Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
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Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
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AT<br />
Feldkirchner Jagdrunde<br />
am 4. November <strong>2009</strong> in<br />
Feldkirchen<br />
Die Feldkirchner Jagdrunde,<br />
zu der der Präsident des<br />
Bayerischen Jagdverbandes<br />
(BJV), Prof. Dr. Jürgen Vocke,<br />
in unregelmässigen Abständen<br />
lädt, soll als ausgewählte<br />
Gesprächsrunde gesellschaftlicher<br />
Repräsentanten<br />
in ungezwungener Diskussion<br />
wichtige Aspekte der Jagd<br />
beleuchten. Dieses Mal stand<br />
am 4. November <strong>2009</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Freundeskreis<br />
Jagdkultur, und damit<br />
nicht nur auf bayerische<br />
<strong>Jäger</strong> beschränkt, ein äusserst<br />
schwieriges Thema an: Wir töten,<br />
was wir lieben – Die Jagd<br />
und ihre ethische Verpfl ichtung.<br />
Die Frage, was eine gelebte<br />
Jagdkultur und damit vor<br />
allem die Ethik der Jagd bedeutet,<br />
bildete diesmal den<br />
Themenschwerpunkt. Dahinter<br />
steckt eine grundsätzliche<br />
Erwägung: Wie gehen die <strong>Jäger</strong>innen<br />
und <strong>Jäger</strong> mit der<br />
Tatsache um, dass sie beim<br />
Erlegen des Wildes töten, was<br />
sie lieben?<br />
«Was erwartet die Gesellschaft<br />
von der Jagd», fragte<br />
Prof. Vocke in seiner Begrüssung<br />
vor etwa 50 ausgesuchten<br />
Gästen und Diskutanten,<br />
«und welches Selbstverständnis<br />
pfl egt sie, was kann sie<br />
leisten? Jagd als blutrünstiges<br />
Edelhobby oder als gelebtes<br />
Bürgerengagement im Dienste<br />
für Natur und Gemeinwohl?»<br />
Prominente Referenten<br />
konnten gewonnen werden:<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul<br />
Müller, Universität Trier, Fachbereich<br />
Biogeographie (Rheinland-Pfalz),<br />
Dipl. Volkswirt<br />
Dieter Stahmann aus Voerde,<br />
NRW, Dr. Jean-Loup Rousselot,<br />
Staatl. Völkerkundemuseum<br />
München, Dr. Gero<br />
Kollmer, Rechtsanwalt aus<br />
Regensburg. Die Moderation<br />
übernahm der bekannte Jagdmaler<br />
und Vorsitzender des<br />
BJV-Kulturausschusses, Dr.<br />
Jörg Mangold.<br />
Wir töten<br />
was wir lieben<br />
Schon in der Einführung<br />
wurde klar, dass die Jagd viel<br />
mehr ist als nur Trophäenkult<br />
und Wildbestandsregulierung:<br />
«Wir <strong>Jäger</strong>», so Vocke weiter,<br />
«betreiben die Jagd als Kultur.<br />
Diese ergeht sich eben<br />
nicht allein in der materiellen<br />
Nutzung von Wildtieren, sondern<br />
ist bei allem Nutzen für<br />
Grundeigentum, Gesellschaft<br />
und Kulturlandschaft immer<br />
auch ein Freiheitsraum, der<br />
uns hilft, den Alltag für kurze<br />
Zeit hinter uns zu lassen. Wo<br />
aber Freiheit besteht, dort gibt<br />
es selbstverständlich auch Verantwortung.<br />
Eine verantwortungsvolle<br />
Jagdausübung sind<br />
wir den Wildtieren und unserem<br />
Selbstverständnis als <strong>Jäger</strong><br />
schuldig. Tierschutz und<br />
jagdlicher Anstand sind unerlässlich.»<br />
In seinem weitausholenden<br />
Vortrag zum Thema «Das Erlegen<br />
des Wildes – Psychologie<br />
eines <strong>Jäger</strong>s» – wurde Prof.<br />
Müller insofern sehr konkret,<br />
als er die wirklichen Feinde der<br />
Jagd in den schlechten <strong>Jäger</strong>n<br />
sah. Jagd sei immer eine Gratwanderung<br />
zwischen Leidenschaft<br />
und Vernunft. Das Phänomen<br />
Jagd als Lebensform,<br />
so Müller, müsse bei guter und<br />
aufrichtiger Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowohl von der <strong>Jäger</strong>ei<br />
als auch von Politik und Gesellschaft<br />
akzeptiert werden.<br />
Sein Credo: «Wir lieben, was<br />
wir töten! Oder lieben wir, was<br />
wir töten? Indem sich Jagd immer<br />
zwischen Lust und Leidenschaft<br />
