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Die Tropenstation La Gamba

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<strong>Die</strong> „<strong>Tropenstation</strong> <strong>La</strong> <strong>Gamba</strong>“ in Costa Rica – Wissenschaftlicher Bericht<br />

FISCHER, R., 2001: <strong>Die</strong> Symbiose von Piper spp. und Pheidole bicornis: ein<br />

Nährstoffkreislauf zwischen Pflanzen und Ameisen. - Diplomarbeit: Univ. Wien, Formal- und<br />

Naturwiss. Fakultät.<br />

In der Interaktion zwischen myrmekophytischen Pflanzen und deren bewohnenden Ameisen spielen<br />

Nährstoff-Flüsse eine entscheidende Rolle. Ein Nährstoff-Fluss von Pflanzen zu Ameisen ist dann evident,<br />

wenn die Pflanze den Ameisen Futter, etwa in Form von extrafloralem Nektar oder Futterkörperchen, zur<br />

Verfügung stellt. In den tropischen Regenwäldern Costa Ricas leben vier Arten der Gattung Piper<br />

(Piperaceae) mit der Ameise Pheidole bicornis (Fomicidae-Myrmicinae) in einer symbiotischen<br />

Gemeinschaft. <strong>Die</strong> Ameisen leben in Domatien, welche von den Blattstielen und den diese überdeckenden<br />

Blattscheiden gebildet werden. Außerdem siedeln sie in Höhlungen des Stammes, die von der wachsenden<br />

Kolonie aktiv durch Entfernen des Markgewebes geschaffen werden. In den Blattdomatien produzieren die<br />

Pflanzen kleine, einzellige Futterkörperchen (FK), welche die Ameisen ernten. Gegenstand der Diplomarbeit<br />

war es, die chemische Zusammensetzung der FK im Hinblick auf die Nahrungsbedürfnisse der Ameisen zu<br />

analysieren. Dabei wurden gängige chemische Analysenmethoden adaptiert und zu einem neuen<br />

Analysenpfad verknüpft, um alle für die Ameisen relevanten Inhaltsstoffe aus winzigen FK-Mengen<br />

ermitteln zu können. <strong>Die</strong> Analysen zeigten, dass FK zu 41% bis 48% aus Lipiden und zu 17% bis 24% aus<br />

Protein bestehen. Lösliche Kohlehydrate und Aminosäuren erwiesen sich als mengenmäßig<br />

vernachlässigbar. <strong>Die</strong> Hauptmenge des Stickstoffs ist als lösliches Protein gespeichert und ist somit für die<br />

Ameisen leicht verfügbar. Basierend auf der chemischen Zusammensetzung der FK wurde deren<br />

Energiegehalt kalkuliert. Alle Ergebnisse zeigen, dass die FK eine ergetisch hochwertige Nahrungsquelle für<br />

die Ameisen darstellen. Deren chemische Zusammensetzung und energetische Eigenschaften sind extrem an<br />

die Bedürfnisse der Ameisen angepaßt. <strong>Die</strong> Abhängigkeit der Ameisen von FK als Nahrungsquelle wurde<br />

mittels natürlicher Abundanz der stabilen Isotope von Kohlenstoff ( 13 C) und Stickstoff ( 15 N) ermittelt. Auch<br />

die Ergebnisse zeigen, dass die FK von vitaler Wichtigkeit für die Ameisen sind und vor allem für die Brut<br />

der Ameisen die wichtigste Nahrungsquelle darstellen.<br />

Ein Nachweis für den umgekehrten Stoff-Fluss, nämlich Ameisen, die ihre Pflanzen „füttern“, ist<br />

weitaus schwieriger. Um diese Frage zu klären, wurden mit 15 N, dem stabilen Isotop von Stickstoff, Puls-<br />

Experimente durchgeführt: <strong>Die</strong> Ameisen wurden mit 15 N-Glyzin in Saccharoselösung, welches sowohl eine<br />

Stickstoff- als auch eine Kohlenstoffquelle für die Ameisen darstellt, gefüttert. Das gebotene Futter wurde<br />

von den Arbeiterinnnen aufgenommen und in der Kolonie verteilt (Trophallaxis). Vor allem in den <strong>La</strong>rven<br />

und in der Arbeiterkaste konnten die höchsten Inkorporationsraten nachgewiesen werden, wohingegen die<br />

reproduktiven Kasten (geflügelte Männchen und Weibchen, sowie die Königin) nur einen geringen Teil des<br />

markierten Stickstoffs erhielten.<br />

Des weiteren konnte im Falle von Piper fimbriulatum ein Nährstofftransport von den Ameisen zu<br />

den Pflanzen nachgewiesen werden, wobei dieser Transfer von den Ameisen zu den Pflanzen bemerkenswert<br />

schnell verläuft. Innerhalb von 6 Tagen wurde bis zu 25% des von den Ameisen aufgenommenen markierten<br />

Stickstoffs von der Pflanze absorbiert. <strong>Die</strong>ser Betrag kann bis zu 18% des pflanzlichen Stickstoffbedarfs<br />

ausmachen. Zusammenfassend kann man somit in der Piper-Pheidole Assoziation von einem sehr<br />

hochentwickelten Nährstoffkreislauf von den Ameisen zur Pflanze und vice versa sprechen.<br />

Anschrift der Autorin:<br />

MAG. RENATE FISCHER,<br />

Univ. Wien, Inst. f. Ökologie und Naturschutz<br />

Althanstraße 3, A-1090 Wien<br />

Tel. ++43 4277-54083<br />

Fax ++42 4277-9541<br />

a8907336@unet.univie.ac.at<br />

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