 Einsätze fürs Nationalteam, WM- Teilnahme 1994, 6 Tore. HEUTE Nach vier Jahren als Weinverkäufer 2008 Rückkehr in die Finanzwelt; seit 2013 Versicherungsagent bei der Allianz in Lausanne. Verheiratet mit Carole Chapuisat (Schwester von Stéphane), lebt seit 17 Jahren in der Agglomeration Lausanne. Drei Töchter (Jennifer, 19, Romy, 17, Marine, 12). Sportdirektor des FC Forward Morges (2. Liga), spielt mit den Senioren des FC Crissier (VD). Wenn Christophe Ohrel über Fussball spricht, schaut er nicht auf die Uhr. Als einer, der alles gab, bissig und fordernd, verkörpert er einen Typ Sportler, der dem heutigen Fussball gut anstehen würde. Was ist von Ihrer Zeit im Fussball geblieben? Ich habe immer noch viele Kontakte und bewege mich gern in dieser Welt. Aber ich habe nicht weitergemacht, weil ich keine Chance sah, im waadtländischen oder gar welschen Fussball Erfüllung zu finden. Um richtig Karriere zu machen, muss man in die Deutschschweiz gehen. Und trotz zehn Saisons in Lausanne gab man mir zu verstehen, dass man kein Interesse an Ehemaligen wie mir hat. Sogar mit einem gewissen Neid. Was mögen Sie am Versicherungswesen? Den Kontakt mit den Kunden. Und dass ich unabhängig bin, obwohl ich angestellt bin. Ich habe ein Portfolio mit ungefähr 500 Adressen, das macht es interessant. Ich bin ein kleiner Unternehmer mit Zielen. Haben sich die Fussballer verändert? Sehr. Wir haben früher noch ein Glas mit den Fans getrunken. Die heutigen Fussballer sind ein wenig wie von einem anderen Planeten. Ich glaube, wir hatten mehr Spass daran, waren amateurhafter. Ich muss über all die Tätowierungen und Spieler lachen, die sich wegen eines Images stundenlang frisieren. Und die Summen sind exzessiv, das ist der Wahnsinn. Man darf nicht vergessen, dass Fussball in erster Linie ein Spiel ist. Heute spielt man nicht mehr Fussball, man macht ihn. Sind Sie französisch-schweizerischer Doppelbürger? Ja, aber für mich gab es nie eine Wahl: Ich bin Schweizer, das ist selbstverständlich. Wir identifizieren uns heute nicht mehr mit unserem Land. Ich kann Spieler nicht verstehen, die hier geboren sind, sich aber für Kroatien oder den Kosovo entscheiden. Was ist Ihre schönste Erinnerung? Als wir im Hardturm 4:0 gegen Estland gewonnen haben und uns damit für die WM 1994 qualifizierten. Das Wetter war so schlecht, sie mussten das Spielfeld mit Maschinen trocknen. Dieser Abend war ein richtiges Fest mit einer genialen Atmosphäre. Wir spürten, dass wir etwas Historisches geschafft haben. FOTOS: DARRIN VANSELOW, GETTY IMAGES SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT· März 2015
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