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Produktivität dank effizienter Workflows und Information auf - Haufe.de

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MARKETING _ Interview<br />

»Individualität ist nicht das Thema«<br />

Das Marketing ist heute vielfach aktionistisch <strong>und</strong> zu kurzfristig angelegt, kritisiert Professor<br />

Christian Belz von <strong>de</strong>r Universität St. Gallen. Statt Marketingkosmetik sei eine Rückbesinnung <strong>auf</strong><br />

Substanz gefragt. Es geht darum, Profile zu schärfen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zu bieten, was sie wünschen.<br />

Interview _ Christoph Pause<br />

acquisa: Herr Prof. Belz, in Ihrem Buch<br />

»Marketing gegen <strong>de</strong>n Strom« plädieren<br />

Sie für ein »zumutbares Marketing«?<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Christian Belz: Vermeintlich geht Marketing<br />

vom K<strong>und</strong>en aus <strong>und</strong> versucht,<br />

seine Probleme umfassend zu lösen. Die<br />

Nachteile <strong>und</strong> Mängel in vielen Märkten<br />

<strong>und</strong> Unternehmen zeigen <strong>de</strong>n Gegensatz.<br />

Die Erklärung ist einfach: Die Anbieter<br />

befassen sich lediglich mit einem<br />

zumutbaren Marketing, sie verbessern<br />

das, was sie müssen. Potenzielle Verbesserungen<br />

wer<strong>de</strong>n leicht als unnötiger<br />

Mehr<strong>auf</strong>wand <strong>und</strong> damit Ertragsschmälerung<br />

<strong>auf</strong>gefasst. Zumutbares Marketing<br />

zeigt ehrlich, dass ein Unternehmen<br />

je<strong>de</strong> eigene Leistung sorgfältig mit<br />

<strong>de</strong>r Gegenleistung abwägt. Das entlastet<br />

in <strong>de</strong>r Beziehung zum K<strong>und</strong>en. Ich bin<br />

BUCHTIPP<br />

Vor Kurzem ist das Buch »Marketing<br />

gegen <strong>de</strong>n Sturm« von Prof. Christian Belz<br />

erschienen. Dort zeigt er <strong>auf</strong>, dass einige<br />

gängige Thesen im Marketing kritisch<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n sollten, um mittelfristig<br />

Erfolg zu haben.<br />

Christian Belz<br />

Marketing gegen<br />

<strong>de</strong>n Strom<br />

Thexis Verlag 2009,<br />

32 Euro, 161 Seiten<br />

ISBN 978-3-905819-<br />

13-7<br />

auch überzeugt, dass Marketing aktiver<br />

mit <strong>de</strong>n Nachteilen für K<strong>und</strong>en umgehen<br />

muss. Es genügt nicht, über Vorteile<br />

zu sprechen <strong>und</strong> alle Nachteile soll <strong>de</strong>r<br />

K<strong>und</strong>e selbst merken.<br />

acquisa: Sie monieren, viele Unternehmen<br />

drängten ihre K<strong>und</strong>en in die Passivität,<br />

wür<strong>de</strong>n aktive K<strong>und</strong>en sogar<br />

bestrafen, etwa mit einem schlechten<br />

Beschwer<strong>de</strong>management. Wie sollten<br />

sich Firmen Ihrer Meinung nach verhalten?<br />

Belz: Wenn <strong>de</strong>r K<strong>und</strong>e l<strong>auf</strong>end mehr bedrängt<br />

wird, schafft er sich selbst Distanz.<br />

Er wird gleichgültig o<strong>de</strong>r wartet<br />

<strong>auf</strong> die nächste Aktion. Wenn er dann<br />

einmal etwas von einem Unternehmen<br />

braucht, lan<strong>de</strong>t er häufig in <strong>de</strong>r Warteschlange<br />

