special - Carl Zeiss
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Schwarze Löcher<br />
12<br />
Schwarze Löcher wurden als mathematische<br />
Singularität im Rahmen<br />
der allgemeinen Relativitätstheorie<br />
von Albert Einstein vorausgesagt.<br />
Einstein selbst soll<br />
aber an die reale Existenz solcher<br />
Objekte nie geglaubt haben. Es<br />
war der damalige Direktor des<br />
Astrophysikalischen Observatoriums<br />
Potsdam, Karl Schwarzschild,<br />
der während des Ersten Weltkriegs<br />
im Jahre 1916 eine Lösung<br />
der Einstein’schen Feldgleichungen<br />
für den Fall einer in einem<br />
Punkt ohne Ausdehnung vereinigten<br />
Masse angeben konnte: ein<br />
so genanntes Schwarzes Loch.<br />
Durch populärwissenschaftliches Interesse<br />
und die Science Fiction Literatur<br />
ist die von Schwarzschild vorhergesagte<br />
Eigenschaft eines Ereignishorizonts,<br />
jenseits dessen keinerlei Materie<br />
oder Strahlung aus dem Gravitationspotential<br />
eines Schwarzen Lochs<br />
entfliehen kann, einem größeren Publikum<br />
bekannt geworden. Die Existenz<br />
von Schwarzen Löchern gilt<br />
heute durch zahlreiche astrophysikalische<br />
Messungen als gesichert. Obwohl<br />
per definitionem ein solches<br />
Objekt nicht „zu sehen“ ist, kann aus<br />
der Wirkung eines Schwarzen Lochs<br />
auf seine Umgebung auf seine<br />
Existenz geschlossen werden, so etwas<br />
aus der beobachteten Orbitalbewegung<br />
von Sternen in der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft der Singularität.<br />
Schwarze Löcher machen in spektakulärer<br />
Weise durch den Einfall von<br />
Masse (Akkretion) auf sich aufmerksam,<br />
der zur Ausbildung einer Akkretionsscheibe<br />
führt, innerhalb derer die<br />
Materie in einer Spirale unaufhaltsam<br />
in Richtung des Ereignishorizontes fällt<br />
und sich dabei zu extremen Temperaturen<br />
aufheizt. Die damit verbundene<br />
Energieabstrahlung des Millionen Kelvin<br />
heißen Plasmas wird besonders<br />
intensiv im Röntgenbereich sichtbar.<br />
Besonders aus der Beobachtung mit<br />
dem ROSAT Weltraumteleskop wissen<br />
Astronomen, dass der Kosmos<br />
voll von supermassereichen Schwarzen<br />
Löchern ist, die im Zentrum von<br />
Galaxien sitzen. Man glaubt heute,<br />
dass praktisch jede Galaxie von der<br />
Größe unserer Milchstraße in ihrem<br />
Zentrum ein Schwarzes Loch beherbergt,<br />
typischerweise mit einer Masse<br />
von etlichen Millionen Sonnenmassen.<br />
Aufgrund von ROSAT Beobachtungen<br />
kennen wir auch sog. ultraleuchtkräftige<br />
Röntgenquellen (ULX),<br />
die eine millionenfach größere Röntgenleuchtkraft<br />
als die Gesamtleuchtkraft<br />
der Sonne besitzen. Diese finden<br />
sich allerdings nicht im dynamischen<br />
Zentrum von Galaxien, sondern<br />
überwiegend in Regionen mit<br />
andauernder Sternentstehung oder<br />
relativ jungen Sternen. Man glaubt,<br />
dass es sich im Unterschied zu supermassereichen<br />
Schwarzen Löchern,<br />
die ihre enorme Masse durch Akkretion<br />
angesammelt haben, um<br />
Schwarze Löcher in einem mittleren<br />
Massenbereich von bis zu ≈100 Sonnenmassen<br />
handelt. Bisher sind erst<br />
wenige Kandidaten bekannt.<br />
Martin Matthias Roth,<br />
Astrophysikalisches Institut Potsdam<br />
http://www.aip.de<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005