Montag 28. Dezember 2009 - Schweizer Jäger
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Leser schreiben<br />
Überarbeitung der Hegekonzepte betreffend<br />
Notfütterungsmassnahmen in Graubünden<br />
Was kann womit<br />
verbessert werden?<br />
Nach dem vergangenen,<br />
aus serordentlich strengen<br />
Winter, den im Frühjahr veröffentlichten<br />
hohen Fallwildzahlen<br />
und den nunmehr bekannten<br />
Abschusszahlen stellt sich<br />
mit Recht die Frage, was kann<br />
womit verbessert werden.<br />
Dr. G. Brosi (Vorsteher Amt<br />
für Jagd und Fischerei, AJF)<br />
führte anlässlich der Delegiertenversammlung<br />
des Bündner<br />
Kantonalen Patentjägerverbandes<br />
(BKPJV) vom Mai<br />
<strong>2009</strong> aus, dass «allenfalls geschickteNotfütterungsmassnahmen<br />
eine vorübergehende<br />
Entlastung für das Wild bringen<br />
können. Diese müssen so<br />
erfolgen, dass sie folgende Voraussetzungen<br />
erfüllen:<br />
– Sie dürfen keine Konzentration<br />
des Wildes zur Folge<br />
haben, so dass eine gute<br />
Verteilung im Wintereinstand<br />
bestehen bleibt.<br />
– Die Zusammensetzung des<br />
Futters muss der nährstoffarmen,<br />
rohfaserreichen<br />
Winteräsung ähnlich sein.<br />
Zwar gut gemeinte, aber<br />
falsch ausgeführte Winterfütterung<br />
setzt die natürlichen,<br />
äusserst wirksamen<br />
Sparmechanismen des<br />
Stoffwechsels der Wildtiere<br />
ausser Funktion.<br />
– Notfütterungsmassnahmen<br />
müssen koordiniert erfolgen.<br />
Wie diese aussehen<br />
sollen, ist im Rahmen der<br />
Hegekonzepte zu präzisieren».<br />
Gestützt auf die rechtlichen<br />
Normen besteht die Möglichkeit,<br />
aber auch die Notwendigkeit,<br />
dass Hegemassnahmen<br />
in den einzelnen Bezirken<br />
im Rahmen der Hegekonzepte<br />
festgelegt werden. Selbst wenn<br />
schlussendlich das AJF zusammen<br />
mit den einzelnen Sektionen<br />
des BKPJV die definitiven<br />
Hegekonzepte festlegen,<br />
ist statutarisch und reglementarisch<br />
vorgesehen, dass die<br />
Hegekommission des BKPJV<br />
das AJF zusammen mit ande-<br />
56 <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 12/<strong>2009</strong><br />
ren interessierten Kreisen bei<br />
der Erweiterung und Revision<br />
der Hegekonzepte unterstützen.<br />
Da unter dem Begriff andere<br />
interessierte Kreise neben<br />
Natur- und Umweltverbänden<br />
auch Private und die Öffentlichkeit<br />
zu verstehen sind,<br />
stellen sich gestützt auf die Ereignisse<br />
aus dem letzten Winter<br />
zusammenfassend folgende<br />
Fragen:<br />
Wann beabsichtigt die Hegekommission<br />
des BKPJV die<br />
bezirksweise geregelten Hegekonzepte<br />
bezüglich Notfütterungsmassnahmen<br />
anzupassen<br />
und räumt sie der Öffentlichkeit<br />
tatsächlich die überaus gerechtfertigte<br />
Möglichkeit ein,<br />
sich dazu zu äussern?<br />
Ladina Sturzenegger,<br />
Pontresina<br />
Stellungnahme von<br />
Georg Brosi, Amt für<br />
Jagd und Fischerei<br />
Graubünden<br />
Im Art. 23 des Jagdgesetzes<br />
ist festgehalten: «Die Regierung<br />
erlässt nach Anhören<br />
der interessierten Kreise ein<br />
Hegereglement und regelt darin<br />
die Hegemassnahmen, die<br />
Hegetätigkeit sowie die Verwendung<br />
der Hegemittel.» Die<br />
kantonale Hegeverordnung ist<br />
im Jahre 1991 erlassen worden.<br />
Aufgrund der Ereignisse<br />
im vergangenen ausserordentlichen<br />
Winter geht es gegenwärtig<br />
darum, die bestehenden<br />
regionalen Hegekonzepte<br />
zu überprüfen und im Sinne<br />
einer rollenden Planung wo<br />
nötig zu ergänzen. Art. 4, Abs.<br />
2 der Hegeverordnung führt<br />
aus, was bei der Ausarbeitung<br />
dieser Konzepte besonders zu<br />
beachten ist: die Eigentumsverhältnisse,<br />
die Anliegen der<br />
Land- und Forstwirtschaft, des<br />
Naturschutzes sowie die weiteren<br />
Einwirkungen auf den<br />
Lebensraum.<br />
Die genannten Anliegen<br />
werden bei der Überarbeitung<br />
der Hegekonzepte berücksich-<br />
tigt. Selbstverständlich steht<br />
es auch Ihnen frei, Ihre Anliegen<br />
zu diesem Thema zu äussern.<br />
Georg Brosi<br />
Amt für Jagd und Fischerei<br />
Graubünden<br />
Stellungnahme des<br />
Bündner Kantonalen<br />
Patentjäger-<br />
Verbandes (BKPJV)<br />
Der BKPJV dankt Frau L.<br />
Sturzenegger für ihren Leserbrief<br />
und die sachliche Fragestellung.<br />
Gerne nehmen<br />
wir dazu Stellung. Dies jedoch<br />
in einem etwas breiteren<br />
Umfang. Es ist eine natürliche<br />
Folge des letzten, harten<br />
und schneereichen Winters,<br />
dass die Hege und vor allem<br />
das Thema Notfütterung<br />
an Aktualität merklich zugenommen<br />
haben. Verschiedene<br />
Tierschicksale haben verständlicherweise<br />
aufgewühlt, sind<br />
in Köpfen nachhaltig hängen<br />
geblieben und werfen Fragen<br />
auf. Dies nicht nur bei den Jä-<br />
gern, sondern auch in der Öffentlichkeit.<br />
Das Thema Hege und Notfütterung<br />
ist sehr komplex<br />
und wird vom BKPJV auch<br />
als sehr bedeutend erachtet.<br />
Dies zeigt allein die Tatsache,<br />
dass aufgrund des Kantonalen<br />
Jagdgesetzes (Artikel 23) eine<br />
Kantonale Hegeverordnung,<br />
daraus resultierend ein Hegereglement<br />
des BKPJV, weiter<br />
die Bezirkshegekonzepte<br />
und auch die Sektionshegereglemente<br />
hervorgehen. Der<br />
BKPJV ist sich seiner Verantwortung<br />
im Bereich Hege bewusst,<br />
weiss um deren Bedeutung,<br />
weiss aber auch um die<br />
Grenzen, welche nicht in seinem<br />
Einflussbereich stehen.<br />
Dabei spielen die weitgehenden<br />
Interessen des Forstes und<br />
der Landwirtschaft eine zentrale<br />
Rolle. Ebenso sind von<br />
Seite BKPJV aus die bereits<br />
erwähnten Gesetze, Verordnungen<br />
etc. einzuhalten. Der<br />
BKPJV kann also nur ein Teil<br />
einer Lösung sein und muss<br />
auf andere Interessen Rücksicht<br />
nehmen. Wir verzichten<br />
an dieser Stelle auf die