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Die Tropenstation La Gamba

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<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />

HUBER, W.:, WEBER, A.: Hemiepiphyten und ihre Verteilung im Bosque Esquinas<br />

(Costa Rica). - 14. Symp. Biodiv. Evolutionsbiol. Jena 1999: 85.<br />

Hemiepiphyten sind Pflanzen, die in der Jugendphase epiphytisch leben und<br />

erst sekundär durch die Entwicklung langer Wurzeln einen Bodenkontakt herstellen. Sie<br />

spielen neben den Lianen und den Epiphyten eine wichtige Rolle in der Struktur und<br />

Zusammensetzung tropischer Wälder.<br />

Im Bosque Esquinas ("Regenwald der Österreicher", Costa Rica), wurden auf<br />

(bisher) zwei ökologisch unterschiedlichen Untersuchungsflächen (je 1 ha in einem<br />

Schluchtwald und einem Hügelkamm) alle Bäume (>10 cm dbh) sowie alle darauf<br />

wachsenden Hemiepiphyten aufgenommen. Es konnten ca. 50 Hemiepiphyten-Arten aus<br />

12 Familien aufgefunden werden. Von den aufgenommenen Bäumen waren etwa 15 %<br />

mit Hemiepiphyten vergesellschaftet. Hinsichtlich der Verteilung zeigte sich, dass die<br />

Hemiepiphyten im Schluchtwald mit mehr Individuen (127 auf 482 Trägerbäumen) und<br />

mit z.T. anderen Arten und Häufigkeiten vertreten waren als auf dem trockeneren, etwas<br />

höher gelegeneren (80 m Seehöhe) Hügelkamm (94 auf 458 Trägerbäumen). Besonders<br />

auffällig war die Verteilung der 9 Ficus-Arten: 5 Arten kamen ausschließlich im<br />

Kammwald vor und 4 andere Arten im nur ca. 300 m entfernten. Als die häufigsten<br />

Arten im Schluchtwald konnten Topopea maurofernandeziana (21 Individuen), Blakea<br />

litoralis (37), Schefflera systyla (12) und Bursera standleyana (7) festgestellt werden.<br />

Hingegen waren im Kammwald (250 m Seehöhe) Clusia amazonica (10) und<br />

Cavendishia callista (23) die häufigsten Arten. Es ist geplant, weitere Probeflächen zu<br />

untersuchen, womit eine tragfähige Grundlage geschaffen werden soll, die Signifikanz,<br />

die ökologische Position und Verteilung sowie die Ausbreitungs- und<br />

Etablierungsstrategien von Hemiepiphyten besser zu verstehen.<br />

<strong>Die</strong> bisherigen Untersuchungen lassen einen Zusammenhang zwischen<br />

Fruchttyp und -verbreiter der Hemiepiphyten und der Trägerbäume vermuten: Beide<br />

besitzen durchwegs Diasporen, die von Tieren (Fledermäusen oder Vögeln) ausgebreitet<br />

werden und es scheint, dass es eine Überlappung der Fruchtreifezeit des Wirts und des<br />

Hemiepiphyten gibt. Wenn die Fruchtreife zur gleichen Zeit stattfindet, vergrößert sich<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass die Diasporen des Hemiepiphyten zu einem potentiellen<br />

Trägerbaum gelangen, indem dieser mit seinen Früchten das gleiche Tier anlockt. So läßt<br />

sich etwa die Beobachtung erklären, dass jeder Baum der Fabaceae Dussia martinicensis<br />

(auf Bäumen mit > 15 cm dbh) mit verschiedenen Hemiepiphyten besetzt war, die alle<br />

zur gleichen Zeit fruchteten wie der Wirt selbst.<br />

<strong>Die</strong> Ausbreitung allein reicht noch nicht für die Etablierung eines neuen Hemiepiphyten.<br />

In orientierenden Versuchen an ausgewählten Pflanzen wurde festgestellt,<br />

dass die Keimung der Samen nur bei konstant reichlichem Wasserangebot erfolgt. Das<br />

wirft die Frage auf, welche Bedeutung die Struktur und damit das Wasserhaltevermögen<br />

der Borke des Trägerbaumes hat. Viele weitere Fragen sind noch offen, z.B. ob und<br />

welchen Einfluss Hemiepiphyten auf die Mortalität der Wirtsbäume haben, wie die<br />

konkrete Etablierung der Jungpflanzen erfolgt, welche ökophysiologische Strategien<br />

(z.B. CAM bei Clusia) verfolgt werden. Sie sollen in weiterführenden Untersuchungen<br />

geklärt werden.<br />

Anschrift der Autoren:<br />

Univ. Prof. Dr. Anton Weber & Dr. Werner Huber<br />

Inst. f. Botanik, Rennweg 14, A-1030 Wien,<br />

Tel. ++43-1-4277-54080 bzw. 54083<br />

Fax. ++43-1-4277-9541<br />

anton.weber@univie.ac.at - werner.huber@univie.ac.at<br />

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