d - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.

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Rolle. Auch mußten die Einkommensempfänger erneut feststellen, daß die zunehmenden Abzüge für Steuern und Sozialversicherungsbeiträge immer größere Teile der Lohnerhöhungen beanspruchen. Hinzu kamen die allgemeine Sorge um die weitere wirtschaftliche Ent- wicklung, nicht zuletzt angesichts des völlig ungelösten iSlpreisproblems, und ganz konkret die Sorge um die Ar- beitsplätze. Das alles hat die Konsumbereitschaft ge- dämpft. In den Einzelhandelsumsätzen kommt dies deut- lich zum Ausdruck. Ihrem wertmäßigen Wachstum um fast 6% entsprach ein Rückgang des realen Umsatzvolu- mens von gut 11/,%. Erstmals seit Einführung der D-Mark wurden in einem Jahr weniger Waren abge- setzt als im vorhergehenden. Höhere Staatsausgaben - zunehmende Defizite Die öffentlichen Haushalte standen 1974 im Zeichen einer Ausgaben-Expansion. Der Staatsverbrauch nahm mit einer Zuwachsrate von nominell 16% mehr als dop- pelt so stark zu wie das Sozialprodukt ( + 7% ). In diesem Umfang nicht geplante Mehrausgaben ergaben sich dabei aufgrund der weit überhöhten Tarifabschlüsse im öf- fentlichen Dienst. Zu geplanten Mehrausgaben fuhrte dagegen das Bemühen des Bundes und der Länder, kon- junkturell und strukturell besonders gefährdeten Berei- chen der Wirtschaft durch gezielte Förderungsmaßnah- men zu helfen. Diese bereits im Dezember 1973 eingelei- tete Politik wurde im Frühjahr und im Herbst durch Son- derprogramme fortgesetzt. Dadurch sind 1974 die Inve- stitionsausgaben des Staates - im Gegensatz zu den Vorjahren - mit 18,9% etwas stärker gestiegen als die konsumtiven Ausgaben. Den erhohten Ausgaben der öffentlichen Hand standen wesentlich geringere Steuereinnahmen als voraus- geschätzt gegenüber. Die Haushaltssituation ver- schlechterte sich dementsprechend und ließ die Defizite anwachsen. Zunehmende Budgetlücken werden auch weiterhin die Finanzsituation der Gebietskörperschaften kennzeichnen. Bundesbank weiter auf Stabilitätskurs Die Deutsche Bundesbank hat auch 1974 ihre Politik konsequent darauf abgestellt, die Wachstumsrate der Geldmenge zu vermindern und damit den Spielraum für die Finanzierung von Preiserhöhungen einzuengen. Sie setzte ihr Instrumentarium flexibel in Anpassung an die sich ändernden monetären und konjunkturellen Bedin- gungen ein. Es ist ihr 1974 gelungen, den Zuwachs des Geldvolumens und der Quasigeldbestände (M 2) auf 5,2% zu begrenzen, während dieser im Jahr zuvor noch Ca. 14% betragen hatte. Den Kreditinstituten überließ sie Zentralbankgeld nur in dem Maße, wie es in ihr wlih- rungspolitisches Konzept paßte. Gleichzeitig hat die Bundesbank ihre Instrumente und Methoden für die Steuerung der Bankenliquidität verfeinert und damit er- reicht, daß es nicht mehr zu so extremen Ausschlägen am Geldmarkt kam wie im Jahr zuvor. Die einzelnen Phasen der Notenbankpolitik und die entsprechenden Maßnahmen gehen aus der Llbersicht auf S. 13 hervor. Bis zum Herbst beschränkte sich die Bundesbank weitgehend darauf, durch Devisenzuflüsse hereingekommene Liquidität abzuschöpfen oder umge- kehrt durch Devisenverkäufe verursachte Abflüsse zu kompensieren. In ihren Kommentaren unterstrich sie eine auf Beibehaltung der Antiinflationspolitik gerichtete Linie. Gleichwohl waren die Maßnahmen der Notenbank für das Bankensystem im Jahr 1974 wesentlich weniger hart als im extremen Restriktionsjahr 1973. De facto ergab sich im Laufe des Jahres eine schritt- weise Lockerung. Im Sommer veranlaßten der Zusam- menbruch der Herstatt-Bank und die damit verbundenen Rückwirkungen auf den Geldmarkt die Notenbank, spe- zielle Liquiditätserleichterungen für kleine und mittlere Kreditinstitute zu gewähren. Im letzten Quartal trug dann die Bundesbank zum ersten Mal ausdrücklich dem Konjunkturrückgang Rechnung. Sie senkte den Diskont- satz in zwei Etappen von 7% auf 6% und erhöhte die Re- diskont-Kontingente für die Kreditinstitute. Die Bundes- bank hat damit die sich seit längerem abzeichnenden Zinssenkungstendenzen unterstützt. Zu dieser ersten Abschwächung ihres Restriktionskurses sah sie sich vor allem deshalb in der Lage, weil die Jahres-Preissteige- rungsrate der Lebenshaltungskosten zu diesem Zeit- punkt eindeutig zurückgegangen war. Anfang 1975 setzte sie ihre Politik der Auflockerung durch Erhöhung der Rediskont-Kontingente und weitere Senkungen des Dis- kont- und Lombardsatzes auf 5% bzw. 6'/,% fort. Zwischenbilanz der Stabilitätspolitik Die Entwicklung in der Bundesrepublik hat 1974 ge- zeigt, daß die Rückkehr zu größerer Geldwertstabilität
Zur Gewinnentwicklung Jährliche Zuwachsrate in % Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit % und Vermögen m Volkseinkommen Entwicklung von Produktivität und Lohnkosten Jährliche Zuwachsrate in % % Lohnkosten -Bruttoeinkommen aus unselb- ständiger Arbeit je Einheit des realen Brutto-lnlandsproduktes (BIP) Produktivität -Reales BIP je durchschnittlich Erwerbstätigen I Zur Lohnentwicklung Jährliche Zuwachsrate in % Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit Volkseinkommen Zur Preisentwicklung m Lebenshaltungskosten; 1970 = 100 Jährliche Zuwachsrate in % m Erzeugerpreise industrieller Produkte 1970 = 100; jährliche Zuwachsrate in %
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