Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Von Cédric Berli<br />
Die Idee zu dieser Arbeit kam<br />
bei den Co-Autoren Johannes Jenny,<br />
Rainer Klöti, Thomas Laube<br />
und Richard Zuckschwerdt schon<br />
vor einigen Jahren auf. Nachdem<br />
mehrere angrenzende Kantone die<br />
bisherige Praxis im Umgang mit<br />
dem Rotwild überprüften und die<br />
Bejagung anpassten, ist nun auch<br />
der Aargau gefordert, neue Wege<br />
zu gehen. Diese Diskussion soll<br />
mit allen Betroffenen geführt und<br />
so Konfliktpotenzial verringert<br />
werden. Mit Unterstützung von<br />
Pro Natura Aargau, Aargauischer<br />
Jagdschutz Verein (AJV), Stiftung<br />
Wildtiere, Natur, Landschaft<br />
und Leben, JagdSchweiz und dem<br />
CIC wurde eine Situationsanalyse<br />
erstellt. Interessierte können<br />
sich einen Überblick der Thematik<br />
verschaffen und auf eine mögliche<br />
Einwanderung in den Aargau<br />
wird aufmerksam gemacht.<br />
Geschichte<br />
Der Rothirsch war zunächst<br />
wichtige Nahrungs- und Rohstoffquelle,<br />
später gehörte das Jagen<br />
von Rotwild zu den herrschaftlichen<br />
Jagdprivilegien. Manche<br />
Landesherren förderten die Be-<br />
Foto: Kurt Gansner<br />
Seit 2004 wurden insgesamt 15 Nachweise<br />
von Rotwild im Aargau erbracht.<br />
Dabei handelte es sich in der Regel um<br />
junge Stiere.<br />
stände so sehr, dass in den Wäldern<br />
und den landwirtschaftlichen<br />
Kulturen grosse Schäden entstanden.<br />
So baute sich ein Feindbild<br />
auf, das besonders von Bauern<br />
und Förstern gepflegt wurde<br />
– und bis heute nachwirkt. Kurz<br />
nach der Besetzung 1798 durch<br />
Napoleon wurde die Jagd freigegeben.<br />
Die unkontrollierte Jagd<br />
der Bürger und Bauern und das<br />
grossräumige Abholzen der Wälder<br />
führten rasch zum Verschwinden<br />
der meisten Wildarten.<br />
Der Rothirsch war vor rund 200<br />
Jahren in der ganzen Schweiz fast<br />
ausgestorben. Erst nach dem konsequenten<br />
Schutz in der Bundesverfassung<br />
von 1874 setzte kurz<br />
nach dem Verschwinden die Rückwanderung<br />
aus Österreich ein.<br />
Situation in den Aargauer<br />
Nachbar-Kantonen<br />
Seit den siebziger Jahren war<br />
das Ziel des Rothirschmanagements<br />
die Ausbreitung Richtung<br />
Mittelland zu verhindern. In den<br />
letzten Jahren fand jedoch ein<br />
Umdenken statt. Der Rothirsch<br />
soll sich seinen Lebensraum selber<br />
suchen. Die Kantone Bern, Luzern<br />
und Zug passten ihre Jagdpraxis<br />
an. Der Rothirsch steht nun ganz<br />
oder teilweise unter Schutz und die<br />
Jagdzeiten wurden verkürzt.<br />
Erste Auswirkungen zeigen<br />
sich bereits. Im Längwald, einem<br />
Waldgebiet von ca. 15,5 km² zwischen<br />
Wangen an der Aare und<br />
Oberbuchsiten, ist der Bestand<br />
von einem Rothirsch auf 24 Tiere<br />
im Frühjahr <strong>2009</strong> angestiegen.<br />
Dieser schnelle Anstieg ist vermutlich<br />
auf die besondere Lage<br />
zurückzuführen. Die Autobahn<br />
A1 bildet eine unpassierbare Hürde,<br />
welche die Tiere nicht weiter<br />
Richtung Jura wandern lässt.<br />
Trotzdem scheint ihnen das Habitat<br />
zuzusagen. Auch die östlichen<br />
Nachbar-Kantone Baselland und<br />
Solothurn stellten den Rothirsch<br />
unter Schutz, um eine Besiedlung<br />
des Juras zu ermöglichen.<br />
Einwanderungsrouten<br />
Die Situation in den Nachbar-<br />
Kantonen ergibt fünf mehr oder<br />
weniger wahrscheinliche Einwanderungsrouten.<br />
Dies sind:<br />
Jura: Der Jura birgt viel potenziellen<br />
Lebensraum. Ziel der<br />
Jura-Kantone ist die Erschliessung<br />
Ist Rotwild im Aargau auch bald vermehrt in freier Wildbahn zu beobachten? Hirschrudel aus dem<br />
Wildpark Roggenhausen in Aarau.<br />
Foto: Pia Weber<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 12/<strong>2009</strong> 47<br />
Lebensraum