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12 Medien-Fasten gegen kalte Herzen13 Medien-Fasten gegen kalte HerzenMedien-Fasten gegenkalte HerzenAm Anfang des Projektes ONE WEEK. NO MEDIA!standen ein diffuses Unbehagen gegenüber dem hohenMedienkonsum Jugendlicher und eine große Ratlosigkeit,wie damit umzugehen ist.Audiovisuelle Medien bestimmenheute einen großen Teil unseresLebens und sind nicht mehr wegzudenken.Moderne audiovisuelle Medienmachen es Kindern und Jugendlichener<strong>no</strong>rm leicht, nahezu alledenkbaren Bilder und Filme zukonsumieren. Man spricht beiübermäßigem Konsum bereitsvon Medienverwahrlosung. Sovielscheint klar: Es kann nicht gesundsein, wenn Kinder und Jugendlichejeden Tag durchschnittlich zweibis drei Stunden fernsehen undzusätzlich <strong>no</strong>ch weitere Stundenmit Computerspielen verbringen– abgesehen vom zusätzlichenintensiven Gebrauch von Handysund MP3-Playern.Was die Experten sagenDie interdisziplinäre Suchtforschungsgruppeder BerlinerCharité hat 7.000 Spieler onlinebefragt. Von ihnen erfüllten zwölfProzent die Kriterien für eineComputerspielsucht. Schätzungender Experten zufolge sind deutschlandweitetwa 1,5 MillionenSpieler computerspielsüchtig. Esgibt zahlreiche Publikationen zumThema Medienkonsum. Verschiedenere<strong>no</strong>mmierte Wissenschaftlerkommen zu ähnlichenAuffassungen.Prof. Christian Pfeiffer vom Krimi<strong>no</strong>logischenInstitut Niedersachsenhat nachgewiesen, dass Kinder,die viel fernsehen und viel amComputer spielen, schlechtereSchul<strong>no</strong>ten haben. Kinder undJugendliche, die Zugriff auf eigeneMedien haben, konsumieren dreimalhäufiger verbotene Filme undSpiele. Jungen sind stärker betroffenals Mädchen, Migranten stärker alsDeutsche, Norddeutsche stärker alsSüddeutsche.Der Ulmer Hirnforscher ManfredSpitzer vertritt die provokanteThese, dass hoher Medienkonsumdick, dumm und gewalttätig macheund fordert ein Verbot von Medienin der Grundschule.Der Psychologe Peter Winterhoff-Spurk spricht von der charakterlichenFormung kalter Herzendurch die Medien. Wer übermäßigMedien konsumiere, könne seinesoziale Kompetenz nicht voll entwickelnund bringe wahrscheinlichzunehmend schlechtere Schulleistungen.Wer viel Zeit mit Medienverbringt, hat weniger Zeit, fürdie Schule zu lernen, außerdembleiben ihm gelernte Inhalte nichtdauerhaft im Gedächtnis. Diezwangsläufige Bewegungsarmutverursacht die bekannten gesundheitsschädigendenFolgen. Es kannzu einem Anstieg der Gewaltbereitschaft,zu Suchtverhalten und zurVerschuldung kommen.Konzepte und Instrumentefür eine wirksamePräventionDass etwas getan werden muss, istüberdeutlich. Aber gibt es Rezepte,mit denen übermäßigem Medienkonsumpräventiv begegnet werdenkann? Mit denen passive und reaktiveKonsumhaltungen verändertwerden können – hin zu aktivemund kreativem Tun mit und ohneMedien? Wie kann Kindern undJugendlichen ein bewusster undverantwortungsvoller Umgang mitden Medien vermitteln werden?Wie lassen sich Eltern dazu motivieren,Vorbild und gute Partner zusein? Der bloße Appell an die Vernunftscheint nicht auszureichen,dazu üben audiovisuelle Medieneine viel zu große Faszination aus.Die Idee: Eine Wocheohne MedienVorübergehender Verzicht ist einealte Methode, sich einer Sachebewusst zu werden. So wurde dieIdee geboren, eine Woche langkomplett auf audiovisuelle Medienzu verzichten, um eine intensiveReflexion über den eigenenMedienkonsum anzustoßen. Wirsind davon ausgegangen, dassdie meisten Menschen über deneigenen Medienkonsum und diedamit einhergehenden Folgennicht bewusst nachdenken. Aberist „Medien-Fasten“ das richtigeInstrument, um Kindern undJugendlichen einen guten undgesunden Umgang mit Medien zuvermitteln? Ist überhaupt jemandbereit, dabei mitzumachen?Im Jahr 2007 haben wir mit einersechsten Schulklasse ein Pilotprojektgestartet und bis heute mitüber 40 Schulklassen und Gruppenmedienfreie Wochen durchgeführt.Wir haben viel über die Hintergründeund Ursachen des steigendenMedienkonsums gelernt.Eine Woche ohne Medien kanneinen Beitrag zu einem gesünderenUmgang mit den Medien leisten.Viele Kinder, Jugendliche, Elternund Lehrer haben im Selbstversucheine Woche lang ohne TV,Computerspiele, MP3-Player undHandy gelebt.Sie haben dabei viel Neues erlebt,spannende Erfahrungen gemacht.An mancher Stelle hat das Projekteinen bleibenden Eindruck hinterlassen,an anderer nicht. Aberimmer da, wo Kinder und Elterneinen ehrlichen und ungeschminktenBlick in ihr inneres Befindengegeben haben, war der Erkenntnisgewinnaußerordentlich hoch.Martin Tertelmann

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