Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
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Jagdpraxis<br />
tum gedrosselt oder zeitweise eingestellt.<br />
An den Jahresringen lässt<br />
sich die Zahl der Winter zählen,<br />
sie erlauben also eine brauchbare<br />
Altersschätzung bzw. -bestimmung.<br />
Das Gehörn dient zum Imponieren,<br />
als (Turnier-)Waffe, als<br />
Balancierstange sowie zur Pflege<br />
schwer erreichbarer Körperstellen.<br />
Als Beschädigungswaffe<br />
ist das spitze und gerade Gehörn<br />
der Geissen jedoch ungleich wirkungsvoller<br />
als das der älteren<br />
Böcke.<br />
Ansprechen von Kitzen/<br />
Jährlingen<br />
Beim Ansprechen berücksichtigen<br />
wir, dass die Jugendentwicklung<br />
des Steinwildes sehr lange<br />
dauert und daher mit der des<br />
übrigen Schalenwildes nicht verglichen<br />
werden kann. Der erste<br />
Eindruck von Kitzen ist, dass sie<br />
ausgesprochen flauschig und wollig<br />
wirken. Ihr Haar ist deutlich<br />
heller, das Haupt auffällig kurz.<br />
Die Hörner haben im Herbst etwa<br />
Lauscherhöhe erreicht und zeigen<br />
eine unterschiedliche Form.<br />
Bei den meisten weiblichen Kitzen<br />
zeigen sie eher nach innen gerichtet,<br />
bei Böckchen eher nach<br />
aussen gerichtet, sind stärker und<br />
deutlicher gerillt. Letzte Zweifel<br />
beseitigt nur die Haltung beim<br />
Nässen.<br />
Auch die Jährlinge haben noch<br />
recht kurze Gesichter und wirken<br />
daher kindlich. Das Haarkleid besitzt<br />
jetzt aber schon mehr Grannen,<br />
wirkt aber immer noch heller<br />
und wolliger als das der Jungböcke<br />
und -geissen. Die Ansprache<br />
nach dem Gehörn kann sich<br />
schwierig gestalten. Zwar sind<br />
die Hörner jetzt schon kräftiger<br />
als bei den Kitzen, die Ausformung<br />
des Zuwachses kann aber<br />
durchaus verschieden sein. Manche<br />
Böckchen haben schon ein<br />
bis zwei mehr oder weniger deutliche<br />
Schmuckleisten ausgeprägt,<br />
bei anderen ist kaum etwas dergleichen<br />
zu erkennen. Das gilt<br />
erst recht für die Geissjährlinge,<br />
deren Hörnchen ohne erkennbare<br />
Leisten wachsen. So sind sie<br />
je nach Entwicklung und Jahreszeit<br />
schon mal mit Zweijährigen<br />
zu verwechseln. Das Ansprechen<br />
62 <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 12/<strong>2009</strong><br />
junger und/oder geringer Stücke<br />
ist aufgrund der langsamen und<br />
individuell unterschiedlichen Entwicklung<br />
besonders schwierig.<br />
Das Ansprechen von Geissen<br />
Bei Geissen erfordert die Altersansprache<br />
die Berücksichtigung<br />
des ganzen Erscheinungsbildes<br />
und Verhaltens. Das Gehörn<br />
ist nur bis zum dritten, eventuell<br />
vierten Jahr eine direkte Hilfe.<br />
Nach drei langen Jahreszuwächsen<br />
wird der vierte schon kürzer,<br />
die weiteren sind nur noch gering<br />
sowie durch Bildung von Trächtigkeits-<br />
oder Laktationsfurchen<br />
unterbrochen. Bei älteren Geissen<br />
machen die Hörner (wie bei<br />
der Gams) unten «zu», das heisst,<br />
sie werden zur Basis hin wieder<br />
dünner. Junge Geissen von zwei<br />
Jahren können noch ausgesprochen<br />
unreif und gering im Wildbret<br />
sein. Erst mit dem fünften<br />
Jahr sind die Geissen körperlich<br />
ausgewachsen. Ihr Gewichtsmaximum<br />
erreichen sie aber erst mit<br />
acht bis zehn Jahren. Dann wirken<br />
sie massig und kräftig, und so<br />
bleiben sie auch bis zum 13./14.<br />
Jahr. Das erste Kitz wird im Allgemeinen<br />
mit vier bis fünf Jahren<br />
gesetzt. Häufig stehen die Kitze<br />
nicht bei der Mutter, und das<br />
Gesäuge ist nicht immer leicht zu<br />
entdecken, vor allem, wenn die<br />
Kitze schon allmählich entwöhnt<br />
werden. Andererseits ist es bei al-<br />
Junger Bock<br />
(4,5 Jahre).<br />
Heranreifender Bock (6,5 Jahre).<br />
ten Stücken bzw. solchen, die ein<br />
Kitz verloren haben, durchaus<br />
noch sichtbar, wenn auch verändert.<br />
Daher ist es sehr wichtig,<br />
äusserst sorgfältig und geduldig<br />
zu beobachten, welches<br />
Stück noch führt und welches<br />
nicht, falls eines erlegt werden<br />
soll. Mit zunehmendem Alter<br />
wirken die Geissen kurzläufiger<br />
und tiefrumpfiger, auch der Träger<br />
wird stärker und immer tiefer<br />
getragen. Auch wenn alte Geissen<br />
noch sehr stark im Wildbret<br />
sein können, bekommen sie doch<br />
sichtbar mehr «Ecken», der Knochenbau<br />
wird deutlicher. Der Altersabbau<br />
beginnt erheblich später<br />
als bei den Böcken, Geissen<br />
können durchaus über 20 Jahre alt<br />
werden. Mit einsetzender Vergreisung<br />
nimmt das Gewicht (Muskelmasse)<br />
ab, daher wird auch der<br />
Träger wieder dünner. Das Stück<br />
wirkt jetzt knochig, nachlassende<br />
Aufmerksamkeit und Beweglichkeit<br />
sind zu beobachten. Das<br />
Haarkleid wird heller («fahl»),<br />
bewegt sich im Farbton zwischen<br />
isabell und hellgrau. Sehr alte<br />
Stücke halten sich meist am Rand<br />
des Rudels auf, wenn sie nicht gelegentlich<br />
auch allein stehen.<br />
Das Ansprechen von Böcken<br />
Anders als bei den Geissen ist<br />
beim Bock das Gehörn die wichtigste<br />
Ansprechhilfe. Auch wenn<br />
bei älteren Böcken das genaue Al-