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PRAXIS-SCOUT
»Shorty«, der Eroberer
Aufgabe | Der Hersteller von Schreibgeräten Wörther aus Baden-Baden muss sich im
internationalen Geschäft gegen große Wettbewerber durchsetzen.
Lösung | Wörther setzt auf Fertigung in Deutschland, hochwertige Produkte und das
Geschäft mit Werbegeschenken. Mit Erfolg: Die Firma hat weltweit Abnehmer.
Text _ Christoph Pause
Baden-Baden – damit assoziiert man
mondänes Kuren, schöne Villen, Pferderennen
und Glücksspiel im Casino.
Kaum jemand aber weiß, dass in der
Stadt ein kleines Unternehmen ausgefallene
Schreibgeräte produziert. Die
»Manufactur von Schreibgeräten
und Accessoires« Wörther
produziert seit 1985 Füllfederhalter,
Kugelschreiber, Druckbleistifte
und Fallminenstifte
– vor allem den Fallminenstift
»Shorty« – den Umsatzbringer
des Unternehmens.
Deutsche Produktion
Das Familienunternehmen behauptet
sich auf einem stark
umkämpften Markt. Zum einen
sind da die Billiganbieter
aus Fernost, die Schreibgeräte
in Masse herstellen. Auf der anderen
Seite gibt es weltbekannte
Wettbewerber wie Faber
Castell, Pelikan, Lamy und Parker.
Und mittendrin Wörther,
das mit rund zwölf Mitarbeitern
in Baden-Baden nicht nur
konzipiert, sondern auch produziert.
Damit nimmt das Unternehmen
eine Sonderposition
ein im Konzert der großen
Marken. »Wir stellen alle Produkte hier
her, manche sogar in Handarbeit«, erzählt
Bettina Wörther, Tochter des Unternehmensgründers
Gerhard Wörther
und verantwortlich für den Vertrieb.
Das Unternehmen ist sehr schlank organisiert.
»Mein Vater ist für die Produkti-
on verantwortlich, meine Schwester für
die Montage der verschiedenen Stifte,
meine Mutter übernimmt die Buchhaltung
und eine Mitarbeiterin unterstützt
mich im Vertrieb.« Das war´s, die anderen
Angestellten arbeiten in der Produktion.
Noch ist diese ein Haus
von der Verwaltung – dem
Elternhaus des Gründers –
entfernt. Im Laufe dieses Jahres
wird das Unternehmen
umziehen, in einen Neubau
im Gewerbegebiet, und alle
Unternehmensteile in einem
Gebäude zusammenfassen.
Die zwölf Mitarbeiter produzieren
lokal, präsent ist das
Unternehmen aber praktisch
in der ganzen Welt. »Wir sind
vertreten in Italien, Finnland,
Norwegen, Großbritannien,
Singapur und Mexiko, auch
in Spanien«, sagt Bettina
Wörther. »Wir liefern auch
in viele Länder der Welt, z.
B. nach Südkorea, Japan, Kolumbien,
Argentinien, USA
und Kanada.« Das war im Jahr
1985 nicht absehbar. Damals
erwarb ihr Vater von Parker
Deutschland, das seinen Sitz
in Baden-Baden hatte, die Lizenz
für »Shorty«. Entwickelt
hatte das Produkt die deutsche Tochter
des US-amerikanischen Herstellers Parker.
Mitte der 1980er-Jahre gab es die
Anweisung aus der Konzernzentrale,
dass die nationalen Gesellschaften keine
eigenen Produkte mehr vertreiben
dürften, nur noch Stifte, die in den
USA entwickelt wurden. Wörther sen.,
der als Maschinenbauer mit Parker zusammengearbeitet
hatte, witterte seine
Chance und kaufte die Lizenzen. Und
dann ging es langsam los, auch mit dem
internationalen Geschäft. »Wir haben
jahrelang auf internationalen Messen,
zum Beispiel in New York und Mailand,
ausgestellt«, sagt Bettina Wörther. Mittlerweile
beschränke sich das Unternehmen
auf die Paper World in Frankfurt
am Main. »60 Prozent der Besucher
kommen aus dem Ausland, das reicht.«
Hauptmarkt Werbegeschenk
Zwischen 60 und 65 Prozent des Umsatzes
kommen aus dem Werbeartikelgeschäft.
Vor allem der »Shorty« ist begehrt
als Werbegeschenk, die Liste der
Abnehmer ist prominent besetzt: Vorwerk
und die Autostadt Wolfsburg stehen
darauf, ebenso Buderus, neben anderen.
Das zweite Standbein ist der Fachhandel
– Künstlerbedarf und kleinere
Schreibwarengeschäfte mit exklusivem
Anspruch. Als Service für den Endkunden
betreibt Wörther auch einen Online-Shop
auf deutsch und auf englisch,
weil Wörther-Schreibgeräte weltweit
nicht in jeder Stadt zu haben sind. Der
Tüftler Gerhard Wörther hat gleich eine
Idee umgesetzt, mit der die Versandkosten
für die Kunden niedrig gehalten
werden können. »Wir haben eine Box
entwickelt, mit der bis zu sechs Stifte
verschickt werden können, und zwar
als Standardbrief per Einschreiben«, erklärt
Bettina Wörther. »Das macht es für
Kunden etwa aus den USA interessant,
38 www.acquisa.de 01/2010
Foto: Wörther