Die Tropenstation La Gamba
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<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />
Eigenen Beobachtungen kann entnommen werden, dass nektarsaugende Falter<br />
von stattlicher Größe (Heliconius hecale, Papilio thoas u.a.) hochgelegene <strong>La</strong>ntana-<br />
Blüten bevorzugen; ob dies zu einer vertikalen Nischen-differenzierung führt, ist nicht<br />
genügend untersucht worden.<br />
Koevolutive Prozesse zwischen Blüten und Bestäubern (in der Regel diffuse<br />
Koevolution", PAULUS 1988) ermöglichten der Pflanze Differenzierungen im Blütenbau,<br />
Blütenfarben und in der Nahrungswahl, um selektive Besucher, die der Pflanze als<br />
Bestäuber dienen, anzulocken. So zeigt sich im Blütenbau, dass tagblühende, lange<br />
Blumenröhren (Stieltellerblumen) typische Tagfalterblumen sind. <strong>Die</strong>s wird auch in der<br />
Untersuchung bestätigt, da dieser Blumentypus bei weiten am häufigsten besucht wird<br />
(<strong>La</strong>ntana, mit 88%). Weitere Blumentypen, die von den Tagfaltern angeflogen werden,<br />
sind der Scheibentyp (mit 5% vertreten durch Gouania sp., Phyllanthus sp. und Sida<br />
acuta), der Körbchentyp (mit 5%, Asteraceaen wie Clibadium sp., Mikania micrantha,<br />
Ageratum conyzoides), der Schmetterlingstyp (mit 1%, Cassia sp., Vigna sp.,<br />
Desmodium incane), der Röhrentyp (mit 1%, Hyptis sp.) und der Trichtertyp (mit<br />
weniger als 1%, Sabicea villosa). Dabei handelt es sich bei fast allen dieser<br />
Blumenpflanzen um Infloreszenzen, die auffälliger wirken. Als optischer Reiz wirkt die<br />
Farbe der Blüten. <strong>Die</strong> prozentuellen Farbpräferenzen der von Tagfaltern besuchten<br />
Blüten ergab 89% Rot-Orange-Gelb, 10% Weiß(lich), und l% Blau-Violett. So besucht<br />
beispielsweise Adelpha cytherea marcia nur Scheiben- und Trichterblumen (Weiß).<br />
Eurema daira zeigt als einzige Art der 9 untersuchten Tagfalter (mit einigen<br />
Ausnahmen) Interesse an blau-violetten Blüten. Sowohl die besuchten Blumentypen als<br />
auch Farbpräferenzen dieser Tagfalterart sind vielfältig.<br />
Das Blütenangebot kann zu Einnischungen der Arten innerhalb einer<br />
Tagfaltergemeinschaft führen, was auch anhand von Beispielen gezeigt wird. Dabei<br />
werden Blütenbesuche von Transektweg 1 und Transektweg 2, also Gebiete mit sehr<br />
ähnlichem Blütenangebot, einer Art verglichen. So ergibt sich, dass es innerhalb einer<br />
Art zu verschiedenen Blütenpräferenzen kommen kann. Dabei könnte die Konkurrenz<br />
um Ressourcen bzw. das Vorhandensein von genügend Nahrungsquellen ein Ausweichen<br />
zu einer anderen Nektarpflanze verursachen. So zeigt beispielsweise Adelpha cytherea<br />
marcia in Transektweg 1 mehr Gouania- als Sabicea-Besuche, obwohl Sabicea villosa<br />
häufig auftritt. Bei Transektweg 2 hingegen ist das Verhältnis von Sabicea- und<br />
Gouania-Besuchern umgekehrt. Auffällig ist Eueides lybia, der sich im Transektweg 1<br />
von einer komplett anderen Pflanze ernährt (Gouania sp.) als im Transektweg 2<br />
(<strong>La</strong>ntana camara). Eurema daira zeigt in beiden Transektwegen ein ähnliches<br />
Besuchsspektrum, mit dem Unterschied, dass im Transektweg 2 Sida acuta als wichtige<br />
Nahrungsquelle dazukommt.<br />
Junonia evarete besucht im Transektweg 1 mehrere Blütenpflanzen, wobei<br />
Asteraceen überwiegen; im Transektweg 2 wird ausschließlich <strong>La</strong>ntana camara<br />
angeflogen. Durch den Faktor Zeit werden von Tagfaltern genutzte Ressourcen zu<br />
unterschiedlichen Tages- bzw. Jahreszeiten angeboten. Dadurch entstehen zwischen den<br />
Arten einer Zönose unterschiedliche Aktivitätsmuster, die zu einer mehr oder weniger<br />
flexiblen Nischentrennung führen kann. <strong>Die</strong> Veränderungen im Tierbestand, was ihr<br />
saisonales Auftreten bzw. die Häufigkeitsschwankungen innerhalb der Saison anbelangt,<br />
waren relativ gering. Wenn man nun die Häufigkeit aller beobachteten Tagfalter im<br />
Tagesverlauf betrachtet, so zeigt sich morgens (7:30 hs) die geringste lndividuenanzahl,<br />
der Aktivitäts-Höhepunkt hingegen tritt um ca. 10:00 hs auf.<br />
Auch einige Gattungen, deren Arten sehr ähnliche Muster zeigen, unterscheiden<br />
sich in ihren tageszeitlichen Aktivitäten stark voneinander. So zeigen beispielsweise<br />
Anrtia-Falter eine Tagesaktivität mit einem bzw. zwei Höhepunkt(en). Arawacus Arten<br />
hingegen waren den ganzen Tag über gleichmäßig viel zu beobachten. Um genauere<br />
Angaben zu machen, wurden die Aktivitäten von einigen Arten verglichen. Auch hier<br />
zeigen sich essentielle Unterschiede, die u.a. mit deren Nahrungsquelle (Blütenpflanze)<br />
zusammenhängen. Als Beispiel sei Eurema daira genannt, dessen Aktivitätszeit stark mit<br />
der Blütenpflanze Sida acuta und deren Nektar-Angebot (von ca. 8:00-13:00 hs)<br />
korreliert.<br />
Dryas iulia hingegen, ein typischer <strong>La</strong>ntana camara-Besucher, zeigt ein<br />
Aktivitäts-Maximum zwischen 8:30-10:00 hs. Um die Mittagszeit tritt bei dieser Art<br />
eine schwache Aktivitätsverminderung ein, was bei Eurema daira nicht der Fall ist.<br />
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