Die Tropenstation La Gamba
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<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />
FAHRNBERGER, M., 1999: Mit den Augen der Einheimischen. <strong>Die</strong> Perzeption von Tourismus<br />
dargestellt anhand zweier ausgewählter Regionen in Costa Rica mit unterschiedlichem<br />
Erschließungsgrad – Diplomarbeit an der Univ. Wien, Inst. f. Ethnologie, Sozial- und<br />
Kulturanthopologie.<br />
Der Aufstieg Costa Ricas zu einem führenden Tourismusland begann in den 80er Jahren. Dabei<br />
kamen Costa Rica zwei Faktoren zu Hilfe, nämlich jener einer innenpolitisch stabilen <strong>La</strong>ge und<br />
der seiner naturschützerischen Maßnahmen. Beide, für ein zentralamerikanisches <strong>La</strong>nd untypische<br />
Faktoren, wurden und werden von der nationalen und internationalen Tourismusindustrie als<br />
Werbeträger verwendet. In Reiseführern wird auf die friedliche <strong>La</strong>ndesgeschichte verwiesen, die<br />
es selbst in den Zeiten der Kolonialisierung gegeben haben soll, und auf die ”grüne Seele” der<br />
Costaricaner, die den Wert der Natur erkannten und sie unter Schutz stellten. Hier ist jedoch zu<br />
bedenken, dass die Geschichte Costa Ricas nicht nur friedlich war sondern auch seine dunklen<br />
Seiten hatte, und dass die costaricanische Regierung Naturräume erst unter Schutz stellte, als es<br />
fast keine mehr davon gab.<br />
Heute zählt Costa Rica neben den Galapagos Inseln und Nepal zu den führenden<br />
Destinationen des Ökotourismus. Hier muss jedoch bedacht werden, dass unter dem Schlagwort<br />
”Ökotourismus” sehr oft, wie auch im Falle Costa Ricas, nur ein ”auf die Natur gerichteter<br />
Tourismus” und nicht unbedingt ein auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit<br />
aufbauender Tourismus, verstanden wird. Demnach können die ”Ökotouristen” die Costa Rica<br />
besuchen, als ”an der Natur interessierte Urlauber” definiert werden.<br />
<strong>Die</strong> Bevölkerung Costa Ricas reagierte positiv auf den aufstrebenden Wirtschaftszweig<br />
Tourismus, denn sie blieb vor Wirtschaftstiefs und Ausbeutung von internationalen Firmen, wie<br />
der United Fruit Company, nicht verschont. Jetzt sehen die Costaricaner im Tourismus eine neue<br />
Wirtschaftsform die dem <strong>La</strong>nd Aufschwung bringt, ihren persönlichen Lebensstandard verbessert,<br />
und die ihnen auch neue Möglichkeit gibt, selbst aktiv zu werden.<br />
In den beiden Untersuchungsgebieten Quepos und Golfito konnte trotz eines<br />
unterschiedlichen touristischen Erschließungsgrades eine positive Einstellung der Einheimischen<br />
festgestellt werden. <strong>Die</strong>se begründet sich hauptsächlich auf den wahrgenommenen und erhofften<br />
positiven wirtschaftlichen Effekten von Tourismus.<br />
<strong>Die</strong> Bewohner der erst am Beginn einer touristischen Entwicklung stehenden Region<br />
Golfito, erhoffen sich durch den Tourismus aus dem Wirtschaftstief, das durch den plötzlichen<br />
Abzug der United Fruit Company (U.F.Co) entstanden ist, herauszukommen. Negative<br />
Begleiterscheinungen durch den Tourismus können sie sich in keiner Weise vorstellen. Ihrer<br />
Meinung nach kann durch den Tourismus alles nur besser werden.<br />
<strong>Die</strong> Bevölkerung von Quepos, der touristisch sehr hoch entwickelten Region zeigt<br />
ebenfalls eine positive Einstellung zu Tourismus, da sie wirtschaftlich davon profitiert. In Quepos<br />
werden jedoch bereits negative touristische Begleiterscheinungen wahrgenommen, wie Drogen-<br />
und Alkoholmißbrauch, Prostitution und Kriminalität. Trotzdem möchten die Einheimischen<br />
keinesfalls auf Tourismus verzichten oder ihn einschränken, da sie den Nutzen aus dem<br />
Tourismus höher einschätzen als die daraus entstehenden Kosten. <strong>Die</strong>se in beiden<br />
Untersuchungsgebieten vorherrschende positive Einstellung gegenüber Tourismus kann vor allem<br />
durch die ”Kosten-Nutzen” Modelle wie Ap´s Theorie des sozialen Austausches und dem Modell<br />
von Allen, Hafer, Long, Perdue erklärt werden.<br />
Unterschiedlich, bzw. “abgestuft positiv”, reagierten die Einheimischen der beiden<br />
Regionen auf die Touristen. Für die Bewohner von Golfito stellen die Urlauber eine Art ”Fenster<br />
zur Welt” dar. Sie freuen sich ihnen zu begegnen und suchen den Kontakt mit ihnen.<br />
Im Gegensatz dazu steht die Bevölkerung von Quepos die an die ständige Präsenz von<br />
Touristen gewöhnt und teilweise davon übersättigt ist. Sie grenzen sich von den Urlaubern ab und<br />
versuchen die Kontakte auf die rein geschäftliche Ebene zu beschränken. Trotz dieser<br />
Abgrenzungserscheinungen kann die Reaktion auf Touristen noch als positiv beschrieben werden,<br />
da der Kontakt freundlich wenn auch begrenzt ist und es keine Opposition gegenüber Urlaubern<br />
gibt.<br />
<strong>Die</strong>se Einstellungsunterschiede in Bezug auf die Touristen konnten am Besten durch jene<br />
Modelle erklärt werden, die den touristischen Erschließungsgrad miteinbezogen, wie das Modell<br />
von Dogan und das Modell von Doxey. Smith´s Erklärungsansatz zur einheimischen Sichtweise<br />
von Touristen basiert ebenfalls auf dem Grad der touristischen Erschließung und kommt auch zu<br />
ähnlichen Ergebnissen wie Dogan und Doxey, jedoch holt sie dabei weiter aus und geht auf die<br />
Wechselwirkungen von touristischen Erschließungsgrad und Typ des Besuchers ein. <strong>Die</strong>se<br />
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