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HEIMATLICH Neff im Trikot ihres neuen Arbeitgebers Stöckli-Pro-Team. «Ich trage gern Rot-Weiss.»<br />
Wurzeln, Steinbrocken, Sprüngen, wie etwa<br />
beim WM-Parcours letzten Jahr in Cham péry<br />
oder auch beim Weltcup diesen Frühling in<br />
Lenzerheide. Steile Aufstiege mag ich auch,<br />
oder wenn es eine so genannte «Chickenline»<br />
hat, einen Weg, der einfacher zu fahren,<br />
aber länger ist als die Normallinie. Da lässt<br />
sich toll taktieren.<br />
Und das Gelände des Olympiaparcours<br />
2016 in Rio? Sie haben es ja gesehen.<br />
Stimmt, das war spannend. Es liegt etwas<br />
erhöht ausserhalb der Stadt. Der Untergrund<br />
ist sandig, rau. Das mag ich. Aber wie dann<br />
die Strecke technisch angelegt sein wird, das<br />
ist völlig ungewiss.<br />
Sie fahren bisher in der Regel stets ein<br />
Hard-Tail-Bike, also nur mit Federung am<br />
Hinterrad statt ein vollgefedertes. Erklären<br />
Sie uns den Unterschied!<br />
Das ist eine «Glaubensfrage». Manche<br />
fahren nur «Fullies» – vollgefederte Bikes,<br />
manche nur Hard Tails, und manche wechseln<br />
je nach Strecke ab. Der Vorteil des Hard<br />
Tails ist das geringere Gewicht, etwa ein Kilo,<br />
weil die Dämpfung hinten fehlt. Das Fully<br />
nimmt zwar etwas mehr Schläge auf und<br />
schont den Rücken, aber man braucht dafür<br />
mehr Energie. Mit dem Hard Tail muss<br />
man exakter fahren, weil das Bike weniger<br />
verzeiht.<br />
Und wozu raten Sie einem Hobby-Biker?<br />
Ich würde raten, auf ein Fully zu setzen. Das<br />
macht Amateuren definitiv mehr Spass, ist<br />
angenehmer. Und weils da nicht um die Zeit<br />
geht, machts auch nichts, wenn man ein Kilo<br />
mehr auf den Berg hochfahren muss.<br />
Was schmerzt eigentlich nach einem<br />
Rennen oder intensiven Training mehr, die<br />
Beine oder der Hintern?<br />
Am meisten die Lunge! Sie wird extrem<br />
beansprucht. Die Beine spürt man eher erst<br />
am nächsten Tag. Das Gesäss übersteht ein<br />
Rennen recht problemlos, und die Hände<br />
schmerzen selbst nach einer sehr langen<br />
Abfahrt nicht gross. Entscheidend für uns ist,<br />
dass wir die Rumpfkraft gut trainieren, damit<br />
wir die gebeugte Position einen Lauf lang<br />
halten können.<br />
Anders als im Strassensport gibt es auch<br />
bei den Abfahrten keine Erholung.<br />
Stimmt, im Strassenrennen kann man sich bei<br />
Abfahrten tatsächlich etwas erholen. Bei uns<br />
sind hingegen Abfahrten oftmals körperlich<br />
beinahe so streng wie Aufstiege, weil man<br />
extrem aktiv sein muss mit dem Oberkörper.<br />
Stopfen sich Biker eigentlich auch Schweineschnitzel<br />
in der Rennhose als Schutz gegen<br />
wunde Stellen?<br />
(Lacht.) Machen sie das auf der Strasse wirklich?<br />
Unsere einzigen Schutzvorrichtungen<br />
sind der Helm und die Handschuhe. Keine<br />
Tricks und Geheimmittelchen.<br />
Was, wenn Sie unterwegs mal «müssen für<br />
kleine Mädchen»?<br />
Kein Thema bei uns. Ein Bikerennen muss<br />
vorschriftsgemäss zwischen eineinhalb und<br />
eindreiviertel Stunden dauern. Das hält man<br />
schon aus. Aber es ist lustig: Wenn ich nach<br />
der Zieleinfahrt jeweils direkt zur Dopingkontrolle<br />
muss, merke ich oftmals, dass ich<br />
eigentlich ziemlich dringend mal müsste.<br />
Im Ziel sind Sie oft von Kopf bis Fuss<br />
verdreckt. Schminken Sie sich trotzdem<br />
vor einem Rennen?<br />
Ja, dezent. Und Schmuck, etwa die Ohrringe,<br />
trage ich auch im Wettkampf.<br />
Was macht man, wenn man weit weg von<br />
einer Servicezone einen Platten einfängt?<br />
Man fährt auf der Felge bis zur Techzone,<br />
wo man das ganze Rad wechselt. Das geht<br />
zwar, aber die Felge ist dann halt hin. Bei<br />
einem unwichtigen Rennen überlegst du,<br />
ob du eine Felge opfern willst, aber im Weltcup<br />
gibts darauf keine Rücksicht.<br />
Ihr Vater Markus ist Ihr häufigster<br />
Trainingspartner. Kann er Ihnen folgen?<br />
Ja, schon. Darum trainiere ich auch gern mit<br />
ihm. Wenn ich Vollgas eine Steigung hochfahre,<br />
verliert er den Anschluss zwar irgendwann.<br />
Aber das kommt in einem Training selten vor.<br />
März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>