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ENGAGEMENT<br />
Die drei James-<br />
Männer vor dem<br />
TV bei einer Ansprache<br />
von Präsident<br />
Obama.<br />
GROSSE JUNGS<br />
LeBron (l.) mit<br />
Kumpels aus<br />
dem Highschool-<br />
Team von St.Vincent<br />
Cleveland.<br />
«LeBron hat das<br />
Richtige getan.<br />
Wir haben vergessen,<br />
was für<br />
eine Rolle,<br />
Muhammed Ali<br />
oder Arthur<br />
Ashe gespielt<br />
haben»<br />
BARACK OBAMA<br />
FOTOS: NBAE VIA GETTY IMAGES (6), VERNON BRYANT/<br />
DALLES MORNING NEWS/CORBIS, HANDOUT<br />
MITTEN UNTER DEN TOP-SHOTS DER WELT LeBron James beim Smalltalk mit Michelle Obama,<br />
Rapper Jay Z, Milliardär und Cavaliers-Fan Warren Buffett sowie dem royalen englischen Paar<br />
Prinz William und Herzogin Kate (von oben links im Uhrzeigersinn).<br />
lich verzichten muss James allerdings nicht.<br />
Bleibt er gesund, wird ihn der nächste<br />
Vertrag für vieles entschädigen.<br />
Nike nutzte ihn natürlich erneut als Werbefigur<br />
in einer geschickten Inszenierung.<br />
Diesmal wurde es ein Schwarz-Weiss-Commercial,<br />
gedreht im Stil eines Dokumentarfilms<br />
des Cinema verité. Darin wird die<br />
Rückkehr von James zu einer zweiminütigen<br />
Ode an eine verschwommene Solidarität:<br />
«Kommt», ruft der Basketballer seinen Mitspielern<br />
zu, ehe man aufs Spielfeld geht.<br />
«Wir müssen das für Cleveland machen. Jeden<br />
Abend, bei jedem Training müssen wir<br />
alles geben, was wir haben.» Kämmt man<br />
aus der Kampagne mit dem Titel «Together»<br />
die Essenz, wird deutlich, dass «King James»<br />
wohl so etwas wie eine Mission gefunden<br />
hat. In der geht es zwar noch immer um den<br />
Verkauf von Basketballschuhen, Big Macs<br />
und Eintrittskarten. Aber irgendwie taucht<br />
in der Kalkulation auch ein Typ Mensch auf,<br />
der heutzutage gerne vergessen wird: Der<br />
zahlende Konsument.<br />
GLAUBWÜRDIGES ENGAGEMENT<br />
Weshalb auch seine Bereitschaft, sich hin<br />
und wieder zu politischen Fragen zu äussern,<br />
glaubwürdiger klingt, seit er die Glitzer- und<br />
Glamourkulisse von Südflorida hinter sich<br />
gelassen hat. Etwa als schwarze NBA-Spieler<br />
Ende letzten Jahres gegen die Polizeibrutalität<br />
gegenüber afroamerikanischen<br />
Männern protestierten und beim Aufwärmen<br />
vor Spielen T-Shirts mit der Aufschrift<br />
«I can’t breathe» trugen. Das waren die<br />
letzten Worte eines New Yorker Mannes<br />
gewesen, der von einem Beamten ohne<br />
Grund niedergerungen und dabei getötet<br />
worden war.<br />
«Unsere Gesellschaft muss besser werden»,<br />
verkündete er, sekundiert von<br />
Präsident Barack Obama. «LeBron hat das<br />
Richtige getan», sagte der Mann im Weissen<br />
Haus. «Wir haben vergessen, was für eine<br />
Rolle Muhammad Ali, Arthur Ashe und Bill<br />
Russell gespielt haben, um das öffentliche<br />
Bewusstsein zu schärfen», unterstrich der<br />
Politiker und erinnerte an den Boxer, den<br />
Tennis-Star und einen der besten Basketballer<br />
in der Geschichte der NBA. «Wir sind<br />
viel zu lange durch eine Phase gegangen, in<br />
der es hiess: Sei bloss ruhig, unterschreibe<br />
Werbeverträge und sorge nicht für Aufregung.»<br />
James zeige, dass auch er ein Teil<br />
der Gesellschaft ist, in der manche Angelegenheiten<br />
mehr Aufmerksamkeit bedürfen.»<br />
KAUM TITELCHANCEN<br />
Auf dem Spielfeld läuft es noch nicht so,<br />
wie er sich das vorgestellt hat. Er musste<br />
häufiger wegen Knie- und Rückenbeschwerden<br />
ganze Begegnungen aussetzen und<br />
sagte unlängst: «Ich habe mich das ganze<br />
Jahr über nicht gut gefühlt. Ich bin ehrgeizig.<br />
Und ich will für meine Mannschaftskollegen<br />
da sein.» Die werden das begrüssen, denn<br />
ohne LeBron James schafft man es in<br />
Cleveland kaum in Playoffs. Und selbst mit<br />
ihm ist es höchst unwahrscheinlich, dass<br />
man so schnell wieder um den Titel spielt.<br />
Bei James und den Cavaliers ist noch Luft<br />
nach oben.<br />
März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>