SPORT

ZWEI TEAMS, EIN DACH «Jeder fokussiert zwar auf sein Team, aber wir sind breiter abgestützt, haben mehr Daten, mehr Ideen», sagt Tom Lüthi über die neue
Der Ort wirkt wie eine
düstere Fantasie aus
einem futuristischen
Irgendwann. Mitten
in der Wüste frisst
sich ein riesiges
Band aus Beton
durch die verlassene Landschaft. Darüber
drohen dunkle Wolkenberge. Dann zerreisst
die Stille. Zuerst ein Sirren von links, das
lauter wird und schliesslich in einer Orgie
von Lärm eskaliert. Geschosse auf Rädern
jagen auf der Ziel geraden vorbei, in einem
Tempo, das jede Kamera verfälscht und nur
das Auge richtig erfasst. Wie zwei Blitze
zucken sie dahin. Fast 270 Stundenkilometer
schnell. Adrenalin beim Fahrer, Gänsehaut
an der Boxenmauer, einen Moment lang
verharren im Rausch des Schauspiels. Hier
sind sie auf der Suche nach dem persönlichen
Limit und dem der Maschine. Hier
sind sie im Dauerstreit mit sich selbst, wie
weit die Grenzen verrückbar sind, ob sie es
noch kontrollieren können, wo das Spiel
mit dem Leben beginnt. Denn irgendwann
kommt immer die nächste Kurve. Wer zuletzt
bremst, gewinnt oft. Aber der Einsatz ist
hoch.
«Am Ende der Geraden erreichen die
Maschinen eine unglaubliche Geschwindigkeit»,
sagt Marc Marquez, der zweifache
MotoGP-Weltmeister. «Manchmal kannst du
gar nicht anders, als zu denken‚ was würde
passieren, wenn es jetzt kracht?»
Cheste, Circuit Ricardo Tormo, zwanzig
Kilometer westlich von Valencia. Ein kühler
Februartag. Hier fressen die Maschinen der
Moto2- und Moto3-Klasse Testkilometer.
Zwischen 60 und 80 Runden in drei Stunden,
mehrere Renndistanzen. Alle 10 bis 15 Minuten
steigen sie runter von ihren Maschinen,
die Gesichter fahl, wie versteinert von der
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SPORT· März 2015