SPORT
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FUSSBALL VERO SALATIC 49<br />
SCHLUSS<br />
MIT DEM<br />
ZIRKUS<br />
Vero Salatic verkörperte den Traditionsklub GC wie kein Zweiter. Dann überwarf<br />
sich der Captain mit dem Trainer. Was folgte, war ein beispielloser Machtkampf,<br />
der nur Verlierer hinterliess. Wie tickt der Mann, der beim FC Sion sein<br />
ramponiertes Image neu aufbauen will? Text: Christian Bürge · Foto: Thomas Buchwalder<br />
STYLING: JULIA GRUNZ, JEANSHEMD VON DEECEE STYLE, ZÜRICH; HAARE UND MAKE-UP: MELANIE VOLKART<br />
Möglicherweise kommt der Interviewtermin<br />
zeitlich ungelegen<br />
wie keiner zuvor in<br />
seinem Leben. Es ist Samstag,<br />
der 7. Februar, als Vero<br />
Salatic in dem Fotostudio in<br />
Oberglatt erscheint, keine<br />
drei Kilometer vom GC-Campus in Niederhasli<br />
entfernt. Das Gespräch war lange ausgemacht.<br />
Er hätte über seine Karriere sprechen<br />
sollen, sein Wesen, seine Träume. Auch<br />
über das Zerwürfnis mit Trainer Michael Skibbe.<br />
Und darüber, wie er die Zukunft anpacken<br />
will mit GC, mit seinem Klub. Aber<br />
die Tage zuvor waren turbulent. Er ist plötzlich<br />
auf dem Absprung zu Sion. Christian<br />
Constantin, der Präsident der Walliser, fliegt<br />
nach Zürich, um zu verhandeln. GC verlangt<br />
zuerst fünf, dann vier Millionen Franken<br />
Ablöse. Constantin bricht die Verhandlungen<br />
ab. Keine 24 Stunden später sitzt Salatic<br />
da und wirkt wie ein geknickter Mann. Es<br />
sieht schlecht aus mit seinem Transfer.<br />
Kann er damit umgehen? «Ja, muss ich ja.<br />
Sonst gehe ich psychisch kaputt», sagt er.<br />
Wie soll er zurückkehren in diese Mannschaft,<br />
von der er sich schon verabschiedet<br />
hat? Wie die Motivation wieder finden? Wie<br />
die Akzeptanz? Die Situation ist ihm sichtlich<br />
unangenehm.<br />
Dabei ist Michael Skibbe zu diesem Zeitpunkt<br />
längst weg. Wieder in der Türkei, bei<br />
seinem ehemaligen Klub Eskisehirspor. Mit<br />
dem Deutschen hatte er sich im Spätsommer<br />
wegen verschiedener Entscheide und<br />
der Trainingsgestaltung überworfen und war<br />
deswegen suspendiert worden. Per Gerichtsbeschluss<br />
hatte er sich das Trainingsrecht<br />
nach Wochen wieder erkämpft, und<br />
schliesslich wurde er von Präsident Anliker<br />
begnadigt, feierte ein erfolgreiches Comeback.<br />
Nur die Captainbinde gaben sie ihm<br />
nicht mehr. Und die damit verbundenen Extraprämien.<br />
Das war für Salatic inakzeptabel.<br />
Man wirft Ihnen vor, dass es nach dem<br />
Machtkampf nur ums Geld ging.<br />
Ich weiss nicht, wer gern auf Geld verzichtet.<br />
Es war ungerechtfertigt, dass ich suspendiert<br />
wurde. Sonst wäre ich am Ende nicht<br />
wieder in der Mannschaft gestanden. Ich<br />
habe mich gefragt, warum wir nicht zur<br />
Tagesordnung übergehen konnten, mit dem<br />
Stand vor dem Knatsch. Wenn die Leute<br />
schon der Überzeugung sind, dass es mich<br />
braucht. Dass ich recht hatte.<br />
Ist der persönliche Status wichtiger als das<br />
Team?<br />
Man muss das im Kontext sehen. Für mich<br />
mussten die Dinge wieder zurechtgerückt<br />
werden. Monatelang wurde gegen mich<br />
geschossen. Mein Name hat gelitten. Der<br />
Imageschaden ist riesig. Es hiess, Salatic hat<br />
gegen den Trainer gearbeitet. Das ist alles<br />
nicht wahr.<br />
Was darf ein Trainer neben Ihnen?<br />
Alles. Der Trainer muss der Chef sein. Aber<br />
wenn du dem Team nichts vorlebst, dann<br />
verliert es den Respekt. Bei Skibbe war es<br />
so, dass es ihn gar nicht interessierte, was uns<br />
beschäftigte. Das erste Jahr war gut. Wir<br />
konnten arbeiten, wir funktionierten. Ich hielt<br />
die Mannschaft zusammen. Wir tauschten<br />
uns aus. Aber ihn interessierten die Inputs je<br />
länger, je weniger – dass wir Zusatztrainings<br />
wollten und so weiter. Wir wollten Dinge<br />
mit den Physiotherapeuten machen, verletzungsvorbeugende<br />
Sachen. Wir wollten alles<br />
optimieren. Wir wurden zwar Zweiter, aber<br />
es war bei weitem nicht alles gut.<br />
Was hätten Sie verändern wollen?<br />
Skibbe sagte immer, die Qualität der Spieler<br />
sei halt zu schlecht. Aber wenn die Qualität<br />
der Spieler nicht gut genug ist, dann geht es<br />
nicht, wenn man eine Stunde lasch trainiert.<br />
Dann muss man eben zwei Stunden intensiv<br />
trainieren. Vielleicht wird man ja besser. So<br />
ist jedenfalls meine Einstellung. Ich wollte<br />
nicht bestimmen, was er zu tun hat. Aber zumindest<br />
den Input musste ich weitergeben.<br />
Das stand sogar in meinem Vertrag.<br />
März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>