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SPORT

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NEUE HEIMAT Salatic<br />

mit seinem Teamkollegen<br />

Dario Vidosic auf dem<br />

Weg zum Sion-Training in<br />

Martigny.<br />

FOTOS: KATHI BETTELS/BLICK<strong>SPORT</strong>/RDB, CHRISTIAN PFANDER/FRESHFOCUS<br />

führen. Er selbst ist noch kein Leitwolf. Er hat<br />

genug mit sich selbst zu kämpfen. Zum<br />

Leader wird er erst auf Zypern. Bei Omonia<br />

Nikosia, seinem einzigen Ausland-Engagement,<br />

für das er damals belächelt wird. Constantinos<br />

Makrides ist dort der Captain, der<br />

sich auf dem Feld zerreisst. Und sich auch<br />

sonst nicht scheut, in den Nahkampf zu gehen.<br />

Als Omonia Cupsieger wird, die Spieler<br />

aber immer noch auf ihre Löhne warten, stellt<br />

er den Präsidenten persönlich. «In dieser<br />

Sprache hast du sowieso das Gefühl, dass sie<br />

sich gleich die Köpfe einschlagen», sagt<br />

Salatic. «Aber es war beeindruckend.»<br />

Makrides macht sich keinen Freund an diesem<br />

Abend, aber er eint das Team. Salatic sieht<br />

sich spätestens nach seiner Rückkehr selbst<br />

in dieser Rolle. Als Routinier, der den Jungen<br />

die Richtung vorgibt, Einsatz vorlebt, ihnen<br />

auch mal auf die Finger klopft, den Kopf<br />

wäscht, wenn sie zu spät zum Training kommen.<br />

Der sagt, welcher Jüngling die Bälle<br />

aufpumpt, der sie zurechtweist, wenn sie<br />

ihren Müll nicht wegräumen. Er ist auch der<br />

grosse Bruder, der sich schützend vor alle<br />

stellt, der Prügel einsteckt. Er ist der Motor<br />

des Teams. Er verkörpert GC im positiven<br />

Sinn, so sieht er das selbst. Aber das sehen<br />

nicht alle so. In guten Momenten ist er aus<br />

sportlicher Sicht seinen Vertrag allemal wert,<br />

der ihm 700 000 Franken im Jahr einbringt.<br />

Im eskalierenden Konflikt mit Skibbe steht<br />

ihm aber auch sein Selbst verständnis im Weg.<br />

Wie muss ein perfekter Trainer sein?<br />

Es gibt verschiedene Typen, es gibt nicht<br />

den einen. Uli Forte hat sehr viel aus uns<br />

her ausgeholt. Er impfte dem Team auch<br />

etwas ein. Uli stand für Hochleistung. Er war<br />

der Erste auf dem Campus und der Letzte,<br />

der ging. Uli war eindrücklich. Sein Arbeitsethos.<br />

Tami ist sein Spiegelbild, ich bin<br />

sicher, er hat eine gute Zukunft vor sich. Er<br />

ist vom Typ her ein wenig ruhiger. Aber<br />

wie akribisch er arbeitet, das ist vergleichbar.<br />

Skibbe war ein sehr guter Rhetoriker. Die<br />

Medien hingen ihm an den Lippen. Das<br />

klang alles wahnsinnig gut bei ihm, keine<br />

Frage. Den Rest kennen Sie.<br />

Sie werden dieses Jahr 30. Bedauern Sie<br />

manchmal, dass ein Wechsel in die grossen<br />

Ligen nie geklappt hat? Oder der Wechsel<br />

zum FC Basel?<br />

Sicher bedaure ich auch Dinge. Dass ich<br />

wahrscheinlich keine Champions League<br />

spiele in meiner Karriere zum Beispiel. Ich<br />

habe es mit GC nicht geschafft, und in<br />

nächster Zukunft sieht es auch nicht danach<br />

aus, dass ich noch die Chance dazu erhalte.<br />

Würden Sie etwas anders machen, wenn<br />

Sie die Zeit zurückdrehen könnten?<br />

Vielleicht. Ich habe sicher auch nicht immer<br />

glücklich kommuniziert. In Zukunft würde ich<br />

meine Kritik nur einmal deutlich anbringen,<br />

nicht fünfmal. Wenn sie es nicht glauben,<br />

dann eben nicht.<br />

Drei Tage nach dem Interview einigen<br />

sich Sion und GC doch noch. Salatic wechselt<br />

für knapp eine Million zu den Wallisern –<br />

mit einem Vertrag bis 2018. Es ist die letzte<br />

Kehrtwende einer Vereinsführung, die in<br />

dieser Geschichte einen planlosen Eindruck<br />

macht. Die ihren wichtigsten Spieler demontiert,<br />

ihn dann wieder für unersetzlich erklärt<br />

und letztlich doch ziehen lässt. Salatic trifft<br />

in Sion auf seinen ehemaligen Weggefährten<br />

Reto Ziegler. Seine stetig grösser werdende<br />

Familie bleibt vorerst in Cham, er<br />

ist Wochenaufenthalter und Hotelgast im<br />

Wallis.<br />

Sion-Präsident Christian Constantin,<br />

der unberechenbare Mann mit dem Hang<br />

zu cholerischen Auftritten und bizarren<br />

Entscheiden, hat den Chef, den er wollte.<br />

Auch wenn er keine Captainbinde trägt. «Ich<br />

war bei GC der Kopf und Captain, das ist<br />

für mich hier nicht entscheidend. Ich will einfach<br />

erfolgreich spielen», sagt Salatic.<br />

In einem Punkt kann er sicher sein:<br />

Dass er Constantin punkto Schlagzeilen den<br />

Rang abläuft, ist kaum anzunehmen. Den<br />

ganz grossen Zirkus inszeniert der Präsident<br />

dort für gewöhnlich selbst.<br />

VERO SALATIC<br />

GEBOREN 14. November 1985 in Zvornik<br />

(Bosnien) ZIVILSTAND verheiratet mit<br />

Slavica, 3 Kinder<br />

ERFOLGE Schweizer Cupsieger 2013.<br />

www.verosalatic.com<br />

März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>

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