SPORT
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MOTO2 DIE SCHNELLSTEN SCHWEIZER<br />
93<br />
VIEL ZU LERNEN Jesko Raffin muss die WM-Strecken<br />
studieren, über die Hälfte kennt er noch nicht.<br />
«DASS SIE MICH EIN JAHRZEHNTTALENT<br />
NENNEN, SCHMEICHELT MIR. ABER SCHNELLER<br />
MACHT ES MICH NICHT»<br />
JESKO RAFFIN, WM-NEULING IN DER MOTO2<br />
SHOOTING-STAR 1,79 m<br />
gross ist Jesko Raffin.<br />
«Vielleicht habe ichs einfacher<br />
bei den Frauen. Aber hier<br />
ist es eher ein Nachteil.»<br />
Wand spielen. Jesko Raffin, der 18-jährige<br />
Zürcher, hat es sich auf einem Barhocker im<br />
Truck seines SAG-Teams bequem gemacht.<br />
Er streicht sich die dunklen Haare aus dem<br />
Gesicht und ist etwas konsterniert. Denn<br />
eigentlich sollte er hier Runde um Runde<br />
fahren, um sich an die neue Welt zu gewöhnen.<br />
Aber das garstige Wetter macht<br />
ihm einen Strich durch die Rechnung. Am<br />
Dienstag hat der Sieger der spanischen<br />
Moto2-Meisterschaft fast vier Sekunden auf<br />
die Besten verloren. Das macht den letzten<br />
Platz. Nicht einfach für einen Erfolgsverwöhnten.<br />
«Es ist schwierig hier. Sie sind alle zu<br />
schnell für mich. Sogar der Letzte ist schnell.»<br />
Er will das Motorrad mehr fliessen lassen,<br />
sagt er. Jesko, der italienische und spanische<br />
Wurzeln hat, braucht hier lange, bis er<br />
einschlafen kann. Er liegt wach, verarbeitet<br />
all die Bilder, die auf ihn zukommen wie<br />
eine Lawine. Die Strecken, der Stress, das<br />
WUST VON DATEN Auf total<br />
180 Kanälen können bei einem<br />
Bordcomputer Daten eines Motorrads<br />
abgerufen werden. Die Techniker<br />
müssen daraus die richtigen Schlüsse<br />
ziehen.<br />
Abliefernmüssen. «Du machst dir Gedanken.<br />
Es gibt so viele Kleinigkeiten, auf die du achten<br />
musst.» Dass er als Jahrzehnttalent gilt,<br />
findet er schmeichelhaft. «Aber schneller<br />
macht es mich nicht.» Mit sechs Jahren setzt<br />
sich Jesko erstmals auf die Motocross-Maschine,<br />
die ihm sein Vater hinstellt. Auf einer<br />
Privatstrasse in der Nähe der Brunau brettert<br />
er hin und her. Auf dem Kopf den Harley-Helm<br />
des Vaters, dazu die Harley-Handschuhe. In<br />
der Jugend fällt ihm Sport immer leicht. Er<br />
ist ein guter Skifahrer, ein guter Schwimmer.<br />
Aber nichts macht er so selbstverständlich<br />
wie Motorradfahren. Jetzt schaut er sich die<br />
Videos der Besten an. Ihre Linienwahl, ihre<br />
Sitzposition. Er will näher an sie ran. Hier<br />
und dort den Bruchteil einer Sekunde wettmachen.<br />
Die Worte von Ayrton Senna könnten<br />
sein Ansporn sein: «Du bist und bleibst<br />
nur dann ein Rennfahrer, wenn du die Lücke<br />
schliessen willst. Stück für Stück.»<br />
März 2015· SCHWEIZER ILLUSTRIERTE <strong>SPORT</strong>