Die Tropenstation La Gamba
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<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />
Riemerth, A. 2005. Chemische und anatomische Untersuchungen zum <strong>La</strong>ubabbau in<br />
einem tropischen Bachökosystem, Quebrada negra, Costa Rica, an den Arten<br />
Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Guatteria chiriquiensis, Myriocarpa<br />
longipes und Tetrathylacium macrophyllum. – Diplomarbeit, Univ. Wien, Dept. für<br />
Limnologie und Hydrobotanik.<br />
Bei den Versuchen zum Gewichtsverlust von Blattmaterial bei Exposition im Wasser der<br />
Arten Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Tetrathylacium macrophyllum und<br />
Sloanea medusula (TSCHELAUT, 2005) zeigte sich, dass Blattstreu des „K-Strategen“ S.<br />
medusula gegenüber den anderen drei „r-Strategen“ deutlich langsamer an Gewicht verliert<br />
bzw. abgebaut wird. Daraus entwickelte sich die Frage, ob diese Abbauunterschiede<br />
zwischen „r- und K-Strategen“ durch chemische und anatomische Parameter begründet<br />
werden können.<br />
Bei der vorliegenden und der Paralleluntersuchung von GUSENLEITNER (2005) hat sich<br />
herausgestellt, dass die chemischen Parameter (Gesamttanningehalt, Gehalt an<br />
kondensierten Tanninen und Kohlenstoff) mit den Abbauraten in Zusammenhang stehen.<br />
Wie auch in der Literatur vielfach beschrieben, bedeutet ein hoher Tanningehalt verstärkten<br />
Schutz vor Herbivorie und hat eine abbauverzögernde Wirkung. <strong>Die</strong> mit der Folin Denis<br />
Methode bestimmten Gesamttanningehalte zeigen mit den Abbauraten aus den<br />
Vorversuchen von TSCHELAUT (2005) einen überaus starken Zusammenhang (R² = 0,988).<br />
Der in der Literatur häufiger diskutierte Zusammenhang zwischen Abbauraten und dem<br />
Gehalt an kondensierten Tanninen (STOUT, 1989, FIELD und LETTINGA, 1992, CAMPBELL<br />
und FUCHSHUBER, 1995) kann auch bei diesen Untersuchungen festgestellt werden, jedoch<br />
ist der Zusammenhang (R² = 0,614) nicht so deutlich wie für den Gesamttanningehalt.<br />
Vergleicht man den Gewichtsverlust der Blätter mit den Konzentrationsabnahmen der<br />
Tannine, so stellt sich heraus, dass sowohl die Gesamttannine als auch die kondensierten<br />
Tannine, sehr schnell ausgewaschen bzw. abgebaut werden und daher nur für die<br />
anfängliche Verzögerung des Abbaus in Betracht gezogen werden können. Damit können<br />
Ergebnisse von SMITH et al. (1998), dass der Blattabbau zunächst über chemische<br />
Inhaltstoffe bestimmt ist und in weiterer Folge die Rolle mechanischer Strukturen (z.B.:<br />
Lignin) bedeutender wird, auch für die untersuchten Arten angenommen werden. Ein<br />
ähnlicher Zusammenhang wie bei den Tanninen findet sich auch bei Betrachtung der<br />
Abbauraten gegenüber dem Blattkohlenstoffgehalt wieder. Ein hoher Kohlenstoffgehalt<br />
steht mit langsamen Abbauraten in Zusammenhang (R² = 0,838). Korrelationen der<br />
Abbauraten mit Stickstoffgehalten und dem C/N Verhältnis konnten bei diesen<br />
Untersuchungen nicht festgestellt werden.<br />
<strong>Die</strong> aus den anatomischen Untersuchungen stammenden Erkenntnisse sind teilweise<br />
schwierig zu evaluieren und wurden deshalb zuerst beschreibend dargestellt. 13<br />
quantifizierbare Parameter, wie beispielsweise das Trockengewicht oder der<br />
Verholzungsgrad, wurden zu einem „Toughness“ Index zusammengefasst. Dabei zeigt sich,<br />
dass „K-Strategen“ einen höheren „Toughness“ Index aufweisen als „r-Strategen“. Auch<br />
für diesen Index kann ein Zusammenhang (R² = 0,632) mit den Abbauraten der vier Arten<br />
gezeigt werden. <strong>La</strong>ut COLEY (1983) ist „Toughness“ eine der effektivsten<br />
Verteidigungsarten und erklärt auch am besten die interspezifische Variation von<br />
Herbivorieraten. Weiters wird in SCHÄDLER et al. (2003) bemerkt, dass zwischen dem<br />
Schutz vor Herbivorie und Streuabbau ein enger Zusammenhang besteht.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Tannin- und Kohlenstoffgehalt in<br />
Blättern sowie deren „Toughness“ für den aquatischen Abbau relevante Einflussgrößen<br />
sind.<br />
Neben den vier bereits oben genannten Arten wurden in der vorliegenden Untersuchung die<br />
„r-Strategen“ Myriocarpa longipes und Guatteria chiriquiensis sowie bei GUSENLEITNER<br />
(2005) die „K-Strategen“ Apeiba tibourbou, Luehea seemannii und Virola koschnyi mit<br />
den gleichen Methoden bearbeitet. <strong>Die</strong> Ergebnisse der anatomischen und chemischen<br />
Untersuchungen zeigen dabei durchgehend signifikante Unterschiede zwischen den „r- und<br />
K-Strategen“. Aufgrund dieser Unterschiede ist anzunehmen, dass auch M. longipes und G.<br />
chiriquiensis ähnlich wie die „r-Strategen“ A. diversifolia, C. obtusifolia und T.<br />
macrophyllum einen raschen Gewichtsverlust bei Exposition im Wasser zeigen. Analog<br />
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