auf der einen, und<br />
Pfl icht und Verpfl ichtung auf<br />
der anderen Seite abspiele und<br />
zu beweisen habe, müssen <strong>Jäger</strong><br />
gleichermassen Advokaten<br />
der Wildtiere und der Lebensräume<br />
sein – und es bleiben!»<br />
Dieter Stahmann fasste sein<br />
Thema zur Weidgerechtigkeit<br />
im folgenden Satz zusammen:<br />
«Der würdige <strong>Jäger</strong> fi ndet seine<br />
Bestätigung und Erfüllung<br />
in einer würdevollen Behandlung<br />
des Wildes.»<br />
Der Völkerkundler Dr. Jean-<br />
Loup Rousselot zeigte anhand<br />
von Beispielen der Naturvöl-<br />
ker – überwiegend der amerikanischen<br />
Ureinwohner – auf,<br />
dass die heutige deutsche <strong>Jäger</strong>ei<br />
mit ihrem Brauchtum<br />
und ihrer gelebten Jagdkultur<br />
immer noch auf der Basis der<br />
Tierverehrung der Naturvölker<br />
stehen. So sei der «letzte Bissen»<br />
oder die Verehrung des<br />
erlegten Wildes beim Streckelegen,<br />
der Totenwacht und das<br />
Verblasen bis zu jenen jägerischen<br />
Ureinwohnern Amerikas<br />
zurückzuverfolgen.<br />
Spannend, sehr aktuell und<br />
praxisnah ging es beim Thema<br />
«Rechte der Tiere» von<br />
Dr. Gero Kollmer zu. «Tiere<br />
haben keine Grundrechte», so<br />
Kollmer, «aber Rechte!» Und<br />
aus der Tierschutzgesetzgebung<br />
gehe auch hervor, dass<br />
das Töten von Tieren eben<br />
nicht zur «kommerziellen Sache<br />
verkommen dürfe».<br />
<strong>Jäger</strong> verliert Bein<br />
nach Jagdunfall<br />
Nach einem Jagdwochenende<br />
gemeinsam mit seiner Frau<br />
bei einem Freund am Hirschenstein<br />
im Burgenland verlud ein<br />
40-jähriger <strong>Jäger</strong> seine Waffen<br />
in seinem Auto. Als er seine Jacke<br />
aus dem Wagen holte, löste<br />
sich aus einem der Gewehre ein<br />
In der anschliessenden Diskussion<br />
kam die bayerische<br />
Aktion Wald-Wild-Mensch<br />
des engagierten <strong>Jäger</strong>s und<br />
Tierschützers Ludwig Fegg<br />
insofern etwas zu kurz, als er<br />
von einem Zuhörer als «Verleumder»<br />
tituliert wurde und<br />
der Moderator dieses Thema<br />
fortan mied.<br />
«Die Jagd und die Jagdkul-<br />
tur sind ein gutes Stück unse-<br />
rer bayerischen Heimat», so<br />
Prof. Vocke in seinem Schlusswort.<br />
«Das zeigt auch der heutige<br />
Diskussionsabend, in dem<br />
insbesondere bei den nichtjagenden<br />
Teilnehmern klargeworden<br />
sein müsste, dass Jagd<br />
mehr ist als emotionsloses Totschiessen.»<br />
Wolfram Martin<br />
Schuss und verletzte den Mann<br />
schwer am Oberschenkel. Frau<br />
und Freund leisteten sofort Erste<br />
Hilfe und ein Rettungshubschrauber<br />
brachte den Verletzten<br />
in eine Klinik. Dort musste<br />
das Bein amputiert werden.<br />
Dieter Kannengiesser<br />
Kapitaler Hirsch<br />
im «Russengatter»<br />
gewildert<br />
Ein kapitaler Hirsch wurde<br />
in Österreich in der Nacht zum<br />
3. Oktober gewildert. Die Tat<br />
ereignete sich im sogenannten<br />
«Russengatter», einem 140<br />
Hektar grossen eingezäunten<br />
Jagdrevier. Als Täter vermutet<br />
die Polizei einen Insider, der<br />
sich mit den Verhältnissen in<br />
dem Gatterrevier bei Falkenstein<br />
(Bezirk Mistelbach) im<br />
Weinviertel nahe Wien bestens<br />
auskannte. Das Haupt war<br />
fachgerecht abgeschlagen, der<br />
kapitale 24-Ender mit einem<br />
sauberen Trägerschuss erlegt<br />
worden. Eigentümer des Jagdgatters<br />
bei der Burg Falkenstein<br />
ist heute ein Österreicher,<br />
nachdem der Vorbesitzer,<br />
ein wohlhabender Russe, der<br />
es in eine in Liechtenstein registrierte<br />
Stiftung eingebracht<br />
hatte, vor knapp zwei Jahren<br />
bei einem Verkehrsunfall ums<br />
Leben kam.<br />
Die Wilderei ereignete sich<br />
in der Nacht zum 3. Oktober,<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 12/<strong>2009</strong> 77<br />
Ausland