<strong>de</strong>r Call-Centers o<strong>de</strong>r wird<br />

herumgereicht. Ich meine, dass Unternehmen<br />

lernen sollten, die Initiative<br />

<strong>de</strong>r K<strong>und</strong>en zu för<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> besser zu<br />

nutzen. Je<strong>de</strong>s Mal wenn beispielsweise<br />

ein K<strong>und</strong>e anruft, ist das Volltreffermarketing.<br />

Nur steht dabei nicht mehr <strong>de</strong>r<br />

Response <strong>de</strong>s K<strong>und</strong>en, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Response<br />

<strong>de</strong>s eigenen Unternehmens im<br />

Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>.<br />

acquisa: Ein Problem, das aus <strong>de</strong>r Passivität<br />

<strong>de</strong>r K<strong>und</strong>en folgt, ist, dass viele<br />

K<strong>und</strong>engruppen kaum noch wirtschaftlich<br />

sind, sich je<strong>de</strong>nfalls kaum<br />

weiterentwickeln beim Umsatz. Was<br />

machen Unternehmen falsch bei K<strong>und</strong>enbindung<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enwertsteigerung?<br />

Belz: Die Wurfweite <strong>de</strong>s Marketings<br />

nimmt l<strong>auf</strong>end ab. Es genügt nicht schöne<br />

Bil<strong>de</strong>r von glücklichen Konsumenten<br />

zu zeigen, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r K<strong>und</strong>e begehrt die<br />

Produkte <strong>und</strong> bewegt sich. Reale K<strong>und</strong>enprozesse<br />

sind fein etappiert <strong>und</strong><br />

können an vielen Stellen vom Sofa bis<br />

zum Geschäft weitergeführt o<strong>de</strong>r abgebrochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese realen K<strong>und</strong>enprozesse<br />

müssen wir besser erforschen,<br />

dann können wir <strong>de</strong>n K<strong>und</strong>en dort bearbeiten,<br />

wo es wirkt. Wenn sich Marketingleute<br />

<strong>auf</strong> Marktforschungen stützen,<br />

bei <strong>de</strong>nen K<strong>und</strong>en selbst eine Theorie<br />

ihres Verhaltens entwickeln <strong>und</strong> sich<br />

<strong>auf</strong> ihre kreativen Würfe konzentrieren,<br />

dann zielen sie vielfältig am K<strong>und</strong>en<br />

vorbei. Neben <strong>de</strong>n K<strong>und</strong>enprozessen<br />

gibt auch analytisches Customer-Relationship-Management<br />

viel her. Lei<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n K<strong>und</strong>eninformationen aber nur<br />

in wenigen Unternehmen professionell<br />

als Ressource genutzt. Kurz: Wir sollten<br />

nicht nur über Möglichkeiten sprechen,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Job erfüllen.<br />

acquisa: Oft behan<strong>de</strong>ln Unternehmen<br />

ihre K<strong>und</strong>en gleich, unabhängig davon,<br />

welchen Umsatz sie mit <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

machen. Machen Firmen<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Analyse von K<strong>und</strong>enbeziehungen<br />

<strong>und</strong> daraus folgend bei <strong>de</strong>r<br />

Segmentierung?<br />

Belz: Bestimmt ist es sinnvoll, die K<strong>und</strong>en<br />

richtig zu bewerten. So lassen sich<br />

dann beispielsweise Großk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Kleink<strong>und</strong>en differenziert bearbeiten.<br />

Unsere Erfahrung ist dabei, dass ein<br />

Unternehmen für alle K<strong>und</strong>enkategorien<br />

professionelle Lösungen braucht.<br />

Funktioniert das Kleink<strong>und</strong>enmarketing<br />

nicht, so fehlt beispielsweise die<br />

Kraft für Key Accounts. Die meisten<br />

Unternehmen segmentieren, nur sind<br />

sie oft von <strong>de</strong>n Ergebnissen enttäuscht.<br />

K<strong>und</strong>en k<strong>auf</strong>en nämlich einmal preisbewusst<br />

<strong>und</strong> schlank nur eine »Box« <strong>und</strong><br />

ein an<strong>de</strong>res Mal brauchen sie die besten<br />

Geräte mit umfassen<strong>de</strong>r Beratung. Sie<br />

lassen sich nicht einem Segment zuord-<br />

30 www.acquisa.<strong>de</strong> 01/2010

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