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38 Jahn-Realschule, Stuttgart-Bad Cannstatt39 Jahn-Realschule, Stuttgart-Bad CannstattDer Wunsch nachechten AbenteuernJahn-Realschule, Stuttgart-Bad Cannstatt:ONE WEEK. NO MEDIA! aus LehrersichtIch habe interessante und teils erschreckendeEinblicke in den Medienkonsummeiner Schüler erhalten.Sehr viele Kinder kannten auseigener Erfahrung kaum Alternativenzum üblichen Medienkonsumund hatten größte Angst vor derLangeweile.Überrascht war ich, wie dankbarmanche Kinder den erzwungenenMedienverzicht annahmen, undwie sehr sich viele Kinder nachfamiliärem Umgang sehnen, nachgemeinsam verbrachter Zeit, zumBeispiel mit Gesellschaftsspiele<strong>no</strong>der gemeinsamen Unternehmungen.Auch der Wunsch nachechten Abenteuern ist groß – dafürverzichten die Kinder gerne aufelektronische Medien.Auffällig war, dass viele Kinderaus Angst vor Langeweile schlafengegangen sind, auch tagsüber, unddass fast alle Kinder wesentlichmehr Stunden der Woche schlafendverbracht haben. Manche Kinderhaben das Bücherlesen als Freizeitbeschäftigungwiederentdeckt.Schön ist es, wie offen sich die 12-und 13-Jährigen <strong>no</strong>ch auf Experimentedieser Art einlassen; ich habedie Erkenntnis gewonnen, dass mansolche Aktionen eher früher alsspäter durchführen sollte, bereits imGrundschulalter beziehungsweisein der fünften Klasse.Interessant war für mich auch,wie dankbar manche Eltern dieAnregungen von außen aufge<strong>no</strong>mmenund auch konsequentmitgetragen haben: Sie haben sichZeit ge<strong>no</strong>mmen, mit den Kindernmittags Rad zu fahren, schwimmenzu gehen, zusammen mit anderenKindern ein Picknick zu machenund zu spielen. Außerdem habensie aus Solidarität aufs Fernsehenund dergleichen verzichtet.Viele Eltern haben unsere Unternehmungenaktiv unterstützt,indem sie Kuchen, Getränke, Frühstücksbrötchenund alle anderenbenötigten Lebensmittel gespendethaben.Zwei Mütter, sowie eine ältereSchwester einer meiner Schülerhaben sogar beim Kochen undAufräumen geholfen.Die meisten Kinder waren indieser Woche viel öfter draußen alssonst und haben sich mit anderenKindern zum Spielen getroffen; sieschienen mir zufriedener und viellebendiger zu sein als sonst.Mit dem Ergebnis kann mannicht wirklich unzufrieden sein:18 von 28 Schülern, also zweiDrittel, würden diese Woche ohneEinschränkung wieder mitmachen,vier stehen der Aktion gleichgültiggegenüber und nur vier lehneneine weitere Woche ab. Zwei habenkeine Meinung geäußert.Leider fühlte ich mich als Lehrerinmit der Organisation eher alleingelassen. Es waren einige Elternbriefezusätzlich zu entwerfen – dieich allerdings bei einer weiterenTeilnahme wieder verwendenkönnte – und vom Schuljahresablaufher war diese Woche vor allemzeitlich und mit der Verantwortungeine große zusätzliche Belastungfür mich. Denn es war wichtig fürmich, dass diese Woche organisatorischund inhaltlich rund läuft.Damit verbunden war eine gewisseinnere Anspannung – wie immerbei etwas Neuem! Ebenso warauf moralischer Ebene für michwichtig, dass die Kinder erkennen,dass sich beim Verzicht auf liebgewordene Gewohnheiten etwasNeues, Unerwartetes einstellenkann. Denn wenn man etwasher- oder aufgibt, kann man auchwieder etwas zurückbekommen.Ulrike Friedmann„Ich gelobe in der medienfreienWoche kein Handy,kein Fernsehen oder andereelektronischen Medien zubenutzen.“TagebucheinträgeHeute hat die medienfreie Wocheangefangen. Zuerst war ich etwastraurig. Ich musste zwar mein Handynicht in der Schule abgeben,dafür hat meine Mutter mein Handyge<strong>no</strong>mmen. (..) Später habenwir dann richtig gut gekocht. Dashat richtig Spaß gemacht. Nachder Schule setzte ich mich zuerstvor den Fernseher, aber bevor ichihn anmachte, fiel mir wieder ein,dass ich das nicht darf. Danachdachte ich „Jetzt werde ich michlangweilen – was kann ich dennmachen?“. Aber da fiel mir ein,dass ich ja <strong>no</strong>ch eine Carrerabahnhabe, die ich dann sofort aufbauteund mit ihr spielte. Nachdem mirlangweilig wurde, ging ich raus undfuhr ein bisschen Skateboard. Undnun bin ich hier und kann nichtsmehr schreiben.Der Tag war krass. Die Fahrt zurHöhle war cool, weil Herr RittbergerGitarre gespielt hat. UnsereSachen haben wir bei einer altenRuine gelassen, und eine Gruppeist in die Höhle gegangen. Als meineGruppe drankam, musstenwir erstmal in die Höhle steigen. Inder Höhle war es stockdunkel, zumGlück ist Frau Friedmann hintermir gelaufen. Als wir draußenwaren, durften wir <strong>no</strong>ch klettern.Dann war die Heimfahrt cool, weilwir viele Lieder gesungen haben,die ich kannte.Ich hab nicht mal mein Handyabgegeben. Angst hab ich vor nichtsund ich freue mich auf gar nichts(…) Wen juckt ONE WEEK. NOMEDIA!, hä? Ich muss das jetzt malrauslassen. Mir ist die ganze Wochedreckegal. Echt. Ihr könnt mirnicht meine Freizeit verbieten. Ihrseid nicht meine Eltern. Und außerdem:Warum habe ich denn dieganzen Sachen gekauft? Um sie anzugucken,oder was? Ihr wollt dochnur, dass wir diese Woche Spaßhaben und wir das ganze Lebenmit weniger Medien auskommensollen. Und so richtig Spaß hatteich auch nicht. Das einzig Spaßigewar die Busfahrt.

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