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d - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.

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Wir vertreten in diesem Zusammenhang nach wie vor<br />

die Meinung, da8 die Vermögensbildung in breiten<br />

Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung - insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Form<br />

einer Beteiligung am Produktivkapital <strong>der</strong> Wirtschaft -<br />

weiter geför<strong>der</strong>t werden sollte. Hierfür erachten wir als<br />

den geeignetsten und unter praktischen Gesichtspunk-<br />

ten besten Weg, das <strong>der</strong>zeitige 624-DM-Gesetz weiter-<br />

zuentwickeln.<br />

Dies scheint uns <strong>der</strong> richtige Weg zu sein, von dem<br />

bereits über 19 Mill. Arbeitnehmer (einschl. Beamte) Ge-<br />

brauch gemacht haben. Ein beson<strong>der</strong>er Verwaltungsauf-<br />

wand ist hiermit nicht verbunden.<br />

Maßnahmen zur Konjunkturbelebung<br />

Das im Dezember 1974 beschlossene Programm <strong>der</strong><br />

Bundesregierung zur Wie<strong>der</strong>ankurbelung <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

sieht im Bereich <strong>der</strong> öffentlichen Investitionen zusätzli-<br />

che Ausgaben von über 1 Milliarde DM vor. Die privaten<br />

Investitionen sollen - als Kernstück des Programms -<br />

durch eine zeitlich befristete Prämie von 7,5% belebt<br />

werden. Anregungen für den privaten Verbrauch werden<br />

von <strong>der</strong> am 1. Januar 1975 in Kraft getretenen Steuerre-<br />

form erwartet, die im Prinzip kleine und mittlere Einkom-<br />

men steuerlich entlastet. Jedoch erscheint es nach dem<br />

ersten Wi<strong>der</strong>hall <strong>der</strong> Reform in <strong>der</strong> Offentlichkeit zwei-<br />

felhaft, ob die von ihr erhofften Wirkungen eintreten<br />

werden. Ungleich stärkere Impulse dürften auf jeden Fall<br />

die Haushaltsdefizite <strong>der</strong> öffentlichen Hand in Höhe von<br />

50 bis 60 Mrd. DM im Jahre 1975 auslösen.<br />

Aus <strong>der</strong> Gesamtwirkung dieser Maßnahmen lassen<br />

sich Chancen für eine Uberwindung <strong>der</strong> Rezession in <strong>der</strong><br />

zweiten Jahreshälfte 1975 ableiten. Es wird aber nur<br />

dann zu einem fundierten neuen konjunkturellen Auf-<br />

schwung kommen, wenn die privaten lnvestitionen wie-<br />

<strong>der</strong> zunehmen. Dazu dürfte die Investitionszulage allein<br />

nicht ausreichen; es muß sich auch die Ertragslage <strong>der</strong><br />

Unternehmen deutlich verbessern. Es kommt deshalb<br />

darauf an, die noch bestehenden Kostenbelastungen ab-<br />

zubauen. Von großer Bedeutung wird es darüber hinaus<br />

sein, daß die aus <strong>der</strong> weltwirtschaftlichen Situation her-<br />

rührenden Unsicherheiten geringer werden.<br />

Die von den öffentlichen Haushalten zu erwartenden<br />

konjunkturellen Impulse haben ihre bedenkliche Kehr-<br />

seite. Budgetdefizite in Höhe von 50 bis 60 Mrd. DM<br />

müßten stark inflatorisch wirken, soweit sie nicht über<br />

den Kapitalmarkt, son<strong>der</strong>n durch vermehrte Kreditauf-<br />

nahme finanziert würden. Aber auch Anleihebegebung<br />

am Kapitalmarkt erfor<strong>der</strong>t sorgfältige, rnarktgerechte<br />

Dosierung.<br />

Der angestrebte ,,Aufschwung in Stabilität" Iäßt noch<br />

auf sich warten. Er wird sich auch durch noch so massi-<br />

ve ,,Konjunkturspritzen" nicht erzwingen lassen, wenn<br />

das Vertrauen <strong>der</strong> Wirtschaft in die langfristige Entwick-<br />

lung fehlt. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist es in diesem Zusam-<br />

menhang, daß in den Lohnverhandlungen <strong>der</strong> stark ver-<br />

än<strong>der</strong>ten Wirtschaftssituation Rechnung getragen wird.<br />

Bei den jüngsten Abschlüssen in <strong>der</strong> metallverarbeiten-<br />

den Industrie und im offentlichen Dienst war das erfreu-<br />

licherweise <strong>der</strong> Fall.<br />

Um so mehr erscheint es für die Bundesregierung ge-<br />

boten, auch in den sicher schwierigen nächsten Mona-<br />

ten das Stabilitätsziel nicht aus den Augen zu lassen und<br />

die mühsam errungenen Fortschritte auf diesem Gebiet<br />

nicht durch übermäßiges deficit spending zu gefährden.<br />

Erhöhtes Vorsorgesparen<br />

Die private Spartätigkeit hat seit dem Frühjahr 1974<br />

deutlich zugenommen. Damit ist auch die Sparquote, die<br />

1973 um etwa 1 Prozentpunkt auf 13,6% abgenommen<br />

hatte, wie<strong>der</strong> auf ihren Stand von 1972 zurückgekehrt.<br />

Unter den Sparmotiven gewann mit <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Konjunkturabkühlung <strong>der</strong> Vorsorgegedanke an Boden.<br />

Viele private Haushalte waren bestrebt, die Ausgaben zu<br />

vermin<strong>der</strong>n und nach Möglichkeit Reserven anzulegen.<br />

Dementsprechend bevorzugten diese Sparer liqui<strong>der</strong>e<br />

Formen <strong>der</strong> Geldanlage, vor allem das Sparbuch-Sparen<br />

ohne eine weitergehende zeitliche Bindung. In gewis-<br />

sem Sinne Iäßt sich von einer Rückkehr zum Sparbuch<br />

sprechen.<br />

Im Verlauf des Jahres 1974 konnte die Zinsdifferenz<br />

zwischen Termingel<strong>der</strong>n und Spareinlagen erheblich ab-<br />

gebaut werden, da die weniger liquiditätseinengende<br />

Politik <strong>der</strong> Bundesbank es nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich mach-<br />

te, Depositen beinahe ,,um jeden Preis" hereinzuholen.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Termingel<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>te daraufhin wie<strong>der</strong> auf<br />

Sparkonten zurück. Vielfach setzten auch die Unterneh-<br />

men Termingel<strong>der</strong>, mit denen sie im Jahre 1973 die be-<br />

son<strong>der</strong>s hohen Zinssätze genutzt hatten, bei sich ver-<br />

schlechtern<strong>der</strong> Ertrags- bzw. Liquiditätslage zur Finan-<br />

zierung betrieblicher Vorhaben ein.

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