Die Tropenstation La Gamba

Die „Tropenstation La Gamba“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht
KRENN, H. W. Früchte als Nahrung tropischer Tagfalter.
University of Vienna, Department of Evolutionary Biology, Institute of Zoology.
Unter den Vertretern der Tagfalter-Familie Nymphalidae können verschiedene
Nahrungsgilden unterschieden werden. Das sind einerseits blütenbesuchende nektarfressende Arten
andererseits Arten, die von Früchten, ausfließenden Baumsäften und Kot den Grossteil ihrer
Nahrung aufnehmen. Ökomorphologische Untersuchungen in unserer Arbeitsgruppe (Krenn,
Zulka, Gatschnegg 2001; Knopp & Krenn 2003) zeigten, dass die früchtefressenden Gruppen
konvergent morphologische Besonderheiten am Rüssel entwickelt haben, die mit ihrer abgeleiteten
Form der Nahrungsaufnahme in Verbindung stehen und effiziente Flüssigkeitsaufnahme von
feuchten Oberflächen, wie sie eine aufgeplatzte Frucht darstellt, erlauben. Alle bisherigen
Untersuchungen wurden im Labor und im Glashaus mit neotropischen Arten durchgeführt. Daher
sollen Freilanduntersuchungen zeigen, wie sich das Verhalten bei der Nahrungsaufnahme
unterschiedlicher Arten an verschiedenen Nahrungsquellen im Freiland unterscheidet.
Costa Rica scheint für ein solches Forschungsvorhaben gut geeignet zu sein, weil
ausgezeichnete Literatur für Tagfalter verfügbar ist und für die meisten Arten Angaben über ihre
Nahrungspräferenzen existieren. In der Tropenstation La Gamba (Costa Rica) wurden bereits in
einer Diplomarbeit die Tagfalter der Biologischen Station Esquinas untersucht (Keber 1997).
Daher liegen gute Vorarbeiten für dieses Forschungsvorhaben vor Ort vor. Die Diplomarbeit war
auf die blütenbesuchenden Arten und ihre Einnischung konzentriert, jetzt sollen früchtefressende
Tagfalter das zentrale Thema sein.
Als Aufenthaltsdauer sind vorerst 3 Wochen im Jahr 2004 geplant. Als Ausrüstung sind
Netzreusenfallen, die mit Früchten beködert werden können und eine digitale Videokamera
vorgesehen.
Die Ziele des Projekts sind
(1) Freilandbeobachtungen der Nahrungsaufnahme, sollen zeigen, welche Früchte, wie als
Nahrungsquellen benutzt werden. Dazu sollen die Schmetterlinge mit beköderten Reusenfallen
lebend gefangen werden und die Nahrungsaufnahme filmisch dokumentiert und analysiert werden.
(2) Besonders beachtet werden sollen Arten der Unterfamilie Charaxinae, die aufgrund vorliegender
morphologischer Daten vermutlich Früchte in anderer Weise nutzen als die fruchtfressenden Arten
der Unterfamilien Morphinae, Brassolinae und Nymphalinae (Krenn et al. 2001).
(3) Vervollständigung der Erfassung der Tagfalter-Fauna der Tropenstation La Gamba. Bisher wurden
keine beköderten Fallen benutzt, die vor allem die Tagfalter der Früchtefressernahrungsgilde
anlocken.
Die Beobachtungen der Nahrungsaufnahme tropischer Tagfalter soll die Schlussfolgerungen aus
den morphologischen Untersuchungen der Mundwerkzeuge überprüfen und kann mit Ergebnissen
laufender Arbeiten über afrikanischen Nymphalidae (in Zusammenarbeit mit F. Mollemann,
Universität Leiden, Niederland) verglichen werden. Darüber hinaus sollen die geplanten
Untersuchungen dazu dienen, Vorarbeiten für die Vergabe zukünftiger Diplomarbeiten zu leisten
und soll in die Formulierung von Forschungsprojektanträgen münden.
Literatur
Keber A. (1997) Tagfalter-Fauna und Differenzierung der Nahrungsnische an Blüten in der
Biologischen Station Esquinas (Costa Rica) (Lepidoptera, Papilionoidea). Diplomarbeit,
Universität Wien.
Krenn HW, Zulka KP, Gatschnegg T (2001) Proboscis morphology and food preferences in
Nymphalidae (Lepidoptera, Papilionoidea). Journal of Zoology, London 253, 17-26
Knopp MCN, Krenn HW (2003) Efficiency of fruit juice feeding in Morpho peleides
(Nymphalidae, Lepidoptera). Journal of Insect Behavior 16: 67-77
Anschrift des Autors:
Dr. Harald W. Krenn
Department of Evolutionary Biology, Institute of Zoology
University of Vienna
Althanstrasse 14, A-1090 Vienna, Austria
Tel. +43 1 4277 54497; email: harald.krenn@univie.ac.at
http://www.univie.ac.at/zoologie/
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