20Grundschule Burgholzhof, Stuttgart21Grundschule Burgholzhof, StuttgartEs geht nach hintenin den KopfGrundschule Burgholzhof, Stuttgart: Eine ganze Grundschulemit acht Klassen nahm an der medienfreien Woche teil.„Wenn du zuviel Fernsehen schaust, danngeht das, was du in der Schule gelernt hast,nach hinten in den Kopf“,sagte eine Zweitklässlerin in derMitte der medienfreien Woche. DasMädchen bringt treffend auf denPunkt, was Christian Pfeiffer vomKrimi<strong>no</strong>logischen ForschungsinstitutNiedersachsen in breitenStudien erforscht und bewiesenhat: Zuviel Medienkonsum mitseinen mächtigen und attraktivenBilder verdrängt den Lernstoff derSchule – eben nach hinten in denKopf. Und das bemerken schonGrundschulkinder.Frau Bonatz und Frau Kienzlehaben die Idee der medienfreienWoche ins Kollegium derBurgholzhof-Schule gebracht, denEinführungsworkshop für Lehrerbei release besucht und es geschafft,alle Kollegen zur Teilnahme zumotivieren. Vor der medienfreienWoche fand ein Elternabend statt,der allerdings mäßig besucht wurde.Die Lehrer der Burgholzhof-Schulehatten bewusst entschieden, dieEltern mehr ins Projekt einzubeziehenund die medienfreienZeiträume nicht mit Programm zuüberfrachten. In der Aula hing einPlakat mit möglichen Aktivitäten,die in der Woche von Eltern undLehrern angeboten wurden: eineRadtour, Perlenbasteln, Fußballspielen,Volkstanz, Murmelspielenund Gummitwist. Im Kunstunerrichtmalten die Kinder Bilderzum Thema „Was mache ich in dermedienfreien Zeit?“. Im Unterrichtwurde in dieser Woche viel überMedien gesprochen und in der erstenStunde wurden täglich in jederKlasse die bisherigen Erfahrungenbesprochen.Der Grundte<strong>no</strong>r über den Verlaufder medienfreien Woche war beiallen Lehrern positiv. Sie habeneiniges vom Medienkonsum ihrerSchüler mitbekommen. ZumBeispiel dass ein lernschwachesKind einen eigenen Fernseher imKinderzimmer hat – seine Lehrerinsieht hier einen Zusammenhangzwischen unkontrolliertemMedienkonsum und schwacherSchulleistung.Es zeigte sich, dass die Kinder dieAktion oft viel ernster ge<strong>no</strong>mmenhaben, als ihre Eltern. Nicht immerhaben die Familien komplett verzichtet.Der Beschluss der Schulewurde von einigen Eltern alsundemokratisch empfunden – beieiner Wiederholung sollte das Projektbesser mit den Elternbeirätenabgestimmt werden. Es gab sogarEltern, die die Aktion torpedierthaben. Doch die meisten haben sieunterstützt, mitgemacht und gutgefunden. Eine Mutter, die vielZeit mit Medien verbringt, hat einerLehrerin berichtet, sie habe dieWoche als sehr positiv erlebt undselbst stark davon profitiert.Einige Kinder haben die Abmachungenmanchmal vergessenund aus Versehen den Fernsehereingeschaltet, ihn dann aber schnellwieder ausgemacht.Alle Kinder waren stolz, eineWoche durchgehalten zu haben. Inden Klassen eins und zwei habenviele Kinder den Sinn der Aktion<strong>no</strong>ch nicht wirklich verstanden,weshalb auch die Feedbackbogennur bedingt aussagekräftig waren.Eine Lehrerin erzählte, dass ihreKlasse <strong>no</strong>ch eine fernsehfreieWoche dranhängen wollte, weiles so schön war ohne Fernsehen.Eben mehr los, mehr Gespräche,mehr gemeinsames Miteinander,mehr Zeit für Spiel und einfachmehr Spaß.Das Thema Handy spielt in derGrundschule <strong>no</strong>ch keine großeEtwa 200 Schüler der Klassenstufen eins bis vier haben mitgemachtRolle, den<strong>no</strong>ch hatten einigeSchüler nach der Handy-Ausgabeam Ende der Woche ziemlichenNachholbedarf. Medium Nummereins ist in den Klassen eins undzwei das Fernsehen. In den Klassendrei und vier gewinnt dann beivielen Schülern die Playstation anBedeutung.Die Grundschule Burgholzhofplant, die medienfreie Wocheals jährliches Angebot mit insSchulprofil aufzunehmen. DasKollegium war sich darüber einig,wie wichtig es ist, den Anfängeneines problematischen Medienkonsumszu wehren und das Thema zureflektieren.Künftig soll denn auch das ThemaMedienpädagogik zusätzlich alsInstrument aufge<strong>no</strong>mmen werden,um den aktiven, kreativen Umgangmit Medien zu fördern.Martin Tertelmann
22 Grundschule Burgholzhof, Stuttgart23Grundschule Burgholzhof, StuttgartRapper William erarbeitet mit den Kindern einen SongEin beispielhafterTagebucheintragMontagIch war bei meiner Oma. Ich wardraußen mit meinen Freundinnen,das hat Spaß gemacht.DienstagIch war draußen mit meinenFreundinnen. Es hat sich schwerangefühlt.MittwochIch konnte es heute nicht aushalten.Ich musste einfach denFernseher anmachen.Bilder zum Thema: Was machst du ohne Medien?DonnerstagMeine Mama hat den Fernseherangemacht. Ich habe gesagt„Mach ihn aus“, aber sie hat nichtzugehört. Dann hab ich mich dazugesetzt.Mir ging’s schwer, so argschwer. Und ich konnte es nichtaushalten.FreitagDer letzte Tag der Medienwoche.Mir fiel es so schwer. Ich konntees nicht aushalten. Es war schwer,schwerer als schwer, und ich undmeine Schwester konnten es nichtaushalten.