special - Carl Zeiss
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3D-Spektroskopie –<br />
ein neues Messverfahren<br />
der Astrophysik<br />
Das Astrophysikalische Institut Potsdam<br />
(AIP), eine der ältesten Sternwarten<br />
Deutschlands, hat seit seiner<br />
Neugründung im Jahre 1992 neben<br />
seinen klassischen Kompetenzfeldern<br />
wie Sternphysik, Extragalaktik und<br />
Kosmologie den planmäßigen Aufbau<br />
von Infrastruktur für die Entwicklung<br />
moderner astronomischer Teleskope<br />
und von Fokalinstrumenten vorangetrieben.<br />
Das erste konkrete Projekt<br />
in diesem Bereich begann 1996<br />
mit der Entwicklung von PMAS (Potsdamer<br />
Multi-Apertur Spektrophotometer),<br />
einem innovativen bildgebenden<br />
Spektrographen (Bild 1). Die neue<br />
Technik wird häufig auch als Integralfeld-Spektroskopie<br />
oder kurz 3D-<br />
Spektroskopie bezeichnet. Bild 2 vermittelt<br />
das Messprinzip: das in der<br />
Fokalebene des Teleskops entstehende<br />
reelle Bild eines Objekts, z.B. einer<br />
Galaxie, wird durch ein Linsenraster<br />
abgetastet und mit seiner endlichen<br />
Anzahl von mxn Linsenelementen in<br />
Innovation 16, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> AG, 2005<br />
eine diskrete Anzahl von mxn Bildelementen<br />
überführt. Das in jedes<br />
Bildelement einfallende Licht wird<br />
durch eine individuell zugeordnete<br />
Faser eines Lichtleiterbündels aus der<br />
Fokalebene ausgekoppelt und einem<br />
mehr oder weniger weit entfernten<br />
Faserspektrographen zugeführt.<br />
Durch Umordnen der rechteckig<br />
angeordneten Bildelemente zu einem<br />
linearen Faserarray in der Eintrittsebene<br />
des Spektrographen kann auf sehr<br />
einfache Weise eine Anpassung der<br />
Geometrie des flächenhaften Objekts<br />
an die lineare Struktur des Spektrographenspalts<br />
erreicht werden. Jede<br />
Faser wird nun durch die Optik des<br />
Spektrographen individuell als kleine<br />
Kreisfigur auf den CCD-Detektor abgebildet,<br />
wobei infolge der Dispersion<br />
des Beugungsgitters das Faserbild<br />
bei Beleuchtung mit einem Kontinuum<br />
zu einem Lichtband auseinandergezogen<br />
wird, bzw. bei der Beleuchtung<br />
mit einem Emissionslinienspektrum<br />
in einer Anzahl diskreter<br />
Lichtpunkte längs diese Lichtbandes<br />
sichtbar wird (Bild 3). Auf dem Detektor<br />
entsteht nun eine Familie von<br />
(mxn) Spektren, die nach Auslesen<br />
des Bilds in den Computer mit geeigneten<br />
Softwareprogrammen zunächst<br />
extrahiert, kalibriert, und<br />
schließlich zur Bildrekonstruktion zusammengefasst<br />
werden können. Das<br />
Ergebnis dieser Bildrekonstruktion<br />
wird als Datenkubus bezeichnet – daher<br />
auch der Begriff 3D-Spektroskopie<br />
(Bild 4). Je nach Sichtweise lässt<br />
sich der Datenkubus als Stapel monochromatischer<br />
Bildaufnahmen, oder<br />
als Bündel von in einem rechteckigen<br />
Raster angeordneten Einzelspektren<br />
interpretieren. Der Vorteil des Verfahrens<br />
liegt auf der Hand: 3D-Spektroskopie<br />
ist ein vollsimultanes Messverfahren,<br />
bei dem der gesamte Datensatz<br />
in einer einzigen Belichtung aufgenommen<br />
wird. Da die meisten astrophysikalisch<br />
interessanten Objekte<br />
extrem lichtschwach sind und den<br />
Einsatz von kostspieligen Großteleskopen<br />
erforderlich machen, gewinnt<br />
dieser Aspekt, besonders für die interessantesten<br />
aktuellen Problemstellungen,<br />
zunehmend an Bedeutung.<br />
Bild 1:<br />
PMAS, das Potsdamer<br />
Multiapertur Spektrophotometer<br />
am Cassegrainfokus<br />
des <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> 3,5m<br />
Spiegelteleskops am<br />
Calar Alto Observatorium<br />
in Südspanien.<br />
Bild 2:<br />
Prinzipieller Aufbau eines<br />
Integralfeld-Spektrographen<br />
mit Linsenarray und<br />
Faserkopplung.<br />
Bild 3:<br />
Bildausschnitt aus einer<br />
PMAS-Kalibrationsaufnahme<br />
mit Kontinuumslicht<br />
(durchgehende Streifen)<br />
und Emissionslinienspektrum<br />
(aufgeprägte Punkte).<br />
Im Ausschnitt sind zwei<br />
Gruppen von je 16 Spektren<br />
zu sehen, die Dispersionsrichtung<br />
verläuft von links<br />
nach rechts.<br />
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