SPORT
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76 MOUNTAINBIKE JOLANDA NEFF<br />
Es war das bislang erfolgreichste<br />
Jahr für Jolanda Neff: 2014, mit<br />
21 Jahren, holte sie ihren bereits<br />
dritten U23-WM-Titel im Cross<br />
Country und gewann als jüngste<br />
Fahrerin der Geschichte den Gesamtweltcup.<br />
Logische Folge: Neff wurde zur neuen<br />
Nummer eins der Weltrangliste. Jetzt fährt<br />
sie neu für das Team Stöckli und peilt<br />
Olympia 2016 in Rio (Br) an.<br />
Jolanda Neff, was macht Sie zur besten<br />
Mountainbikerin der Welt?<br />
Ich fahre einfach etwas schneller ... Im Ernst:<br />
Es kommen viele Bausteine zusammen.<br />
Vor der letzten Saison konnte ich mich<br />
erstmals im Winter voll professionell vorbereiten<br />
und nur für den Sport leben. Ich<br />
blieb gesund, fuhr konstant und konnte<br />
im technischen Bereich ein paar Sekunden<br />
MEH DRÄCK Jolanda<br />
Neff jubelt in Lostorf<br />
SO über ihren Sieg<br />
an der Schweizer<br />
Meisterschaft 2014.<br />
Das gibt Wäsche!<br />
Beauty<br />
«Ich<br />
schminke<br />
mich auch<br />
fürs Rennen<br />
dezent. Und<br />
die Ohrringe<br />
bleiben<br />
dran»<br />
herausholen. Entscheidend war die starke<br />
Physis.<br />
Sekundengewinn im technischen Bereich?<br />
Wie muss man sich das vorstellen: Üben<br />
Sie das gezielt, springen immer und immer<br />
wieder über Wurzeln, fahren über Schottersteine,<br />
trainieren das Lenken?<br />
Ja, etwa so. Seit diesem Winter hat die<br />
Frauen-Bike-Nati einen neuen Coach. Unter<br />
ihm trainieren wir jede Woche einmal zusammen<br />
auf dem Indoor-Pump-Track in Pfäffikon.<br />
Da repetieren wir tatsächlich solche<br />
technischen Elemente wieder und wieder.<br />
Nie Angst vor Stürzen?<br />
Angst eigentlich nicht. Natürlich gehen wir<br />
an die Grenzen und stürzen deshalb auch hin<br />
und wieder. Aber wir üben ja auch, zu erkennen,<br />
wie weit wir gehen können. Wir kennen<br />
die Grenzen der Physik deshalb genau. Hobbybikern<br />
würde ich nicht empfehlen, auszuprobieren,<br />
wie hoch oder weit man springen<br />
kann. Nein, ich denke eigentlich nie ans Stürzen,<br />
auch bei heftigen Abfahrten nicht.<br />
Wann haben Sie als Kind gemerkt: Das will<br />
ich können?<br />
Ich weiss nicht mehr genau. Mein erstes<br />
Rennen fuhr ich mit sechs Jahren. Mein Vater<br />
machte bereits an MTB-Events mit, bevor<br />
ich auf der Welt war. Wir waren alle sehr<br />
polysportiv. Ich habe vieles ausprobiert. In<br />
der Primarschule ging ich in die Gymnastik,<br />
machte Ballett. Im Sek-Alter entschied ich<br />
mich fürs Biken, weil es da viel mehr Wettkämpfe<br />
gab als in der Gymnastik. Ich war<br />
damals schon ein Wettkampftyp. Wäre es<br />
anders gewesen, hätte es gut sein können,<br />
dass ich jetzt Gymnastik-Turnerin wäre.<br />
Warum sind Sie eigentlich MTB- und nicht<br />
Strassen-Rennfahrerin?<br />
Weil ich mit dem Bike aufgewachsen bin. In<br />
den vergangenen Jahren habe ich ab und zu<br />
als Abwechslung Strassen-Radsport betrieben.<br />
Aber das Biken macht mir einfach mehr<br />
Spass wegen der Abfahrten, die man so auf<br />
den Strassen gar nicht hat. Und dann ist die<br />
Stimmung innerhalb der MTB-Szene extrem<br />
familiär, locker und fröhlich. Männer und<br />
Frauen fahren am gleichen Ort auf den gleichen<br />
Strecken. Deshalb wird den Frauen im<br />
Bikesport auch viel mehr mediale Beachtung<br />
geschenkt als im Strassensport. Man kann es<br />
mit dem Skifahren und Snowboarden vergleichen.<br />
Wir Biker sind die Boarder; bei uns<br />
ist alles etwas cooler. Bei den Männern allerdings<br />
ist es so, dass der Strassen-Radsport<br />
viel grösser ist als das Biken.<br />
Weshalb kennt eigentlich das Biken dieses<br />
Image-Problem wie der Strassen-Radsport<br />
wegen Dopings nicht?<br />
Unser Anforderungsprofil ist ganz anders. Unsere<br />
Rennen dauern eineinhalb Stunden, dann<br />
hat man wieder eine Woche Zeit, sich zu erholen.<br />
Bei den Rundfahrten hat man das nicht.<br />
Aber man darf nicht ausblenden, dass es auch<br />
im Biken schon Dopingfälle gab. Nur ist es einfach<br />
schade, dass mittlerweile in unserer<br />
Gesellschaft jede grosse sportliche Leistung<br />
sofort unter dem Verdacht der illegalen Nachhilfe<br />
steht. Das ist aber nicht der Grund dafür,<br />
dass ich keinen Strassen-Radsport mache.<br />
Wie sieht Ihr bevorzugter Parcours aus?<br />
Es ist ein cooler Aspekt unseres Sports, dass<br />
wir bei jedem Rennen völlig andere Voraussetzungen<br />
und Verhältnisse antreffen. Das<br />
macht es so interessant. Mir gefällt es, wenn<br />
es technisch sehr anforderungsreich ist, mit<br />
FOTO: MAXIME SCHMID/KEYSTONE<br />
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>· März 2015