Die Tropenstation La Gamba
Die Tropenstation La Gamba
Die Tropenstation La Gamba
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />
PEKAREK, B.: <strong>Die</strong> Heilpflanzen in den Hausgärten von <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong> (Costa Rica):<br />
Ethnobotanische Untersuchungen zu Anwendung und Verarbeitung.<br />
Diplomarbeit: Univ. f. Bodenkultur, Zentrum für Umwelt und Naturschutz.<br />
<strong>Die</strong>se Studie befasst sich mit Verwendung und Wissen von Heilpflanzen der Hausgärten<br />
im Dorf <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>, das im südwestlichen Costa Rica liegt. In 23 Gärten wurden mit<br />
insgesamt 26 Personen (19 Frauen, 7 Männer) offene Interviews und strukturierte<br />
Interviews mit Fragebögen geführt. 133 verschiedene Pflanzenarten konnten in den<br />
Gärten gefunden werden. Von diesen Heilpflanzenarten wurden Herbarbelege angelegt.<br />
<strong>Die</strong> durchschnittliche Artenanzahl an Heilpflanzen je Hausgarten beläuft sich auf 14,82.<br />
Bei den Heilpflanzen der Hausgärten handelt es sich in 78% der Fälle um bewusst<br />
kultivierte Arten. Der andere Anteil besteht aus wild wachsenden Pflanzen der<br />
Sekundärvegetation, die als Arzneipflanzen von den Gesprächspartnern erkannt wurden.<br />
Der Verwendungszweck der Heilpflanzen sowie der genaue Anwendungsprozess konnte<br />
mit Hilfe strukturierter Interviews erhoben werden.<br />
Das Konzept des Informant consensus wurde als quantitative Methode verwendet, um die<br />
kulturelle Bedeutung der Heilpflanzen von <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong> zu ermitteln. Ein hoher Informant<br />
consensus Faktor errechnete sich bei Erkrankungen des Respirationsapparates (Fic= 0,74),<br />
sowie des Gastrointestinaltraktes (Fic= 0,67), was auf eine homogene ethnobotanische<br />
Information hinweist und jenen Heilpflanzenarten, die diesen Kategorien zugeordnet sind,<br />
eine große kulturelle Bedeutung zuspricht. <strong>Die</strong> wichtigsten Heilpflanzenarten dieser<br />
Gruppe sind Zingiber officinate, Lippia graveolens, Cymbopogon citratus, Carica<br />
papaya, Lippia alba und Aloe vera.<br />
Das Wissen über Heilpflanzen wird hauptsächlich über die Eltern und Großeltern an die<br />
nächste Generation weitergegeben (61 %). <strong>Die</strong> Anzahl der in den Gärten vorkommenden<br />
Heilpflanzenarten, sowie das Wissen über ihre Anwendungsgebiete ist unabhängig von<br />
Alter oder Geschlecht der Gesprächspartner. Eine Spezialistin in Bezug auf Heilpflanzen<br />
wurde im Dorf gefunden, die 73 verschiedene Heilpflanzenarten in ihrem Garten hat und<br />
sich auch in Bezug auf die Anzahl der genannten Anwendungsmöglichkeiten der<br />
Medizinalpflanzen deutlich vom Rest der Befragten unterscheidet.<br />
Für die Behandlung häufig vorkommender Krankheiten in der Region von <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>, wie<br />
Grippe, Gastritis, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen, sind Heilpflanzen der<br />
Hausgärten bekannt. Zur Erfassung dieser am häufigsten auftretenden Krankheiten wurde<br />
die Methode der Free List bei 38 Personen angewendet. <strong>Die</strong> Anzahl der in den Gärten<br />
vorkommenden Heilpflanzenarten korreliert weder mit der Anzahl der jährlichen<br />
Apotheken- noch Krankenhausbesuche. Medizinisch genutzte Pflanzen erfüllen ihre<br />
Funktion für die Gesundheitsvorsorge, indem sie ergänzend zu moderner Medizin<br />
verwendet werden.<br />
Durch eine Umfrage bei 38 Schulkindern (21 Mädchen, 17 Burschen) konnte ermittelt<br />
werden, dass bereits Wissen über Heilpflanzen und deren Verwendung bei Kindern<br />
vorhanden ist. <strong>Die</strong> Kinder wurden zuerst gebeten drei ihnen bekannte Heilpflanzen und<br />
deren Wirkung zu nennen, danach wurden ihnen 5 ausgewählte Heilpflanzenarten<br />
präsentiert und sie wurden gebeten diese zu identifizieren und deren Wirkung anzugeben.<br />
<strong>Die</strong> Fähigkeit Heilpflanzen zu erkennen und diese zu benennen wächst mit steigendem<br />
Alter, ist aber vom Geschlecht der Kinder unabhängig. Zwischen diesen Faktoren bestand<br />
jedoch nur von einer geringen Korrelation (R-Quadrat= 0,309). Keine signifikanten<br />
Zusammenhänge ergaben sich zwischen Alter oder Geschlecht der Schulkinder und ihrem<br />
Wissen über die Anwendungsmöglichkeiten der Heilpflanzen. Aloe vera stellt die<br />
bekannteste Heilpflanze unter der Gruppe der Schulkinder dar. Von den 5 präsentierten<br />
Pflanzen konnte Lippia graveolens von den meisten Schulkindern identifiziert werden,<br />
gefolgt von Senna reticulata und Zingiber officinate.<br />
Anschrift der Autorin:<br />
Pekarek Birgit<br />
Institut für Ökologischen <strong>La</strong>ndbau<br />
Universität für Bodenkultur Wien<br />
83